Heute reblogged aus Ullis Blog Im Blauen Café
Es ist schon eine Weile her, dass Irgendlink und Soso diese Fortsetzungsgeschichte ersannen und Kapitel 3 an mich übergaben, darum zur Erinnerung:
Kapitel 1 von Soso
Kapitel 2 von Irgendlink
Kapitel 3
Und dann wurde wieder alles schwarz. Kein Gedanke, keine Erinnerungen, kein Traum, abtauchen, auftauchen und wieder abtauchen und auftauchen … Zeit wurde zu einer Gummischlange. Woher sollte er wissen wann Tag und wann Nacht war? Was wusste er überhaupt? Schemenhaft zogen Büro, Handy laden, Hausnummer suchen, Fahrrad abschliessen erneut an ihm vorbei, vermengt mit dem verflixten Wohnwagen und den Augen von Egon. Was wohl aus ihr geworden ist? Leif driftete wieder, erinnerte sich an Egon, ihr Lachen, ihre flatternden Haare im Fahrtwind, ihren unerschütterlichen Optimismus. Gerne hätte er sie geküsst, damals. Vielleicht auch jetzt. Aber du meine Güte, wie lang ist das schon alles her! Nach dieser Katastrophenfahrt hatten sie sich nicht mehr getroffen. Nein, das war keine Absicht gewesen und auch keine Antwort auf den vermasselten Urlaub, es ist passiert, einfach so. Ich werde einmal recherchieren und sie dann anrufen. Na ja, werde ich …
Seine Hand, die festgezurrte unter dem Gürtel, die bewegliche, hatte gezuckt, hin zu seiner Körpermitte. Die Reflexe eines Mannes, wenn er ans Küssen denkt. Er schüttelte den Kopf, der beweglich war, wie die Hand, in seinen Ohren das Tropfen des Wassers. Doch Moment, es gab mehr als die Wassertropfen und seinen Herzschlag, seinen Atem, ein anderes Geräusch hatte sich unter die Wassermusik gelegt. Hatte es nicht eine Zeit gegeben, als alles Tropfen verstummt war? Und hatte er nicht ein Flüstern gehört, Schritte? Aber jetzt, jetzt tropfte es wieder und … angestrengt lauschte er, versuchte Gehörtes mit einem Wort zu belegen, etwas zu finden, das ihm einen Halt gab in all dem Haltlosen und doch Gefesseltem. Er kannte es, er musste es schon Hunderte Male gehört haben. Zuhause … ja! Im Büro … auch, auch damals bei Mutter, nein, im Auto nicht. Er lauschte, seine Hand blieb ruhig, er versuchte die Quelle auszuloten, einen Punkt zu finden, wo das Geräusch begann, aber es bewegte sich, ging hierhin und dorthin, wurde lauter, kam näher, dann ging es weiter, wurde leiser, es schabte, es brummte.
Noch immer war da dieser Nebel um ihn herum, er steckte in einer Blase, manchmal kam er an die Oberfläche, dann tauchte er wieder ab. Die Geschichte begann sich in eine Auszeit zu schreiben. Ungeplant, nicht gewollt, ohne Grund, aber auch ohne Eile. Wie damals mit Egon, da war auch alles ungeplant, ungewollt und ohne Eile gewesen. Ohne Grund? M… da war er sich nicht sicher. Geschieht überhaupt irgendetwas ohne Grund? Es ging doch immer um Ursache und Wirkung, oder nicht? Aber verdammt, wieso lag er dann hier, was war die Ursache, was der Grund? Die Wirkung spürte er ja klar, klar und vernebelt zugleich.
Während er grübelte, hockte der Horror in einer Ecke des Nichts, er fühlte sich zunehmend unwohl, wollte hinauf auf das Podest, wollte wüten, vielleicht massakrieren, aber vor allen Dingen erst einmal einem, irgendeinem so richtig das Fürchten lehren. Seine Nahrung war und ist das Wimmern seiner Opfer, elendige Kreaturen, die an ihrem Leben kleben, als gäbe es wirklich etwas zu verlieren. Er wusste, dass sein Auftritt näher kam. Aber jetzt musste erst einmal diese blöde Putze Feierabend machen und verschwinden. Als hätte sie ihn von draussen denken hören, schaltete Elvira den Staubsauger aus. Es war genug für heute. Sie stellte den Sauger in seine Ecke, zog den Kittel aus, ihren Mantel und die Stiefel an, sah sich noch einmal um, nickte und ging. Der Kies knirschte unter ihren Füssen, ein Wind blies letzte Herbstblätter über die menschenleere Strasse dieser beschaulichen Wohngegend. Sie seufzte, wie anders es doch bei ihr daheim aussah. Enge Strassen, voll mit Autos, Motor- und Fahrrädern, Menschen hasteten von früh bis spät von hier nach da, es gab Geschrei, Gezanke aus den Fenstern und so manch besoffenes Gegröle in der Nacht. Sie blieb noch einen Moment stehen, während Horror hinter der Hecke hockte. Soweit hatte er es nun schon aus dem Nichts herausgeschafft, er konnte sein Opfer schon riechen. Konnte diese doofe Tussi nicht e n d l i c h gehen! Ich fass es nicht, beinahe hätte er sich vor die Stirne gehauen, nun hält sie auch noch einen Plausch mit diesem Alten! Tatsächlich war Elvira am Gartenzaun stehen geblieben und plauderte ein bisschen hin und her. Mit Otto, dem Alten, der so gerne Kleinholz machte. Gerade stand er wieder an seinem Hackklotz und schärfte seine Axt.
N’abend Otto, nu mach du och ma Feierabend, wird schon dunkel un kalt isset och!
Meene Kleene, er nannte sie immer meene Kleene, dette vastehstde nich, hier isset jut für mich, wat soll icke denn jetzt schon inne Stube? Aber nu hau schon ab, sei nett zu dene Jören! Auch das sagte Otto jedes Mal, sei nett zu dene Jören und dabei zwinkerte er ihr immer zu.
Na dann tschüss. Elvira hob die Hand zum Gruss und ging die lange Strasse hinunter.
Endlich war seine Stunde gekommen …
© by Ulli Gau
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Fortsetzung folgt (vielleicht)
Bisher spielten mit:
Er (Leif), Putzfrau (nicht Elvira), die Egon, zwei finnische Tramper, Frank, norwegischer Polizist, Elvira (die Putzfrau), Otto und der Horror
Zeitfenster: 1990 und jetzt
Dies ist eine Fortsetzungsgeschichte, den Anfang machte Sofasophia, es folgte Irgendlink, nun ich … vielleicht magst ja jetzt du die Fortsetzung schreiben, dann bitte bei Sofasophia oder Irgendlink melden …
Ich bekam von Irgendlink die Stichworte: Staubsauger, Hackklotz und verflixt
Ich verteile: Fluglotsenstreik, Alimente und Gummitwist