Alltagsbilder

Ich mag sie, diese erste Stunde. Obwohl es recht früh ist, neun Uhr. Meine monatliche Samstagsschicht in der Bibliothek beginnt meistens ganz ruhig. Ich lüfte, starte die für die Ausleihe notwendigen Programme, putze die Bücher aus der Rücknahme und stelle sie in die Regale. Dabei schaue ich die Neuheiten im Regal durch. Ob ich eins davon ausleihen und besprechen soll? Erfahrungsgemäß kommen vor zehn Uhr nur ein paar wenige Leute. Meistens ältere Damen.

Gerade habe ich eine ältere Dame bedient und verabschiedet und das Buch eines jungen Mädchens mit einem sehr schönen Vornamen eingescannt, als wir über Vornamen zu reden beginnen. Ich hatte nach der richtigen Aussprache ihres Namens gefragt, da auch mein Vorname oft falsch ausgesprochen wird. Da meldet sich die alte Dame, die am Tresen ihre Bücher einpackt, zu Wort. Sie hasse ihren Namen, sagt sie, immer schon, die Abkürzungen seien schrecklich und der Zweitname mache alles noch schlimmer. Sie erzählt von Auslandjahren und von ihren Erfahrungen. Innert weniger Minuten hat sie uns ihre Geschichte erzählt, die Kürzestfassung. Das Mädchen und ich hören zu, stellen ab und zu Fragen. Drei Frauengenerationen, die sich über ihren Platz in der Welt austauschen. Die alte Dame könnte meine Mutter sein und das Mädchen meine Tochter. Ein feines Gespräch. Auch die anderen Kundinnen nutzen heute die Gunst der Stunde. Es ist ruhig, es ist Zeit zum Reden da. Ich höre zu, berate manchmal zu Büchern, empfehle zuweilen Liebgewordenes. Dem Pensionär mit seiner Vorliebe für die Schärenkrimis empfehle ich den eben ausgelesenen Lapplandkrimi der gleichen Autorin, deren Bücher er zurückgebracht hat. Da und dort Gespräche über Lieblingsautor*innen. Und hat jener Autor eigentlich noch andere Bücher geschrieben? Haben Sie die da?

Die alten Leute kennen sich zumeist nicht mit der digitalen Suche an unseren PCs aus. Ich helfe gern.

Später fasse ich neben der Kollegin, die mir von ihren Kajak-Erfahrungen und von ihrem zukünftigen Studi-WG-Zimmer in Bern erzählt, neue Bücher in Folie. Eine sehr meditative Arbeit. Friedliche Stimmung.

Ach, und inzwischen scheint die Sonne. Endlich mal wieder Sonne! Wie gut das tut.

Auf dem Heimweg fahre ich durchs Quartier zum Supermarkt. Zwei Männer haben ein rotes Auto aufgebockt und wechseln das linke Vorderrad. »Hab ich auch eben erst gemacht, Jungs!«, denke ich beim Vorbeiradeln, »und nein, auch nicht allein!«

Im Supermarkt eine superliebe Kassiererin, die ins Plaudern kommt. Vermutlich steht es auf meiner Stirn: »Ich bin heute in Plauderlaune.«

Auf dem Rückweg sind die Jungs noch immer am gleichen Rad. Vorne links. Tse.

Mobil unter Brücken und an Tischen

Schon wieder zwei Tage her, dass ich zum Liebsten gefahren bin. Dreihundert Kilometer sind es ungefähr. Das eine Hörbuch reichte, wie zuhause berechnet, bis Colmar. Das zweite werde ich entweder dieser Tage oder auf dem Rückweg weiter hören. Aus Erfahrung komme ich hier aber eher selten zum Lesen/Hören.

Unterwegs kaum Schwerverkehr, dafür viele Menschen mit Kisten auf ihren Kisten, andere mit Wohnmobilen und Wohnwägen. Vorwärts, vorwärts. Wir fahren alle wohin, manche von uns, um uns zu erholen, uns mit lieben Menschen zu treffen, uns zusammenzusetzen.

Vor mir ein Auto, dessen Nummernschild nur noch an der linken Ecke festklebt. Ich sollte, ich will den Fahrenden Zeichen geben, aber zugleich nicht die Geschwindigkeitsbegrenzug überschreiten. Was kann ich tun? Welches Signal könnte die Fahrerin, den Fahrer auf das Problem aufmerksam machen? Noch während ich nach einer Lösung suche, fällt das Nummernschild ganz ab und fliegt direkt vor meiner Autonase vorbei in den Straßengraben auf der rechten Seite. Unbemerkt von den Menschen im Auto, das eh schneller als ich fahren will. Tant pis. Tut mir leid, aber.

Unter einer Brücke, irgendwo in der elsässischen Provinz wird es gewesen sein, dann diese zwei Menschen, die von oben den Autos auf der Gegenfahrbahn zuwinken. Ich folge ihnen mit meinem Blick im Rückspiegel. Jetzt hampeln sie sogar herum und ich hoffe, dass sie ein paar Zurückwinkende begeistern können.

