Ein Ferienreise-Bilderbuch | #kursnord

In meinem Bildern reise ich hier nochmals von Süddeutschland nach Nordschweden, südwärts durch Mittelschweden, Norddänemark und zurück nach Hause.

1. Etappe (11. Mai – 15. Mai 2018)
An den ersten beiden Tagen reisten wir durch Deutschland und Süddänemark und erreichten am zweitern Abend die Öresundbrücke und Malmö. Von dort aus fuhren wir an den nächsten Tagen immer weiter der Ostseeküste entlang nordwärts.

Link zur ungefähren Karte: hier klicken.

Mehr Infos zur historischen Steinuhr in Kåseberga gibt es hier.

+++

2. Etappe (16. Mai – 22. Mai 2018)
Von Oknö aus ging es weiter an die Hohe Küste. Vorbei an Stockholm – zum Frühstück nach einer Wildzeltnacht nach Uppsala – und weiter Richtung Hudiskvall, Härnösand und Norrfällsviken, dem ’Kern’ unserer Reise.

Zum ungefähren Kartenlink: hier klicken.

Screenshot der Reisekarte

Mehr Infos zu Axmar bruk gibt es hier.

Mehr Infos über die Hohe Küste und den Nationalpark Skuleskogen gibt es unter anderem hier.

+++

3. Etappe (23. Mai – 27. Mai 2018)
Von der Hohen Küste fuhren wir südwärts über Uskavigården und Örebro nach Göteborg.

Zum ungefähren Kartenlink: hier klicken

Screenshot des Kartenausschnittes

+++

4. Etappe (28. Mai – 1. Juni 2018)
In Göteborg nahmen wir die Fähre nach Frederikshavn in Dänemark. Am dänischen Nordzipfel haben wir eine Nacht gezeltet und sind schließlich der Nordseeküste entland via Rømø zurück nach Deutschland gefahren.

Zum ungefähren Kartenlink: hier klicken

Ich bedanke mich bei allen, die mitgereist sind.

Wieder daheim | #kursnord – im Rückblick

Würden wir überhaupt wegfahren, wenn wir über das Land, das wir bereisen wollen, im Voraus schon alles wüssten? Ich meine: so richtig wissen. Wissen, wie die Menschen in diesem Land, wie die Politikerinnen und Politiker ticken. Wie sie über Flüchtlinge denken zum Beispiel, oder wie sie mit ihren Ärmsten umgehen, mit Randgruppen, mit Kranken. Wie sie sich wirtschaftlich – gegenüber anderen Staaten und in eigenen Land – verhalten. Wie sie Umweltschutz konkret umsetzen. Wie sie mit ihren Minderheiten umgehen. Wie sie forschen und wie sie lehren. Was für ein Schulsystem sie haben. Wie sie über Fremde denken.

Hätte ich Schweden bereist, wenn ich alles über dieses Land wüsste. Oder auch nur schon mehr wüsste als ich tatsächlich weiß? Anders gefragt: welche Fakten und welches Wissen würden mich hindern?

Das perfekte Land gibt es nicht. Vieles an Schweden mag ich, vieles betrachte ich heute – nach meiner fünften längeren Reise durch Schweden – deutlich weniger weichgezeichnet als noch vor Jahren. Und manches hat sich eben schlicht auch verändert in den letzten Jahren. (Ich schrieb darüber, ansatzweise zumindest.)

Dennoch erlaube ich mir auf Ferienreisen auch mal einfach nur das Offensichtliche zu sehen. Die Natur zum Beispiel. All die schönen Plätze. Die fast überall sehr freundlichen Menschen. Ich verhalten mich unkritischer, als ich es sonst bin und erwarte für einmal nicht hinter jedem Glücksmoment einen Hammer. Uafassend wahrnehmend, ja, das schon, aber für einmal nicht alles hinterfragend. Natürlich könnte ich nicht auf Dauer so leben – so unkritisch, so oberflächlich – aber für die Dauer von drei Wochen habe ich es mir erlaubt.

Ich habe es mir erlaubt, zu genießen. Das fast ständig gute Wetter. Die Schönheit der Natur. Die Weite. Die gute Meerluft. Das Barfußlaufen über Sand- und Felsstrände. All die Sonnenuntergänge. Die Kiefernwälder. Die Gerüche von all den vielen Blumen und Blüten. Der Wind auf meiner Haut. Das entspannte Fahren auf ruhigen Straßen. Die Sprache mit ihren fremden Lauten und Buchstaben. Spaziergänge durch Wälder und Städte. Unsere Wanderungen.

