#blogfragen | Mein Beitrag zur Blogparade

Herr Tommi und Frau Melli haben zur #Blogparade aufgerufen.

Mehr Infos: > LINK

Ein paar Antworten:
  • Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Mein erstes Blog, das ich damals (2004) noch Webtagebuch nannte, war ein schlichtes html-Ding mit Upload per Filezilla. Ich bin froh um diese Erfahrungen, denen ich meine ersten Schritte in Sachen Webdesign verdanke. Später, als ich andere Blogs als spannende Tageslektüre zu entdecken begann und da und dort mitlas, kam ich auf die Idee, ebenfalls so ein Tool, wie es die anderen nutzen, auszuprobieren. Mit ein paar wenigen Handgriffen war das erste Sofasophien-Blog erstellt.

Meistens schreibe ich meine Texte, jedenfalls wenn ich Internet habe, direkt am PC in den WordPress-Editor (für Blogtexte mag ich übrigens nach wie vor den Classic-Editor lieber als den Gutenberg, darin bin ich irgendwie klassisch).

Wenn ich unterwegs bin und/oder offline, schreibe ich die Texte oft zuerst ins Handy- oder iPad-Notizbuch oder in ein Textdokument und kopiere sie erst nach dem Editieren in die WordPress-App.

Da ich mit der WordPress-App praktisch von Anfang an (2010) mitgewachsen bin und das zeitweilige Unterwegs-Schreiben – Livebloggen – schon seit 15 Jahren praktiziere, habe ich mir dieses Vorgehen als reine Sicherheitsmaßnahme angewöhnt. In den ersten Jahren gab es so viele Bugs und Abstürze, dass unzählige Texte, die ich direkt in die App geschrieben hatte, verloren gegangen sind. Gebranntes Kind und so.

Inzwischen ist WordPress zwar stabil aber aus meiner Sicht total überladen, sodass ich mich manchmal danach sehne, die App wäre wieder so leicht und übersichtlich wie damals – nur ohne die Bugs. (Da WordPress inzwischen nicht mehr nur eine reine Blogsoftware ist, verstehe ich aber natürlich schon, dass sich die Nutzer*innenansprüche verändert haben.)

Weil die WordPress-Gratisversion vollgepackt ist mit Werbung, bin ich vor einigen Jahren schon unter die Selbsthoster*innen gegangen.


  • Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?

Oft genau dann, wenn ich am wenigstens Zeit und Muße habe. Eine Idee, ein erster Gedanke, streift mich meistens ungefragt. Vieles, worüber ich schreiben will, bleibt darum ungeschrieben.

Manchmal sind die kleinen Samenkörner, die ich da und dort aufschnappe, ausdauernd und landen eines Tages als Wort auf einem Zettel oder sie leben erst eine ganze Weile in mir drin, bevor sie doch noch irgendwann in einen Text münden.

Schreibauslöser sind meistens Erlebnisse, Begegnungen, Ausflüge, Ereignisse, Berührendes und Bewegendes. Dinge, die mir gefallen, mich ermutigen, traurig machen oder erschüttern. Am liebsten schreibe ich, wenn ich das Gefühl habe, etwas mit einem gewissen Mehrwert zu sagen zu haben. Das kann Selbsterlebtes sein, Selbsterkanntes oder auch Fachwissen, das ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet habe. Selbst wenn ich Fiktives schreibe, bin das immer auch ich.


  • Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Früher habe ich die Texte immer gleich nach dem Schreiben publiziert. Inzwischen liegen sie oft eine Weile, bevor ich sie veröffentliche. Mir ist bewusst,  dass ich das vor allem für mich mache. Da ist kein Druck, keine Erwartung an mich, unbedingt etwas liefern zu müssen.


  • Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Pausen ja, aber sind Pausen nicht notwendig? Jede Lücke zwischen zwei Worten ist eine Pause. Ohne Pause geht gar nichts. Das Blog ist organisch und wächst mit, richtet sich nach meinen Bedürfnissen.