Es ist genau vier Uhr, als ich das lothringische Städtchen Philippsbourg quere. Die Kirchenglocken bimmeln die Gläubigen herbei. Carefreitag ist es ja, fällt mir auf einmal ein. Eine Frau hastet auf den letzten Drücker mit Schönschuhchen und Handtäschchen den Kirchhügel bergan. Was bin ich froh, dass ich raus aus solcherlei Dingen bin!, denke ich.

Als ich eine Dreiviertelstunde später auf des Liebsten Hofplatz in eine herzliche Umarmung falle, bin ich einfach nur froh, hier zu sein.

Den Samstagnachmittag nutzen wir, um Freund S. aka Journlist F. im Pflegeheim aufzusuchen. Er bekommt wieder ein paar neue Bücher aufs Handy, für die Ohren, damit er während seiner offlinen Dialysezeiten nicht vor Langweile stirbt. Das nächste Mal werden wir ihm Obst mitbringen, denn das Essen im Heim ist unter aller Sau. Gesund geht anders. Ein Lichtblick ist darum das Elektromobil, das eine alte Dame verkaufen will. S’. freundlicher Behindertentaxifahrer kennt die Dame und hat zwischen S. und ihm eine Brücke geschlagen. Sogar ein spontaner Sponsor ist in Sicht. Man darf auch einmal Glück haben! Wir zwei werden heute hinfahren, die alte Dame besuchen, gucken, ob das Mobil zu Freund S. passt und falls ja, für einen Transport sorgen.

Denn ja, ’Wieder mehr Mobilität für Freund S.’ ist auch für uns wirklich ein Lichtblick. Die Besuche im Pflegeheim machen mich langfristig demütig. Obwohl es ein eher okayes Heim ist, liegt da so viel im Argen. Zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu wenig …

Noch trauriger aber macht mich, dass kaum mehr jemand Freund S. besucht. Ja, klar, es gibt prickelndere Zeitvertreibe als Besuche im Pflegeheim. Dennoch … es tut weh. Mir vorzustellen, dass ich vielleicht auch einmal in einer ähnlichen Institution landen könnte, wo niemand auf meine Unverträglichkeiten und Bedürfnisse Rücksicht nimmt, weil Zeit und Geld fehlen … es ist zum Heulen.

Vorhin hat der Liebste seine Mama am anderen Hofende besucht und ist mit einem Osterkörbchen voller Leckereien zurückgekommen, von denen ich zwar nichts vertrage, aber die Freude über diese kleine Aufmerksamkeit ist herzerwärmend. Wie gut es uns doch geht!

Jetzt sitzen wir beide an unseren Rechnern, an unseren Kopf-Mobilen, und hacken Blogtexte. Nachher werde ich noch einen Freundinnentext redigieren, dessen Deadline leider schon am Dienstag ist; und die Freundin soll ihn ja noch überarbeiten können vor der Abgabe. Da ich solche Arbeiten mag, ist das aber kein Problem für mich.

Das eben frisch gebackene Brötchenzöix sieht lecker aus. Für mich histaminfreie Brötchen, für den liebsten ein Backpulverbaguette, unter anderem mit Roggenmehl.

Gleich Frühstückszeit. Und ein erster Schritt, hier wieder mehr einfach drauflos zu schreiben.

Veränderbar, aber wir müssen es wollen

Unsere Körper gehorchen natürlichen Gesetzmäßigkeiten, körpereigenen Strukturen. So und so funktioniert ein Körper, so und so hat er sich seit Anbeginn der Zeit entwickelt.

Würde die Menschheit – die gesamte menschliche Gesellschaft – wie so ein Körper funktionieren, wie sähe da wohl die natürliche Struktur und Gesetzmäßigkeit aus? Gibt es eine allen Säugentieren übergeordnete Struktur? Wohl kaum, ich glaube, wir müssen da näher hinzoomen und jede Spezies gesondert betrachten.

Wie viele tausend Jahre tun wir Menschen nun bereits so, als wären Patriarchat und Frauenunterdrückung naturgemäße Strukturen und Gesetzmäßigkeiten? Selbst heute, mit all den Erkenntnissen, die wir inzwischen haben, leben wir gemäß verinnerlichten monotheistischen und patriarchalen Weltbildern, die so gar nichts mit der wahren Natur des Menschseins gemein haben. Vielmehr ist es doch die weibliche, die matriarchale Struktur, die der Natur entspricht: Nähren, hegen, wachsen, gemeinsam leben fördern.

Dennoch leben wir alle so, als wären diese patriarchalen Strukturen unabänderlich. Wir verhalten uns diesen verinnerlichten Regeln gemäß, haben sogar (oft) sehr gründlich aufgehört, darüber nachzudenken, wie sich Grundsätzliches verändern ließe, zu tief ist das Gewohnte in all unserm Tun verankert. Zeit und Kraft fehlen, zu sehr sind wir mit dem Erhalt des Status Quo, den wir so gar nicht unbedingt richtig finden, beschäftigt. Mangels Alternativen (aber da bin ich eben gar nicht so sicher. Es gäbe sie, aber wir kennen sie noch nicht).

