Übergänge wäre ein guter Titel. Oder genug. Nein, eher zu viel. Womit wir doch wieder bei den Übergängen wären, die sich irgendwo zwischen genug und zu viel im Niemandsland aufgebaut haben. Zollposten gleich.
Zwischen den rotweißen Balken stehe ich irgendwo. Zwischen drin. Weder innen noch außen. Noch nicht drüben und nicht mehr hier. Wie in einem der Lieder meiner Lieblingsband. (Nonid u schonümm, Seite 4) Kaum auszuhalten sind solche Phasen und mein Körper reagiert mit Erschöpfung. Seit vier bin ich wach. Das laut und schnell klopfende Herz ließ sind auch mit Baldrian nicht beruhigen. Um halb sechs, nach anderthalb Stunden mich hin- und herwälzender Unruhe, griff ich zum Krimi und konnte mich so zum Glück ein bisschen ablenken. Ablenken von all den Pflichten, die mich im Büro erwarteten. Zu viel. Zu viele Pflichten, die mir einerseits mein den Urlaub genießender Scheff aufgetragen hat, andererseits Pflichten, die zu meinem Alltagsjob gehören und dann auch solche, die mit meiner Funktion als Mitglied der Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit zusammenhängen. Nicht zuletzt mein Anspruch von Perfektionismus. Besonders in Bezug auf die Übergabe meiner Aufgabenbereiche an meine Nachfolgerin, die vor drei Tagen angefangen hat.
Die Zeit, sie rennt. Sagen derzeit alle. Überall. Schreibt Irgendlink. Oder sie versteckt sich vor mir und macht sich klein.
Alles baut sich auf, scheint es mir, alles spitzt sich zurzeit zu, der Spannung vor einem Gewitter gleich. Alles verdichtet sich in meinem Leben und fokussiert das Monatsende. Das Finale in Bern. Täglich schieben sich neue ToDos in meinen eh schon ziemlich vollen Kalender. Dazu wollen mich liebe Freundinnen und Freunde nochmals sehen und Abschied nehmen. Und ich natürlich auch von ihnen. Mir ist, als würde ich nach Australien auswandern, nicht bloß in die Pfalz. Was im Grunde nicht viel weiter ist als in die Süd- oder Ostschweiz. Nur eben über die Grenze. Und das ist doch ein ziemlich großer Schritt, zugegeben.
Obwohl. Grenzen überschreite ich zurzeit täglich, meine ganz persönlichen. Nicht immer zum guten, leider, denn meine eigenen Ressourcen kommen kaum nach sich zu erneuern. Ich gestehe, ich fühle mich überfordert.
Wie eine Decke, an der alle ziehen, sagte ich heute zu Kollegin M., meiner Nachfolgerin. Mein Körper bremst mich aus. Fieber, seit heute Morgen, nicht hoch, aber doch genug, damit ich begreife, dass ich entschleunigen muss. Zum Glück habe ich drei Tage frei.
Heute eine Einladung zum Mittagessen bei Freundin C.. Soll ich absagen? Mit Fieber werde ich keine tolle Besucherin sein, überlege ich ihm Büro. Nein, halt, ich will C. sehen!, entscheide ich und radle los. Zu spät zwar, aber besser als nie.
C., du hast mir das Leben gerettet!, sage ich ein paar Stunden später, beim Abschied. Little-F., der kleine Strahlemann und seine Mama winken zum Abschied. Mein mentales Gleichgewicht ist trotz des Fiebers wieder im grünen Bereich.
Heißes Bad, Grog, schlafen … hilft alles zusammen ein bisschen. Doch noch dröhnt der Kopf. Noch bin ich zu aufgekratzt um loszulassen. J. kommt heute Nacht, will in den nächsten fünf Tagen das Bern-Meisterwerk vollenden. Und mich sehen auch, natürlich, und ich ihn. Trotz meiner Erschöpfung, die sogar Vorfreude frisst.
Grad wünsch ich mir nichts sehnlicher als das ganze Überzöix wie Pflichten im privaten und im Berufsleben einfach wie eine Schlangenhaut auszuziehen, abzulegen und mich fallen zu lassen.