Ein von mir initiiertes Gemeinschaftblog mit Fotos, Pixartix hieß es, habe ich, haben wir irgendwann aufgegeben. Aber es ist noch online, denn es ist eine Art Kunstarchiv und erinnert mich an eine tolle Zeit mit anderen Menschen. Ein anderes Bilderblog habe ich ebenfalls irgendwann zu bespielen aufgehört, es ist auch immer noch online.


  • Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Ein Tool finden und zu schreiben anfangen. Nicht zu viel denken. Drauflosschreiben.

Heute würde ich vermutlich mit Writefreely, dem Blogtool des Fediversums, arbeiten, wenn ich nochmals anfangen würde.

#blogfragen | Blogparade

Frau Melli und Herr Tommi rufen zu einer Blogparade auf, die meinem Aufruf von neulich ganz ähnlich ist. Inspiriert dazu hat ihn eine aktuelle im englischen Raum laufende Blogparade called ‘Blog Question Challenge’, weshalb seine Blogparade   heißt.

Ich publiziere unten die Fragen, die es – vollständig oder in Teilen – zu beantworten gilt.

Verlinkt euren Text bitte mit Tommis und Mellis Blog, damit Tommi dort seine Liste weiterführen kann. > LINK

Wenn ihr nur Lust auf die erste Frage habt, … dann verlinkt eure Artikel gern mit meinem Aufruf > LINK

  1. Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
  2. Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
  3. Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
  4. Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
  5. Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
  6. Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
  7. Über welche Themen schreibst Du generell?
  8. Für wen schreibst Du?
  9. Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
  10. Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
  11. Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
  12. Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Selbstverständlich könnt ihr die Fragen und den Aufruf weiterteilen …

Ich bin gespannt auf eure Texte.

#WarumIchBlogge | Beiträgesammlung | #Blogparade

Die folgende Link-Sammlung ergänze ich laufend, wann immer ich einen neuen Blogartikel zum Thema #WarumIchBlogge mitbekomme:

Bitte verlinkt dazu eure Texte mit meinem > Link, damit ich euch hier verlinken kann. Danke.


Initialartikel:
Die Mützenfalterin > Link

Atari Frosch >  Link

Alienmother > Link

… wird laufend ergänzt …


Hier lang geht’s zur Fediwall zum Hashtag #WarumIchBlogge

#WarumIchBlogge | Mein 21. Jahr

Die Mützenfalterin erzählt hier, warum sie noch immer bloggt. Ihr Text berührte mich so sehr, dass ich im Fediversum zu einer #Blogparade aufgerufen habe. Bitte gern weitersagen und mitmachen.

Warum blogge ich denn noch immer?

Erste Antwort, frei Schnauze? Mein Blog ist mein ausgelagertes Gedächntnis. Es bewahrt mein Erleben und hilft mir, mich zu erinnern. Und nicht zu vergessen, worüber ich vor Jahren nachdachte, was mich einst beschäftigte, beglückte, ärgerte. Und wie die Welt sich stetig verändert hat. Und natürlich weiß mein Blog auch oft, wo ich wann war – dank Bildern und Reiseartikeln … Es ist mein persönliches Archiv, das meine kleine Welt in komprimierter Form abbildet und so gesehen ist es sogar ein persönliches Zeitdokument.

Gestern sagte ich zum Liebsten, dass – zumindest in meiner Wahrnehmung und Erinerung – bis zu Beginn der Zwanzigzwanziger das damalige Internet ein irgendwie besseres Internet gewesen ist. Fake News und die ganzen Internet-und-Gesellschaft-kaputtmach-Dinge nahm ich vor der Pandemie weniger umfassend wahr als heute. Vermutlich eine Illusion und vermutlich nahm ich es so wahr, weil ich es so sehen wollte. Dennoch hat sich die letzten Jahre meiner Meinung nach vieles zum schlechten gewendet.