Ich sehe diese patriarchalen Strukturen, diese Weltbilder, wann immer ich Nachrichten und Bücher lese, Filme gucke. Sie funktionieren ganz automatisch. Die Darstellung von Männer und Frauen – in der Berichterstattung ebenso wie in der Fiktion – vorhersehbar: Die Frau, oft hilfsbedürftig und in der Opferrolle, von physischer, struktureller und/oder sexueller Gewalt bedroht – in den Nachrichten und Krimis ebenso wie in Gesellschaftsromanen. Der Mann, oft stark und nicht selten gewaltbereit. Ausnahmen gibt es zum Glück immer mehr, in der Realität ebenso wie in der Fiktion, doch meistens wissen alle Mitspielenden, wo ihr Platz ist.

Ich sehne mich nach neuen Geschichten. Ich habe zuweilen sogar Lust, selbst eine neue Geschichte zu schreiben. Sie müsste, ahne ich, irgendwo in der (hoffentlich nahen) Zukunft angesiedelt sein, da auf matriarchalen Strukturen basierendes Alltagsleben noch Theorie und Utopie ist. Vielleicht  gibt es ja bald ein neues Untergenre von Fantasy? Hoffentlich.

Mit solchen Gedanken beschäftigte ich mich gestern Abend, nachdem ich mir einen weiteren Teil der vierteiligen Miniserie ’Unorthodox’ auf Netflix angeschaut hatte. Ich ertrage es, zugegeben, nur sehr schlecht, Esther und den anderen jungen Frauen beim Leben in ihrer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinschaft in New York zuzuschauen. Am schwersten auszuhalten ist für mich, wie manche Frauen ’das traditionellen Wissen’ an die jüngeren Frauen weitergeben. Wissen à la ’Wie macht man einen Mann glücklich?’ Dabei bleibt die natürliche weibliche Lust auf der Strecke – denn sie ist sündig. Eine Frau ist in erster Linie Gebärmaschine. Wenn ich von dieser einen Gemeinschaft den Blick weite und all die unzähligen Gesellschaften rund um den Erdball betrachte, in denen Frauen keine oder kaum Rechte auf eigene Bedürfnisse und Entfaltung haben (Iran, Afghanistan, Asien, Afrika), wird mir das Herz schwer. Für mich persönlich am schlimmsten empfinde ich es dort, wo die Regeln (angeblich) aus monotheistischen Quellen stammen – von männlich gelesenen Göttern diktiert. Genitalverstümmelungen und andere Verbrechen am weiblichen Körper. (Wie können Menschen an Götter glauben, die solche Dinge von den Menschen verlangen?)

Ob ich noch Hoffnung für die Menschheit habe? Ein bisschen. Wenn wir das Betriebssystem von patriarchal auf matriarchal zu drehen vermögen, könnte es funktionieren. Vielleicht.

11 Antworten auf 11 von 1000 Fragen

Ich habe heute auf Mastodon um zehn ein- bis dreistellige Zahlen gebeten und beantworte nachfolgend die entsprechenden Fragen einer Fragenliste mit »1000 Fragen an dich selbst«. Es sind schließlich elf Zahlen geworden. Und elf Antworten.

Du findest die ganze Liste übrigens hier (Link).

776. Welche Note von 0 bis 100 [wobei 0 für schlecht und 100 für perfekt steht] würdest du deinem Leben geben?

Ich kenne wirklich noch keine Person, die ihrem Leben die vollen 100 Punkte geben würde und bis vor wenigen Jahren wäre ich nie auf die Idee gekommen meinem Leben mehr als 50 Punkte zu geben. Inzwischen kann ich mir das aber doch so langsam vorstellen. Nicht aufs Ganze gesehen, da gab es zu viel Schweres, aber ab einem Wendepunkt. Und jedenfalls, wenn es bei mir jetzt so weitergeht. (Hier ist die explizit persönliche Lebensqualität gemeint, nicht das globale Ganze – falls sich das überhaupt trennen lässt.)

877. Wer beschützt dich?

Brauche ich denn eine*r Beschützer*in außerhalb meiner selbst? Außer, falls ich es selbst nicht kann? Nun ja, falls doch, dann ist es wohl erstens mein Liebster, der vor allem besonders dann gut zu mir schaut, wenn ich es selbst gerade nicht gut hinbekomme. Und zweitens: Alle lieben Menschen in meinem Leben, die mir gut und Gutes tun. Allen voran meine besten Freundinnen (U., L., M. und noch ein paar mehr).

12. Was möchtest du dir unbedingt irgendwann einmal kaufen?

Ein Beamgerät/einen Portschlüssel, das/der mich (und wer immer mich begleiten möchte) ganz ohne Energie und Abgase an meine Lieblingsorte und zu meinen Lieblingsmenschen beamt.