Im Sieb der Erinnerung bleiben letztlich diese kraftspendenden Erlebnisse. Obwohl es all die anderen natürlich auch gab. Die kalten Nächte an der Hohen Küste zum Beispiel oder die müden Beine nach unserer Zwanzigkilometer-Wanderung, doch schon jetzt stelle ich fest, dass die mühsamen Momente schon fast nicht mehr abrufbar sind.

Well done, Sofasophia!

Meine Batterien fühlen sich seit langem das erste Mal wieder so richtig aufgefüllt an und ich hoffe, dass ich diese Energie halten kann.

Ferien machen ist nicht schwer,
Alltagsleben umso mehr?

Wir werden sehen.


[Die Bilder sind nun auf unseren Rechnern und vielleicht werde ich in den nächsten Tagen noch eine Galerie einstellen. Mal schauen.]

Deutschland, dein Bier | #kursnord

Die Tastatur auf den Oberschenkeln, das Handy zwischen ebendiesen ein bisschen weitervorn eingeklemmt – gerade so weit weg, dass die kleinen Buchstaben noch lesbar sind, die aus den Fingern via Bluetooth auf das digitalweiße Notizbuchblatt purzeln. Links Irgendlink, der das letzte Stück, noch an die zweihundert Kilometer, angepackt hat, rechts von mir die rechte Fahrspur. Obendrüber blaue Tafeln mit Namen von Orten, wo Menschen wohnen. Vielleicht sogar solche, die das hier lesen.

Deutschland, deine Autobahnen!

So hatte ich gestern schon bald geseufzt. Sehr bald schon nachdem wir Dänemark verlassen hatten. Noch in Dänemark hatten wir – von Rømø kommend – die E45 erreicht, doch dort war das Fahren noch kein Gemetzel gewesen.

Der Schock kam – wie immer – gleich nach der Grenze. Am liebsten hätte ich ganz viele Fahrerinnen und Fahrer zurück in die erste Klasse geschickt, damit sie die Zahlen neu lernen. Da steht 80 nicht 120!, hätte ich ihnen beigebracht, nur so als Beispiel, was ist daran so schwer zu verstehen? Schulmeistern will ich nicht, und schnell – will heißen zügig – vorankommen will ich natürlich auch. Aber das hier?

Deutschland, deine RaserInnen!

Die erste Pinkelpause. Raststätten-WC. Ohne Papier, was mich nicht wirklich wundert, während es mich in Schweden wunderte, wenn es mal kein Papier hatte. Nun denn, ich hatte ja noch welches in der Tasche. Alter Camperinnentrick.

Deutschland, deine Raststättentoiletten!

Bald ist es Zeit zum Tanken und für eine kleine Erfrischungs- und Picknickpause und wir halten in Handewitt, nahe Flensburg, wo wir schon letztes Jahr auf unserer Norddeutschland-Süddänemark-Tour gehalten hatten. Nach dem Tanken entdeckt Irgendlink unter der Motorhaube eine Pfütze und ein Rinnsal. Alarmiert bückt er sich nach der Flüssigkeit und ist erleichtert, dass es weder Benzin noch Öl ist. Wasser? Er kontrolliert die Kühlwasserflüssigkeit und stellt fest, dass wir ziemlich wenig davon haben. Ein Leck im Kühlwassertank? Schnell kaufen wir noch eine Flasche destilliertes Wasser und füllen es nach. Ich finde im Internet eine nahe Autowerkstatt und lotse uns dorthin. Unterwegs finden wir aber erst mal einen Park und machen Pause. Und weitere Wassertests. Es tropft nur, wenn die Klimaanlage läuft, findet Irgendlink heraus. Und wenn die Lüftung läuft. Fazit: Wenn wir ohne beides fahren, verlieren wir kein Wasser. Wir zwei Klimaanlageungewohnten überlegen, dass vermutlich ein Schlauch, der die beiden Kühlungsmaschinen bedient, undicht ist und verzichten auf einen Werkstattbesuch. Sicherheitshalber kauft Irgendlink noch eine Flasche destilliertes Wasser, während ich auf Twitter den Stoßseufzer teile, dass wir ohne Kühlung (bei 30 Grad) südwärts fahren werden. Wir kurbeln die Fenster auf und essen das Eis, das der Liebste mitgebracht hat. Und wir schicken uns in das Unvermeidliche: Brutofenhitze. LAUT Ist es und HEISS, schreib es groß!

Deutschland, deine Twitternden! (Und ja, auch eine Schweizerin hat uns mitgecoacht).