In diesem pandemischen Früher, als ich zu bloggen begonnen hatte (2004 war das), fand ich es toll, dass Menschen, die gern schreiben, in diesem Internet ein günstiges, niederschwelliges und leicht handzuhabendes Werkzeug nutzen konnten, um Gedanken und Alltägliches mit anderen zu teilen, Resonanz zu erzeugen, sich zu vernetzen, Menschen rein virtuell kennenzulernen und/oder im Schreibfluss zu bleiben.

Allmählich wendete ich mich andere Social Media-Plattformen zu, die anderen Gesetzen als denen der Bloggosphäre gehorchten und die mir mit ihren Algorithmen und versprochener Reichweite das Blaue vom Himmel versprachen. Mehr und mehr richtete ich meinen Blick auf Follower*innenzahlen und die Leichtigkeit des Einfach-drauflos-Schreibens kam mir nach und nach abhanden. Mit ihr die Frequenz der Beiträge. Auf einmal wurde Twitter mein Hauptmedium und der Austausch, der dort kurz und zeitnah möglich war, wurde mir wichtiger als die Bloggerei.

Immer wieder hatte ich phasenweise das Bedürfnis, das Bloggen einzustellen. Mit wachsender Followy-Zahl war zuden auch mein Anspruch an mein Geschreibsel gewachsen. Dazu kam das Bewusstsein, dass das hier ja alles öffentlich sichtbar und ungeschützt ist und ich doch eigentlich gar nicht soo viel allzu Persönliches preisgeben sollte. Daten und so. Na ja. Solche Überlegungen machten aus dem Schreiben zeitweilig eine Pflichtübung, die dazu führte, dass ich für die sehr persönliche Dinge eine Art Tagebuchblog (für einige wenige Freund*innen) anlegte.

Als sich WordPress immer mehr kommerzialisierte, war ich kurz davor, das Hauptblog hier zu schließen. Doch irgendwie war das auch nicht das, was ich wirklich wollte. Also zog ich vor einigen Jahren weg von WordPress unter das selbstgehostete Blogdach, das ich mit anderen zusammen gemeinschaftlich pflege. Gute Sache. Auch wenn die meisten der doch recht zahlreichen Followys meines damaligen Blogs auf der Strecke geblieben sind, ist es für mich hier wieder viel besser. Allmählich fühlt es sich hier wieder so ähnlich wie damals an, wie am Anfang in den Nullerjahren, als sich alles noch so frei anfühlte.

Heute findet mein digital-soziales Leben, da ich endlich FB und Insta/Threads gelöscht habe (X ja schon längst), wieder in relativ überschaubaren von Menschen für Menschen gehosteten Räumen statt. Also nur noch in den Blogs und im Fediversum, das dank ActivityPub mit WordPress(.org) föderiert. Gute Sache.

Zum Schluss zitiere ich die Mützenfalterin, die am Ende ihres Blogartikels folgendes über Mely Kiyaks Texte schreibt:

»Ich fühle mich verstanden, ich fühle mich als Teil der Menschheit, ich fühle diese ganze sehr komplizierte und häufig schmerzhafte Angelegenheit am Leben zu sein, ich fühle wie das ist, wenn man zweifelt und trotzdem weitermacht, ich fühle die ungeheure Kraft des darüber Schreibens, des die Scham Überwindens, des sich selbst ernst Nehmens, ohne sich über die anderen zu stellen. Ich fühle Verbundenheit. Und das ist ein großer Trost, eine Inspiration und eine Ermutigung.«

Für mich gelten diese Zeilen nicht nur für Kiyaks Texte, sondern auch für das Leben in meiner digital-sozialen Umgebung. Besser könnte ich es nicht formulieren.

Kurz gesagt blogge ich, weil ich mich dabei mit meinen Mitmenschen verbunden fühle, mit dir und dir und dir …

Das neue also …

Alles ist anders geworden? Quatsch, alles ist gleichgeblieben.
Alles? Na ja, immerhin eine Zahl hat sich geändert. Also jedenfalls hier bei uns. Bei anderen Menschen in anderen Ländern ist davon nichts zu merken.