324. Wie alt fühlst du dich?

Innerlich jünger als ich mir früher siebenundfünfzig Jahre alt zu sein vorgestellt habe. Körperlich allerdings manchmal ganz genauso alt.

8. In welchem Punkt gleichst du deiner Mutter?

In manchen, in manchen nicht. Sie guckte zum Beispiel auch gerne Krimis.

509. Wie trinkst du deinen Kaffee am liebsten?

Das ist die bisher leichteste Frage: Weder stehend noch liegend, weder aus einem Becher noch aus einer Tasse, weder Instant noch aus der Kapsel oder dem Espressokocher, weder mit noch ohne Milch oder Zucker. Schlicht: Gar nicht.

42. Warst du gut in der Schule?

Durchschnittlich wohl im obersten Viertel, was die Noten angeht. Ich war ein ziemlich neu- und lernbegieriges Kind – jedenfalls bei den Dingen, die mich interessiert haben. Das hat sich bis heute nicht geändert.

666. Wer hat dir in deinem Leben am heftigsten wehgetan?

Meine Mutter und ein Ex-Mann.

21. Ist es wichtig für dich, was andere von dir denken?

Leider noch viel zu sehr, ja. Da arbeite ich dran.

279. Machst du leicht Versprechungen?

Eher nicht, weder mir noch anderen. Da mir sehr bewusst ist, wie rasch sich alles ändern kann, verspreche ich eher selten Dinge. Ich verspreche eigentlich nur, was ich auch halten kann oder hoffe, halten zu können.

371. Was würdest du gerne einmal tun, vorausgesetzt dass es nicht schiefgehen wird?

Im Alltag denke ich immer mal: Wenn ich jetzt mutiger wäre, würde ich das tun. Oder jenes nicht mehr tun. Vielleicht lautet darum die Antwort schlicht: Mutiger sein.


Zur Liste > hier klicken.

Die Fragen gespendet haben:
@cochise
@lakritze
@Alpha
@kropbenesch
@Pollos_Hermario
@DasNest
@DerEmil
@Schreddergeld
@viennawriter
@Tami
@t0fur0cker


Angeregt wurde dieser Blogtext durch die gnädige und sich wundernde Frau (hierlang).

Momentaufnahme

Ich komme mir nicht hinterher.
Nicht mit der Erledigung all der Dinge, die auf meinen Listen stehen.
Nicht mit Agieren und Reagieren – weder persönlich, noch per Mail oder Chat, geschweige denn in den Sozialen Netzwerken.
Nicht mit all den Büchern, die ich lesen und hören will.
Nicht mit all den Filmen und Serien, die ich mir anschauen will.
Nicht mit all den Nachrichten über Katastrophen, Kriege und Menschenrechtsverletzungen, die ich begreifen will.
Nicht mit dem Verfassen eines Jahresrückblicks. (Das schon gar nicht. Wozu auch.)

Ich kann mich schlecht konzentrieren und fokussieren.
In meinem Kopf springen Hasen herum.

Draußen schneit es sei gestern, abwechselnd mit Schneeregen.
Ziemlich optimal ist das.
Es sieht hübsch aus und muss nicht weggeschippt werden.

Es ist mir zu kalt und zu nass zum Rausgehen.
Trotz der zwei Paar Wollsocken übereinander.

Es ist mir nach Winterschlaf.
Oder nach Bücher lesen und hören,
und nach Filme gucken.
Am liebsten mit Decke übern Kopf
und um mich rum.

Aber nur Input geht ja auch nicht,
irgendwo muss das Viel an Geschichten ja auch wieder raus,
das ich da verschlinge.

Wie machen das andere, die nicht schreiben?
Wie reflektieren andere, was sie denken, tun und fühlen?

Ach, und ist es das, was Kommunikation eigentlich ist:
Verdauen?

Will ich schreibenderweise mehr als nur laut zu denken?
Will ich Spuren hinterlassen?
Wenn ja, für wen und warum?
Geht es darum, irgendwem irgendetwas zu beweisen?
Geht es hier gar um Unsterblichkeit?
Mir nicht.

Lass gut sein, Sofasophia,
es ist, wie es ist.

Und sie erlaubte sich und dem Jahr einen ruhigen Abschluss.

THE END

(Oh, es ist ja noch gar nicht Silvester.)

Altlasten

Es hatte sich einiges angesammelt, und ich meine das sowohl metaphorisch als auch materiell, also beluden wir das Autochen und fuhren an jenem symbolträchtigen Tag, da wir beide wieder covid-negativ waren, zur Mülldeponie.