Nach und nach trudeln auf Twitter Entwarnungen ein, die uns Klimaanlangebanausen erleichtern: Die Wasserpfütze sei normal; einfach nur Kondenswasser. Die Kühlmaschine schwitzt und tropft dann eben. Das mus so. Je heißer, desto mehr. Wie wir. Nach kurzen Tests mit Kimaanlage und Kühlerwasserstandzwischenmessungen sind wir überzeugt: Unsere Twitterfreundinnen und -freunde haben recht. Da ist nichts kaputt.

Ich danke euch, ihr Lieben, für die Soforthilfe!

Inzwischen haben wir die Plätze getauscht und ich hangle mich von Stau zu Stau. Eigentlich hatten wir den Campingplatz Düderode als letzte Zeltnachtlagerstätte angedacht, doch in diesem Tempo würden wir frühestens um acht, neun, ähm, zehn Uhr oder gar noch später dort ankommen. Alternativen müssen her. Stichwort Querdenken und entschleunigen.

Deutschland, deine Gaststuben!

Wir entscheiden uns für eine Pause. Etwas essen. Die Füße vertreten. In einem kleinen Dorf knabbern wir auf einer Bank ein paar Karotten und schmieden Pläne: Auf der Sitzbank etwas kochen versus etwas zu essen kaufen versus essen gehen. Wir wählen die zweite Option und steuern den Dorfladen an. Aber es ist fast sieben und der Laden ist schon zu. Am Dorfplatz stehen massenhaft Gasthäuser. Gerade als es zu tropfen anfängt, huschen wir in jenes, das uns am nettesten angelächelt hat. Eine Zeitreise vom feinsten. Gaststube trifft es wahrlich, die Holzböden knarren, die Wirtin trägt Tracht und die Atmosphäre ist gediegen. Wir schielen in die Menükarte und finden etwas Zahlbares. Wir teilen unsere beiden Menüs – einmal großer Salatteller und einmal panierte Rote Beete-Scheiben mit Kartoffeln, Dip und Salat –, die köstlich schmecken und uns Kraft für die Weiterfahrt geben. Denn die brauchen wir. Schon bald schleichen wir nämlich wieder im Stop-and-Go-Modus Richtung Süden.

Deutschland, deine Staus!

Bei Essel, vor Hannover, fängt ein neuer Stau an. Vollsperrung des Autobahnabschnitts sagt die Guugl-App, viele Kilometer. Gründe sind nicht ersichtlich und erst kurz vor Stauende sehen wir, dass das Ganze ein Rückstau ist. Drei Spuren werden auf eine zusammengeschrumpft und auf Bundesstraßen umgeleitet. Reißverschlussverfahren. Können leider nicht alle, was das ganze Staumonster zusätzlich in die Länge zieht.

Die Straße als Metapher. Der Stau auch. Fürs Menschsein. Für die Mitverantwortung der Einzelnen fürs Kollektiv – oder eben nicht.

Endlich – eine knappe Stunde später – haben wir die Ampel erreicht, die uns wieder in eine Art Freiheit – auf eine Bundesstraße – entlässt. Noch sind wir Teil der Riesenraupe, die Hannover ansteuert oder auch einfach die eben verlassene Autobahn, die es auf Umwegen wieder zu finden gilt.

Ausscheren. Eine kleine Atempause. Platzwechsel. Weiter gehts durch schmale Alleen, durch Dörfer, die wir sonst nie berührt hätten, und schließlich lotst die Handystimme uns wieder auf die E7 zurück. Gut so. Eine Weile rollt es richtig gut. Wir haben inzwischen beschlossen, immer weiter zu fahren, bis wir müde sind, und uns dann irgendwo unter freiem Himmel schlafen zu legen.

Wäre da bloß nicht das aufziehende Unwetter! Die Alternative, eine Pension zu finden, schrumpft mit fortschreitender Uhrzeit und war eh nur so eine Art Rettungsleine für alle Fälle. Auch die Option, im Auto zu schlafen, spielen wir durch. Die Sachen vom Kofferraum müssten dazu in den Fahrbereich umgeladen werden. Könnte gehen. Selbst die ganze Nacht durchzufahren könnte klappen. Dann halt daheim, auf dem Hof, ein paar Stunden nachschlafen. Dieses Spiel mit all den Möglichkeiten schafft Raum im Kopf und gebietet potentiellen Ängsten Einhalt. Auch die Tatsache, dass es die letzte Nacht dieser Reise ist, hat entspannende Wirkung. Dennoch bin ich langsam müde und es ist ja auch schon elf, halb zwölf. Ein leises Kopfweh bahnt sich an. Das Wetterleuchten am Nachthimmel wird intensiver. Erste Tropfen prasseln auf die Frontscheibe und keine MInute später regnet es so heftig, dass mit auch mit stärkster Scheibenwischerleistung kaum etwas zu sehen ist.