Das neue Jahr also. Was wissen wir darüber? Wenig. Na ja, ich werde einen runden Geburtstag begehen. Dabei mag ich die Fünf. Und eigentlich mag ich eh lieber ungerade Zahlen.

Was noch? Das Leben, der Alltag, geht ab Morgen wieder los. Die Läden machen wieder auf. Die Welt tut so als ob. Immer tut sie so als ob.

Was bleibt? Was ändert sich; und warum? Änderungen brauchen Kraft. Nein, es ist nicht das neue Jahr, das über meine Kraft bestimmt. Wie viel, das mit betrifft, gestalte ich eigentlich selbst und wie viel geschieht – so oder anders –, weil ich mich nicht entscheiden wollte, mich nicht entschieden habe, mich nicht in mein eigenes Leben eingemischt, es nicht mitgestaltet habe? Wem gebe ich die Schuld, wenn es nicht passt, wenn es nicht wird, wie ich es mir passiv erhoffte?

Viel oder wenig. Mehr oder weniger.

Pläne lassen sich selten exakt in die Wirklichkeit übertragen. Auch Wünsche und Sehnsüchte nicht, aber deshalb nicht zu träumen und nicht zu planen ist ja eigentlich auch doof.

Hoffen? Gern, aber worauf? Werden wir es schaffen, wir Menschen, unseren Zerfall aufzuhalten?

Das neue Jahr also. »Sei uns freundlich gesinnt« würde ich dich bitten, wenn du denn handlungsfähig wärst. Dabei bist du nur vergängliche Zeit und bewegst dich, weil wir uns bewegen. Anders die Erde, die sich immerzu dreht, was immer wir auch tun. Und lassen. Und unterlassen.

Verständnis? Ja, aber …

Auf der Suche nach einem Ereignis, über das ich gebloggt zu haben meine, scrolle ich manchmal durch mein Blog. Dieses externe Gedächtnis war mir schon oft sehr hilfreich.

Dabei bin ich heute auf diesen präpandemischen Text hier gestoßen, den ich – auch fünf Jahre später – so noch unterschreibe.

Drei rotbemützte Bäume
Drei rotbemützte Bäume, verfremdet

Ich verstehe, warum wir uns Halstücher und Mützen anziehen. Krawatten werden mir wohl immer ein Rätsel bleiben.

Ich mag Barfußgehen auf der Erde und durch nasses Gras. Gehen in Stöckelschuhen tut mir nur schon beim Zuschauen weh.

Ich verstehe mich auf Schönheit und Ästethik. Nicht auf Effekthascherei.

Ich kann Stimmungen hinter der Schminke lesen. Von Maskeraden und Make-Up verstehe ich nichts.

Ich verstehe etwas von der Sprache der Liebe. Nichts aber von jener der Image- und Machtsymbole.

Ich erkenne, wenn jemand Hilfe braucht. Von Intrigen und Powergames habe ich keine Ahnung.

Ich liebe es, spontane Geschenke zu machen, aber mit Schenken-auf-Befehl kann man mich verjagen.

Ich verstehe etwas von Gefühlen, mit dem Missbrauch derselben bin ich allerdings immer wieder überfordert.

Ich mag es, mir eine eigene Meinung zu bilden, sie aber als die einzig richtige zu betrachten, geht mir gegen den Strich.

Ich freue mich über Rückmeldungen für mein Tun. Auf Lob zu warten mag ich dennoch nicht.

Ich mag es, Herzblut und Zeit an Freundinnen und Freunden zu verschenken. Mich aber von Menschen ausnutzen und klein machen zu lassen ist überflüssige Kraft- und Zeitverschwendung.

Ich echauffiere mich immer mal wieder über Dinge, die andere tun oder lassen. Hasskommentare und Hassaktionen gehen dennoch absolut nicht.