Die große Halle wird rege frequentiert, wann immer ich dort vorbeigehe. Meistens bringe ich nur Altglas und den ‘gelben Sack’ vorbei, denn wir haben bei uns im Dorf keine eigene ‘Gelber-Sack’-Sammelstelle. Da ich  meine Sackrolle habe ich hier gekauft habe, bringe ich auch meine vollen ‘gelben Säcke’ hierher. Besser fände ich es natürlich, wenn die gelben – na ja, eigentlich ja durchsichtigen – Säcke wie der Restmüll von den Gemeinden abgeholt würde, vermutlich würden mehr Menschen ihren sogenannten Hauskehricht trennen.*

In meinem Autochen versammelten sich neulich also

  • 1 uralter Laptop (ohne Festplatte)
  • 1 kaputtes Waffeleisen (unreparierbar leider)
  • 2 angeschlagene Teekrüge aus meinen Zwanzigern, die mir beim Putzen in die Hände gefallen sind
  • Verpackungsstyropor
  • 1 paar Meter alte Kabel und Ladegeräte, für Geräte und Anschlüsse, die es nicht mehr gibt
  • Pet-Flaschen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • Glasflaschen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • 3 Bierdosen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • 1 Kartonkiste voll, plus ein Bündel Altkarton
  • 1 Bündel Altpapier (Karton und Papier wird normalerweise innerhalb der Gemeinden abgeholt, allerdings sehr selten, und ganz oft genau dann, wenn ich beim Liebsten iin Deutschland bin)

Das Glas ist schnell in die Container vor der großen Halle geworfen. Zuweilen liebe ich es ja, etwas kaputtmachen zu dürfen, ohne dass ich danach aufräumen muss. Glascontainer sind darum eine sehr tolle Erfindung.

Für die anderen Dinge brauche ich teils ein bisschen Beratung. Papier, Alu und Karton sind groß angeschrieben, doch den großen Sack für das Styropor – hierzulande Sagex genannt – sehe ich nicht auf Anhieb. Außerdem kostet das etwas.

Die Elektrogeräte und die Kabel sind kostenlos entsorgbar, da in der Schweiz beim Kauf eines Elektrogerätes eine vorgezogene Entsorgungsgebühr bereits im Preis inbegriffen ist. Ich stehe eine ganze Weile mit offfenem Mund staunend vor der gr0ßen offenen Kiste herum, in der nun auch mein alter Laptop und das alte Waffeleisen zu liegen gekommen sind. Ich flüstere ein leises Ciao. All die anderen Geräte, die da liegen: was sie wohl alles erlebt worden haben? Wer sich wohl damals – und wie sehr! –, über sie gefreut hat, als sie neu waren? Und welche Geschichten ich meinem alten Laptop in seinen Blütenzeiten wohl alles so anvertraut habe?

Und die Teekrüge, beide uralt und zerdeppert, beide schon viel zu lange nur noch im Schrank, weil ich so eine sentimentale Socke bin. Auch hier tut das Zerdeppern irgendwie gut. Etwas Altes loslassen, etwas Vergangenes abschließen.

Mit jedem Ding, das ich in einen der vorgesehen Behälter werfe, fühle ich mich ein bisschen leichter. Genau einen Franken und fünf Rappen muss ich am Schluss dafür zahlen, dass sich andere um meine Altlsten kümmern.

Und das tue ich gern.


*Für meine nicht-schweizerichen Leser*innen: In der Schweiz ist der ‘gelbe Sack’ respektive die ‘gelbe Tonne’ (recylingbarer Kunststoffmüll) noch wenig bekannt, dabei lässt sich damit richtig Geld sparen. Der Liter Recycling-Abfall kostet deutlich weniger als der Liter Rest-Müll. Was ich gut und motivierend finde. Trennen tu ich den Müll aber vor allem aus ökologischen Gründen.

Zum Beispiel:
60 Liter Hauskehricht kostet pro Sack: CHF 3.00
60 Liter Kunststoffmüll kostet pro Sack CHF 2.20

Der neunte Tag und endlich ein kleiner, vorsichtiger Optimismus

Vor neun Tagen hatten wir die ersten Symptome. Von Anfang an habe ich privat darüber Tagebuch geschrieben.

Ich frage mich zwischendurch immer mal, ob es sinnvoll – im Sinnne einer Art öffentlichen Archivierung/Chronik – und möglicherweise sogar hilfreich für andere sein könnte, wenn ich (gelegentlich) mein privat verfasstes Corona-Tagebuch hier veröffentliche. Ich denke da noch darüber nach. Immerhin ist es ja noch nicht ausgestanden.

Die ersten Symptome waren beim Liebsten stärker als bei mir,. Er hatte ja auch einen Tag Vorsprung. Ich habe drei Tage lang ‘nur’ ein leicht benommenes, mit Schluckweh einhergehendes Unwohlsein mit Müdigkeit und matschigem Kopf, erst ab Tag 3, abends, kippt es. In dieser Zeit ist es Irgendlink, den das Virus regelrecht und buchstäblich für etwa sechzig Stunden in die Knie, respektive in die Horizontale zwingt.

