Was für eine tolle Tour!

Wir brauchen gestern zwar ziemlich viel Anlauf, aber irgendwann, es ist schon nach eins, kommen wir dann doch noch in die Gänge. Richtung Süden, der Reuß entlang, zieht es uns, zum Erdmannlistein, der in den Hügeln und Wäldern über Wohlen schon seit Tausenden von Jahren die menschliche Phantasie beflügelt. Menschgemacht oder ein Werk der Gletscherwanderung? Wer weiß es schon …

Wir radeln bei ziemlich starkem Gegenwind los. Unterwegs müssen wir immer wieder innehalten, an Brunnen und auf Schattenbänken Pause machen. Es ist heiß. Nicht hitzewellemäßig heiß, aber doch gute 29 Grad. Zum Glück schieben sich immer mal wieder ein paar Wolken vor die Sonne.

In Mellingen kommen Erinnerungen hoch. Weißt du noch, hier haben wir damals, vor neun Jahren, auf unserer ersten gemeinsamen Fernwanderung gepicknickt! Da und dort ploppen Erinnerungsfetzen auf.

Nach Fischbach-Göslikon geht es endlich in den kühlenden Wald, aufwärts allerdings, über Stock und Stein, und auf einmal sind wir da.

Nach einem Schwatz mit einem anderen Paar hängen wir unsere Hängematten auf und legen uns eine Weile hin. Es tut gut. Obwohl … mir ist es fast zu heiß und ich brauche lange, um mich abzukühlen. Normalerweise gelingt mir das in der Hängematte immer ganz schnell, da der Stoff so leicht und dünn ist.

Nach einer kleinen Zwischenmahlzeit radeln wir das erste Stück wieder so zurück, wie wir gekommen sind. Diesmal kann ich einem Hofladen in Fischbach-Göslikon nicht wiederstehen. Kürbisrisotto und Dinkelnudeln. Dazu sehr schön verpackt. Und glückliche Hühner-Eier. Und Salat. Hofläden machen einfach glücklich, uns und die Bäuerin.

Bei Niederwil wechseln wir auf die andere Reussseite, um von einer schönen Stelle aus in den Fluss hupsen zu können. Wie gut das tut!

Oh, wie genial ist das denn? Als wir wieder auf den Rädern sitzen, kurz nach Gnadenthal, einer Abkürzung zum Radweg folgend, findet der Liebste eine fast fünfzig Meter lange Brombeerhecke, die von reifen Früchten nur so überquillt! Ich bin daran vorbei gefahren, den Blick auf eine Wiese voller Krähen gerichtet, die Gruppendynamik dieser klugen Vögel zu ergründen versuchend. Ich fahre gern ein Stück zurück, denn zum Glück ist Irgendlinks Blick am rechte Straßenrand entlang gewandert. Was für Beeren! Und wie lecker sind die denn?! Wir füllen einen Sack mit reifen Beeren, doch ein Gutteil kommt direkt von Strauch in den Mund. So schmecken Beeren einfach am besten.

Später, bei Tägerig, entscheiden wir uns für einen anderen Rückweg. Wohlenschwil, Mägenwil, Birr-Lupfig … und als wir daheim anlangen ist es schon fast acht Uhr und auf dem Tacho stehen fast 50 Streckenkilometer. Für mich Couchpotato mein bisheriger Tagesrekord ever! Wie dankbar ich doch meinem Motörchen bin, ohne das ich das nicht geschafft hätte.