Ich verhalte mich solidarisch. Ausgrenzung und Ausbeutung toleriere ich nicht.

Ich stehe für Würde. Sie ist weder freiwillig noch ein Konjunktiv, sie ist ein für alle Menschen geltendes Menschenrecht.

Noch krassere Jahresrückblickgedanken

Gut und schwierig lagen dieses Jahr krass nah beieinander, schrieb ich neulich, etwas mehr als einen Monat ist es her.

Ja, 2024 war für mich tatsächlich ein krasses Jahr. Und der November hat die Vormonate noch getoppt. Ich hoffe, das Jahresende wird entspannter.

Es war das Jahr mit dem krassesten Zahnweh seit langem,

(Inzwischen wird ein Wurzelkanal des schlimmen Zahns behandelt und die Schmerzen sind Geschichte.)

… mit krass anstrengenden Autogeschichten,

(Mein Autochen hat erst bei der zweiten Prüfung bestanden. Alles wieder gut. Aber der Weg dahin? Puh. Krass.)

… mit Besuch vom krassen Virus mal wieder,

(Ja, zum zweiten Mal COVID, aber eigentlich hatten wir diesmal ziemlich Glück. Und ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist.)

… mit der krassesten Erschöpfung seit langem.

(Ist dann auch mal genug, bitte, Leben.)

Pudel-Dudeleien

Samt Schutzumschlag liegt es vor mir, das Buch aus meinem letzten Blogpost, Betty MacDonalds Fräulein Pudel-Dudels Wunderkuren.

Eine liebe Freundin hat mir den Tipp gegeben, es doch bei der National- oder bei der Kantonsbibliothek zu versuchen. Bei der einen, in Bern, hätte ich es mir nur zur Lesung im Lesesaal ausleihen können, bei der zweiten wurde es mir gegen Versandbebühr zugeschickt. Die Ausleihe von Büchern ist in beiden Bibliotheken kostenlos. Wow.

Buchcover. Hellbeiger Hintergrund, darauf oben Autorinname und Buchtitel. Darunter eine alte Frau mit Dutt, die einen Vogelbauer trägt. Darin sitzt ein orangefarbener Papagei. Zu ihren Füßen geht ein Dackel, der am Papagei schnuppert. Links neben der alten Frau stehen ein paar Kinder. Das Bild ist in kindlichem Stil gemalt.
Buchcover. Hellbeiger Hintergrund, darauf oben Autorinname und Buchtitel. Darunter eine alte Frau mit Dutt, die einen Vogelbauer trägt. Darin sitzt ein orangefarbener Papagei. Zu ihren Füßen geht ein Dackel, der am Papagei schnuppert. Links neben der alten Frau stehen ein paar Kinder. Das Bild ist in kindlichem Stil gemalt.

Gestern habe ich das Buch aus dem Jahr 1963 für den Eigengebrauch digitalisiert. Als PDF und als ePub (falls wer will, bitte melden). Ebenfalls gestern habe ich mit Lesen angefangen. Und ja, vieles ist genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Woran ich mich nicht mehr erinnerte – immerhin war ich erst 8-10 Jahre jung, als ich es gelesen habe –, ist das damalige Frauenbild. Für mich war das damals vermutlich die Normalität. Wie klar damals noch alles war: Mädchenrollen, Bubenrollen. Frauenrollen. Männerrollen. Wow.

Wenn ich schaue, wo wir heute sind, erkenne ich dankbar, dass sich da ja doch, trotz allem, etwas getan hat. Wow.

Es gibt immer noch sehr viel zu tun.

Die Idee, das Kinderbuch in heutige Sprache zu transponieren, geistert in meinem Kopf herum. Die Probleme und Themen der Menschen, die im Buch vorkommen, sind nicht mehr zeitgemäß, aber die Probleme und Themen der Menschen, die heute leben, könnten teils mit ähnlichen Ideen, wie sie Fräulein Frau Pudel-Dudel damals hatte, entspannt werden. Ich denke insbesondere an neurodivergente Kinder und ihre Familien.