Als er langsam wieder auftaucht, fängt es bei mir an, aber so richtig. Das Schluckweh glüht bis in die Ohren und die Temperatur klettert für über drei Tage – achtzig Stunden – stabil über 38 Grad. Einzig wenn ich ein Ibu futtere, sinkt sie für einige Stunden.

An Tag 2 annulliere ich traurig meinen 2. Booster-Termin. Schade. Knapp verpasst. Ich hätte ja lieber einen Impfarm als Covid gehabt.

Der PCR-Test vom – Tag 2 – ist noch negativ und auch die Selbsttests bleiben bis Tag 3 negativ, weshalb wir uns in der Wohnung mit Maske begegnen, außerdem haben wir getrennte Schlafzimmer, viel Lüften. Viel dösen, viel Hörbuchhören (ich), ab und zu ein bisschen Lesen, Social Media, Filme gucken.

Ich weiß innerlich spätestens ab Tag 4, dass ich positiv bin, aber den nächsten Schnelltest mache ich doch erst am Tag 6, weil ich kaum mehr Tests habe und damit ich an Tag 7, einem Samstag, nochmals zum Testen (für Statistik und Sicherheit) in die Apotheke gehen könnte. Was ich dann auch tue. Und der Liebste auch. Wir fahren nämlich, da es ihm zum Glück inzwischen deutlich besser geht, an die deutsche Grenze, wo er seine Tests (Schnell- und PCR-) gemacht bekommt und ich die online bestellten neuen Tests im Paketshop abholen kann. Beide sind wir positiv, auch noch am siebten Tag seit Symptombeginn. So ist das nämlich.

Seit Tag 7 ist mein Fieber auf dem Rückzug. Nur noch ab und zu guckt es noch raus. Was bleibt, sind Halsweh, Husten, Schnupfen und Schlappheit. Und dieses matschiges Gefühl im Kopf. Konzentrationsprobleme. Mitten im Satz nicht mehr wissen, was ich sagen wollte. Und immer wieder Erschöpftsein nach kleinen Tätigkeiten.

Letzte Nacht der Umzug zurück ins Schlafzimmer. (Ciao Sofa, war schön mit dir!)

Heute ist das Schluckweh endlich nur noch ein kleiner Nachhall, der Schnupfen schleicht sich ebenfalls langsam davon, noch brennen die überreizten Schleimhäute. Zum Glück ist der Husten ziemlich zur Ruhe gekommen.  Alles dauert bei mir länger als sonst.

Als Privileg empfinde ich, dass wir diese Krankheit, hier bei mir, Seite an Seite durchstehen konnten, uns gegenseitig unterstützen, mit Zugang zu Badewanne und Co., und mit zwei Rückzugsräumen. Dazu liebe Freund*innen im echten und im virtuellen Leben, die Mut machen und liebe Nachrichten schicken, die nachfragen und Hilfe anbieten. Das macht uns sehr dankbar.

Vermutlich hatten wir einen sogenannt leichten Verlauf, obwohl ich mich nicht erinnern kann, je vorher mal soo krank gewesen zu sein. Hoffentlich sind wir bald wieder ganz genesen. Und noch hoffentlicher bleibt nichts von alledem zurück.

Aber was wäre wohl gewesen, wenn wir die Ur-Variante (oder Delta) dieses Shaiz-Virus – dazu noch ungeimpft –, bekommen hätten? So ‘leicht’ – äh, leicht war es nicht wirklich – wären wir vermutlich nicht davon gekommen.

Und ausgestanden ist es ja, wie gesagt, noch immer nicht. Aber da ist wieder vorsichtiger Optimismus irgendwo.

+++

Bitte tragt euch und euren Mitmenschen Sorge, lasst euch impfen und/oder boostern und tragt Masken. Für jene, deren Immunsystem nicht so stabil ist, aber eigentlich für alle.

Jahrestag

Heute vor dreizehn Jahren habe ich mein erstes WordPress-Blog gestartet, das Vorvorgänger-Blog dieses Blogs hier. Die ersten paar Texte hatte ich dem Weblog, das ich davor – seit 2004 – geführt hatte, entnommen, auf dass in diesem neuen Blog nicht so viel Leere sei. Denn, ja, so ein leeres Blog hat durchaus etwas Forderndes, etwas Furchteinflößendes.

Ich erinnere mich noch genau an die Gefühle dieses Neuanfangs damals, als ich das neue Blogland zu bewohnen und zu betexten begann. Und mit welcher Leidenschaft ich die ersten Texte geschrieben habe. Lustvoll. Ohne zu überlegen, ob das, was ich schrieb, gefiel. Ich hatte ja eh kaum Follower.

Ausschlagend für den Umzug war gewesen, dass ich durchs Novemberschreiben und die Schreibsszene Schweiz ein paar Blogs zu lesen begonnen hatte. Dank dieser ersten Blogs hatte ich dank deren Blogrolls weitere Blogs entdeckt und auch diese zu lesen begonnen. Eins davon gefiel mir besonders gut. Es gehörte einem deutschen Künstler, mit dem ich irgendwie und irgendwann in jenem Frühling eine Art Brieffreundschaft begonnen hatte. (Die Fortsetzung davon ist Geschichte.)