Vielleicht-vielleicht probiere ich das tatsächlich aus. Spaß würde es machen, glaube ich.

Ein Lieblingskinderbuch taucht am Erinnerungshorizont auf …

So langsam schleicht sich das Virus, das vor fünf Jahren die Welt veränderte, wieder aus meinem Körper – und mit ihm verlässt mich das Fieber. Diesmal hat es mich deutlich weniger heftig in die Knie gezwungen als vor zwei Jahren. Diesmal habe ich ihm mehr Widerstand leisten können, die Impfungen halfen. Gleichzeitige Zahnschmerzen, die behandelt werden müssen – verschoben auf nach dem Kranksein. Dennoch bin ich nicht so leichtsinnig, diese Krankheit auf die leichte Schulter zu nehmen. Nur weil ich Glück hatte, haben andere nicht automatisch auch Glück.

Draußen liegt seit vorgestern Abend Schnee. Er schmilzt – oder sinkt zumindest in sich zusammen, wie es Schnee zu tun pflegt. Ich werde nachher, das erste Mal seit Montag, das Haus verlassen. Morgen sind Abstimmungen. Ich will meine Wahlunterlagen in den Briefkasten des Gemeindehauses werfen. Bürgerinnenpflicht. Wider die Hoffnungslosigkeit. Hinter das erste JA, das ich geschrieben habe, um den jungen Menschen meines Kantons  schon ab 16 Jahren zu einer Stimme zu verhelfen, habe ich versehentlich und impulsiv ein Ausrufezeichen gesetzt. Keine Ahnung, ob die Stimme damit noch gültig ist. Ich hoffe es. (Von mir aus dürfte sie doppelt gezählt werden.)

Die Stimmen gegen das Stimmrecht ab 16 tönten so: »Bis jetzt ging es ja auch immer!«

Ja, genau. Fragt sich bloß, wie?! Sagte ich schon, dass ich je länger je politikverdrossener bin?

Gestern, ausgelöst durch einen Chat mit einer Freundin, die schreibend über ihre Kinder nachdachte, fiel ich mitten in eine Erinnerung. Wie hatte dieses Buch doch gleich noch geheißen, dass ich in der dritten, vierten und fünften Klasse wieder und wieder gelesen habe? Es war eins dieser wunderbaren Bücher, die ein fantasiebegabtes Kind, wie ich es eins war, einfach lieben musste. Das ging gar nicht anders, denn Fräulein Pudel-Dudel wusste immer Rat. Solche Erwachsenen hätte ich mir damals gewünscht.

Ein leinengebundenes, orangefarbenes Buch, dessen Buchrücken und Vorderseite sichtbar sind. Auf dem Buchrücken ist der Autorinname »Betty MacDonald« und der Buchtitel »Fräulein Pudel-Dudels Wunderkuren« lesbar. Auf der Vorderseite rechts unten ist eine stilisierte Person mit wuscheligem Haarschopf neben einem Vogelbauer, in dem ein Papagei sitzt, zu sehen. Die Figurern und die Beschriftung sind in dunkelgrüner Farbe in den Leineneinband eingeprägt.
Ein leinengebundenes, orangefarbenes Buch, dessen Buchrücken und Vorderseite sichtbar sind. Auf dem Buchrücken ist der Autorinname »Betty MacDonald« und der Buchtitel »Fräulein Pudel-Dudels Wunderkuren« lesbar. Auf der Vorderseite rechts unten ist eine stilisierte Person mit wuscheligem Haarschopf neben einem Vogelbauer, in dem ein Papagei sitzt, zu sehen. Die Figurern und die Beschriftung sind in dunkelgrüner Farbe in den Leineneinband eingeprägt.

Immer, wenn Kinder und ihre Eltern (na ja, es waren meistens die Mütter) nicht mehr weitergewusst hatten, gingen sie zu ihr. Fräulein Pudel-Dudel, eine kauzige, ältere Frau mit einem riesengroßen Herz, die eine Art Mix aus Selbsterfahrung, Antiautorität und viel Vertrauen in die Lösung der familiären Probleme legte, hatte für alle ein offenes Ohr. Sie traute den Kindern zu, aus gemachten Erfahrungen ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und ermöglichte es, den Eltern, neue Zugänge zu ihren Kindern zu finden. Und umgekehrt.

So jedenfalls las ich die Geschichten damals, hungrig wie ich nach funktionierenden, liebevollen Familiensystemen war. So sollte es sein, fand ich, so sollten Mütter mit ihren Kindern umgehen. Egal, ob die Kinder nicht aufräumten, ihre Aufgaben nicht machten oder nicht essen wollten … Fräulein Pudel-Dudel hatte eine gute Idee, wie allen geholfen werden konnte. Na ja, wahrscheinlich idealisiere ich. Egal.

Es war übrigens exakt die abgebildete Ausgabe – gestern auf Buchbot* gefunden (Ausgabe Exlibris, Zürich**) –, die ich hatte. In meiner Erinnerung habe ich das Buch jahrelang mit mir herumgeschleppt. Und gestern habe ich es also im Netz wiedergefunden, allerdings in keinem mir bekannten Antiquariat zu kaufen. Ich habe eine Suchanfrage gestartet, denn ja, zugegeben, ich würde das Buch zu gern aus heutiger Sicht noch einmal lesen. Betty MacDonald, die Autor und selbst Mutter, hatte ein bewegtes Leben, wie ich gestern gelesen habe. Ich glaube, das Buch könnte mir auch heute noch gefallen.

Vielleicht-vielleicht wäre die Welt ein klein bisschen besser, wenn wir alle ein bisschen pudel-dudeliger wären.


*Hier mehr Infos:

**Wie dankbar ich meinen Eltern noch immer für das Bücherregal im oberen Flur bin, das sie mit im Monatsabo eintreffenden Büchern füllten, die vermutlich nur ich las. Billigausgaben. Warum sie das Abo nicht abbestellten? Ich weiß es nicht. Ach, fällt mir ein, auch das Reader’s Digest-Magazin habe ich Monat für Monat verschlungen.

Ausgelesen #43 | Wo die Geister tanzen von Joana Osman

Etwa anderthalb Wochen lang bin ich in Joana Osmans autofiktivem Roman »Wo die Geister tanzen« eingetaucht. Heute habe ich das Buch fertig gelesen. Es geht um den Nahostkonflikt. Um Menschen, die einst Palästina als Heimat wähnten. Um Osmans Großeltern, die nach der Gründung Israels aus ihrer Heimat, Jaffa, vertrieben wurden, staatenlos Gewordene … Die Autorin, in Deutschland aufgewachsen, beschreibt die Flucht der Großeltern, all die neuen provisorischen Wohnungen unterwegs und die bittere Armut, Hunger, Kälte, Ausgestoßensein … Trotz ihrer beinahe leichtfüßigen Erzählweise gehen mir ihre Geschichten tief unter die Haut. Oder vielleicht genau deswegen? Und auch weil ich weiß, dass das alles ja so oder ähnlich auch heute noch geschieht. Immer. Irgendwo. Krieg ist immer irgendwo. Flucht auch.

Oft fühle ich diese ganze Last dieser Scham des Privilegiert-Seins auf mir. Meine Privilegien. Unsere. Zwar bin ich materiell arm, doch ohne Angst hungern oder um ein Dach überm Kopf bangen zu müssen. Fluchtanlässe habe ich auch keine. Die Scham der Privilegierten einerseits, andererseits auch die Schuld – die Mitverantwortung – einer zufällig in einem reichen Land Geborenen, einer, die es sich eingerichtet hat in einem System, das sie im Grunde zutiefst anzweifelt. Zur Scham also auch noch die Schuld der Privilegierten.