Wieso also nicht auch selbst vom alten, handgestrickten Weblog in ein neues, leichter zu bedienendes WordPress-Blog umziehen, denn neugierig auf die Software war ich schon lange.

Ich habe es nie bereut. Obwohl das Schreiben nicht mehr diese früher erlebte Leichtigkeit hat. Dennoch: Was in diesen dreizehn Jahren Bloggerei alles entstanden ist, macht mich unendlich dankbar. Aus Gedanken und Texten sind unzählige Kooperationen gewachsen, Projekte, winzige, kleine und große. Aus Kommentarsträngen sind Beziehungen geworden, kürzer- und längerfristige. Und Freundschaften sind gewachsen, die nun schon viele Jahre andauern.

Ja, das Blog ist ein wilder Garten. Eine Metapher, die ausgerechnet heute auch der liebe Herr Irgendlink in seinem Blog erwähnt.

Was sich alles verändert hat hinter den Kulissen, ist ja auch nicht nichts. Dass ich im Laufe der Jahre sogar WordPress-Kurse geben und WordPress-Seiten für Kundinnen und Kunden erstellen würde, hätte ich damals, trotz all der technischen Affinität, die ich damals schon hatte, auch nicht gedacht.

Und wie sich die Welt verändert hat. Und Social Media. Was sage ich da? Die ganzen Möglichkeiten des Sich-Vernetzens und der Kommunikation haben sich verändert. Grenzenlos. Größer. Weiter.

Vielleicht darum zieht es mich zurück zu den Anfängen. Zurück zum einfachen, zum ambitonslosen Drauflos-Schreiben.

Ich überlege sogar, ob ich die Kommetare – wie früher – wieder öffnen soll. Obwohl ich mich gut daran erinnere, warum ich sie zugemacht habe. Akribisch hatte ich das Bearbeiten von Kommentaren früher gepflegt, zeitaufwändig war das gewesen. Dennoch: es ist einen Versuch wert.

Happy Blogbirthday und auf einen neuen Anfang!

Aufbruchstimmung, Neuanfang

Es gelingt uns nicht, dauerhaft im Krisenmodus zu leben. Vermutlich, von mir auf andere schließend, versuchen wir auch unter widrigsten Umständen eine Art Routine oder Normalität herzustellen, um mental zu überleben. Vermutlich eine von vielen Strategien, um nicht durchzudrehen..

Ich denke oft, sehr oft, an all die Menschen weltweit, die im Krisenmodus leben müssen. Und wie sie das wohl tun. Und ich denke über Umverteilung nach. Über soziale Gerechtigkeit. Über Frieden und wie er erreichbar wäre.

Schon eine ganze Weile fühle ich mich auf Twitter und FB nicht mehr so wohl wie auch schon. Zwar treffe ich dort liebgewordene Menschen, doch es ist laut und voll geworden, oft auch aggressiv. Und jetzt hat doch tatsächlich so ein reicher Sack Twitter gekauft.

Doch das ist nur einer von vielen Gründen, warum ich mich nach einer Alternative zu Twitter umschaute und mich an meinen Zweitwohnsitz erinnerte.

Vor ein paar Jahren schon hatte ich mir nämlich eine kleine Wohnung auf Mastodon eingerichtet**. An sie erinnerte ich mich vorgestern Abend. Gestern dann schwang ich dort den Putzlappen und den Kehrbesen und entstaubte die Regale. Ich schuf Platz für neue Kontakte und beschloss den Umzug. Schleichend. Jedes Mal eine Kiste mitnehmen will ich. Von da nach dort. So dass vielleicht irgendwann Twitter der Zweitwohnsitz sein wird.

Klingt undankbar, ich weiß, denn ich mag Twitter. Oder besser: Ich mag das, was es mal war. Und das, was es in meiner kleinen Bubble noch immer ist. Aber ich mag den ganzen Tanz um das goldene Kalb nicht, wozu die großen Sozialen Netzwerke je länger je mehr geworden sind.

Am liebsten wäre es mir ja, wenn all die lieben und vertrauten Menschen von Twitter mit mir –besser noch: vor mir – zu Mastodon umziehen würden. Doch warum warten? Also sagte ich zu mir: Sei du selbst die Veränderung und warte nicht, bis die anderen auch kommen.

Ich mag die Umgebung auf Mastodon sehr. Optisch ist es viel ruhiger. Außerdem ist es Open Source, dezentral, außerdem unkommerziell und frei von Werbung.

Wie überall muss eine*r da natürlich erstmal reinwachsen. Und am besten nicht vergleichen. Nicht mit Twitter, nicht mit FB.

Kaum hatte ich ein paar erste Sätze getrötet – ja, so heißt das dort – wurde ich von da und dort herzlich willkommen geheißen. So geht das. Es fühlt sich so an, als wären wir alle zusammen in einem Landschulheim gelandet und würden uns jetzt umschauen und miteinander das neue Haus erforschen.

So ähnlich, ich erinnere mich, fühlte es sich damals auf Twitter an, als ich langsam dort angekommen bin. Ein bisschen desillusionierter bin ich wohl geworden seither, aber da ist dennoch eine Zuversicht. (Wider alle Vernunft, denn Menschen sind eben wie sie sind.)

Gerade ist da viel Dialog. Viel Fragen und Antworten und Sich-Kennenlernen. Aufbruchstimmung. Neuanfang. Wohltuend friedliches Zusammensein. So, wie es eben sein sollte. Und ja, natürlich wird über Weltpolitik geschrieben, nichts wird ausgeblendet.

Aber der Ton!

Ich mag das.


**Hier lang geht’s zu meinem Mastodon-Konto.

Bei Mastodon gibts nicht den einen zentralen Anbieter, die eine bestimmte Plattform, sondern viele dezentrale Instanzen. Eine Übersicht über die deutschsprachigen gibt es hier (Klick).

Eine kleine erste Einführung: joinmastodon.org

Anmelden und loslegen.

Vom Sich-Irren

Verstehen ist wirklich nicht immer einfach und missverstanden und missinterpretiert ist schnell. Dass also der Arzt der Kollegin der Frau vorm Kiosk wirklich gesagt haben soll, Maskentragen mache krank, glaube ich zum Beispiel nicht wirklich. Dass Maskentragen krank machen soll, glaube ich ebensowenig wie dass der Arzt es so gesagt und so gemeint hat. Eher glaube ich, dass der Arzt der Kollegin der Frau vorm Kiosk einen kausalen Zusammenhang zwischen der aktuell steigenden Zahl von Erkältungsinfekten und der Abschaffung der Schutzmasken sieht. Möglicherweise hat er sogar gesagt, dass uns die Masken verwöhnt und unser Immunsystem in den Pause-Modus versetzt haben, weshalb nun die Abwehrkräfte noch schlafen. So irgendwie stelle ich es mir vor.

Aber die Frau vorm Kiosk beharrt weiter darauf, dass Masken krank machen. Ich trete immer wieder einen Schritt zurück, da ich Abstand halten will, doch sie rückt nach.

Sie hat mit der Frau hinter der Kioskscheibe geschwatzt, als wir um die Ecke biegen, weil der Liebste Guthaben für seine Schweizer Handy-SIM-Karte kaufen will. Die Frau vorm Kiosk macht Irgendlink Platz und sagt zu ihm, er brauche keine Maske aufzuziehen. Dieser nickt ihr freundlich zu und behält seinen Covid-Schutz trotzdem vorsorglich auf. Zumal er ja noch nicht mit Sicherheit sagen kann, ob er sich auf der Zugreise* infiziert hat. Er schützt also nicht nur sich, sondern auch andere.

Die Frau stellt sich daraufhin neben mich, die ich in sicherem Abstand zum Kiosk wartend keine Maske trage und erzählt mir von ihrer ärztlich abgesegneten Theorie, dass Masken krank machen. Weil es doch der Herr Doktor ihrer Kollegin, die im Migros an der Kasse arbeitet, so gesagt hat. Gesagt haben soll. Ich rolle innerlich mit den Augen und erkläre, dass sie da vermutlich etwas falsch interpretiert haben könnte und natürlich finden wir keinen gemeinsamen Nenner; und sie beharrt darauf, dass der Arzt es wirklich genau so gesagt hat. Masken machen krank, das hat er gesagt.

Ich weiß, dass ich mich nicht auf solche sinnlosen Diskussionen einlassen sollte. Es bringt nichts. Die Frau sagt nun, dass sie Covid eh schon gehabt habe. Und dass es nicht so schlimm sei, wie alle behaupten.

(Wieder einmal fällt mir auf, dass jede*r Coviderkrankte von sich auf alle schließt: War es eine leichte Erkrankung ohne Nachhall, ist Covid generell harmlos und wird maßlos übertrieben. Nur wenn die Erkrankung schlimm war, wird Covid ernst genommen. Die Harmlos-Variante ist zum Glück die häufigere, aber daraus zu schließen … ach, ihr wisst das alle selbst.)

Ich sage zur Frau vorm Kiosk, dass sich auch ein Arzt irren kann. Falls er es denn wirklich so gesagt und so gemeint haben sollte.

Zum Glück kommt Irgendlink nun und wir verabschieden uns von der Frau vorm Kiosk, die mir immerhin darin recht gibt als dass sich alle mal irren können. Wobei sie mich meint. Und ich sie.

Und damit ist eigentlich die aktuelle Lage der Welt ziemlich gut erklärt.

 


*siehe letzten Artikel. Inzwischen sagt ein negativer Test, dass sich Irgendlinks Maskentragerei im Zug wohl gelohnt hat.