Wenn ich solche Geschichten und Texte lese und mich dem Schmerz öffne, ist das wohl wie eine Art Ablasshandlung für mich – stelle ich irgendwann mitten in meiner Mit-Trauer fest. Auch Doomscrolling vielleicht einmal als eine Art selbstverletzendes Verhalten betrachten: ein Ritzen an der Seele sozusagen, um gefühlt ein wenig der Schuld und Scham zu kompensieren? Vielleicht.

Was aber kann ich tun? Mit-Fühlen, ja, immer, weiterhin. Nicht damit aufhören, nicht abstumpfen. Wachsam sein. Hinschauen. Mich solidarisieren. Wutmut füttern und Mutwut auch gleich. Und handeln. Da wo es geht.

Ich habe dieses Leid so satt, dieses menschliche, kollektive Leid, das von Generation zu Generation weitergereicht wird … all dieses Leid, all dieser Schmerz. Die Uneinsicht jener, die Macht haben.

Fazit? Die Menschheit ist zu großen Teilen kaputt.

»Ich möchte lieber nicht.« So schrieb Herr Buddenbohm heute. Ich möchte auch lieber nicht. Ja, ich glaube, gerade habe ich ein ziemliches Motivationsproblem.

Ach, und noch ein Fazit: Dieser Roman sollte Pflichtschullektüre werden. Aus Gründen.


Drei Generationen, verbunden durch die tiefe Sehnsucht danach, Wurzeln zu schlagen – in ihrem großen Roman erschreibt sich Joana Osman ihre eigene Familiengeschichte.
Joana Osmans Roman hat einen hellen Umschlag. Im unteren Bereich des Covers sehen wir die Fotografie von sechs Menschen, die als Silhouetten erkennbar sind und aus dem Wasser steigen. Darüber, im eierschalenweißen Bereich Autorin-Name (Joana Osman, in schwarzer Schrift) und Titel des Buches (Wo die Geister tanzen, in roten Großbuchstaben).
Joana Osmans Roman hat einen hellen Umschlag. Im unteren Bereich des Covers sehen wir die Fotografie von sechs Menschen, die als Silhouetten erkennbar sind und aus dem Wasser steigen. Darüber, im eierschalenweißen Bereich Autorin-Name (Joana Osman, in schwarzer Schrift) und Titel des Buches (Wo die Geister tanzen, in roten Großbuchstaben).

Sabiha und Ahmed sind fest verwurzelt in ihrer Heimatstadt Jaffa. Hier eröffnen sie ein eigenes Kino, um in der letzten Reihe bei Filmen mit Shirley Temple zu weinen, und ziehen ihre Söhne groß. Doch 1948, mit dem ersten arabisch-israelischen Krieg und schließlich der Gründung Israels, beginnt für die Familie eine Odyssee. Sie fliehen in den Libanon und weiter in die Türkei, stets auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Sie leben in Abbruchhäusern und werden von keinem Staat anerkannt. Sie trauern um die Verstorbenen und verlieren doch nie die Lust am Leben und erst recht nicht ihren Humor.

Siebzig Jahre später begibt sich Joana Osman in Israel auf Spurensuche. Wer waren ihre Großeltern, die ihren Vater auf der Flucht großzogen? Was war das für eine Reise, die auch ihr eigenes Aufwachsen so stark und doch so unsichtbar geprägt hat.

Fiktion und Autofiktion verschwimmen in diesem Roman, in dem Joana Osman ihre eigene Familiengeschichte vor dem Vergessen rettet. Voller Fantasie und hinreißendem Witz lässt sie die Geister der Vergangenheit tanzen. (Zitat Webseite Bertelsmann)

Hardcover, mit Schutzumschlag, 224 Seiten
Erschienen am 30.08.2023
ISBN: 978-3-570-10522-1