Fahr an den Rand!, flehe ich und bin froh, dass es Nacht ist, dass man sich an Lichtern orientieren kann, dass nicht mehr so viel Verkehr ist. Zum Glück kommt eine Ausfahrt, wir haben eben Hildesheim passiert, und so landen wir unweit der Autobahn auf einem kleinen Camping. An einem kleinen See. Direkt an der E7.

Deutschland, deine Campingplätze!

Zuerst starkregnet es nur, die Blitze sind noch weit weg, die Donnerschläge kaum zu hören. Doch schon blitzt und donnert es kurz hintereinander. Manchmal nur Sekunden nacheinander. Das Wissen, dass das Auto als faradayscher Käfig gilt, hilft ein wenig. Unheimlich ist es trotzdem. Wir legen uns bequem hin, Beine quer übereinander aufs Armaturenbrett, und versuchen, ein wenig zu dösen. Viel anderes als abwarten, können wir ja nicht. Schließlich twittern wir gegen unser Unbehagen an und bekommen zum zweiten Mal an diesem Tag Zurspruch.

Endlich, etwa zwanzig, dreißig Minuten dürften vergangen sein, zieht das Gewitter ab und lässt der Regen langsam nach. Wir beschließen, doch noch nach Düderode zu fahren, jenem Camping, wo wir vor einem Jahr geschlafen hatten. Kurz vor eins parken wir vor dem Schwimmbad, das ebenfalls zum Campingplatz gehört und machen uns ein feines Lager unter freiem Himmel. Hier hat es wohl auch ein wenig geregnet, doch der Boden ist schon fast wieder trocken und regnen, so verhieß die Wetterapp, regnen würde es auch erst wieder gegen neun Uhr morgens. Kaum habe ich mich hingelegt, bin ich auch schon eingeschlafen.

Irgendlinks Nacht ist ein bisschen weniger entspannt und er ist es denn auch, der mich um sechs Uhr weckt, weil es tröpfelt. Die Sachen sind schnell verstaut und bald darauf fährt auch schon das erste Auto auf den Parkplatz. Dass das Schwimmbad schon um halb sieben geöffnet wird, haben wir ja nicht erwartet. Es ist ein Glücksfall. Herrliches Bad in fünfundzwanzig Grad warmem Wasser, während sich die Luft mit neunzehn Grad fast kühl anfühlt. Wohltuend ist es, mir so die kurze Nacht und die intensiven Träume aus den Gliedern zu waschen.

Deutschland, deine Brezel!

Später frühstücken wir in Northeim, wo wir nochmals volltanken und dann sind wir auch schon bald wieder auf der Straße. Es flutscht. Dazu Musik. Mein Unterwegs-Mix, eine Reise durch meine Plattensammlung quasi … Fahrflow. Ja, ich mag das. Fast fühle ich mich in solchen Momenten unbesiegbar. Für immer im Jetzt des Fahrens geborgen.

In der Streckenmitte wechseln wir und jetzt sind wir bald da. Also bald dort meine ich. Bald wieder sesshaft. Bald wieder in Betten Schlafende. Die schwedische Lakritze ist auch alle und ich bin traurig, froh, glücklich und dankbar aufs Mal. Und ich lächle vor mich hin.

Dieser Text sei (roh) hundertzwanzig Kilometer lang, sagt der Liebste soeben.

Eben haben wir Bier gekauft. Deutsches Bier. Willkommen zurück.

Friss Kilometer, aber langsam | #kursnord

Was soll ich sagen? Da dachte ich, das wars jetzt mit schön und so. Schließlich sind wir auf dem Heimweg. Autobahnen. Kilometerfresserei. Südwärts. Und dann das.

Noch in Løkken entscheiden wir uns, statt auf die Nord-Süd-Autobahn zu fahren, die Küstenhauptstraße Richtung Süden zu nehmen. Etwa die gleich lange Strecke, wenn auch bei weniger hoher Geschwindigkeit. Passt, denn wir wollen ja eine letzte Nacht in Dänemark campen. Bei Ribe vermutlich, da wir für den Campingplatz dort, der zur Kette des letzten Platzes gehört, eine Gutschrift mit auf den Weg bekommen. Unterwegs halten wir mal da mal dort – pinkeln, picknicken –, essen auf einem kleinen Campingplatz mit den letzten dänischen Kronen ein Leckeis und beschließen dort, weiter nach Rømø zu fahren. Weil ein Instagram- und Twitterfreund am Vortag von dort ein Bild gepostet hat. Und weil das Bild so schön war. Und weil Irgendlink sich an einen Ausflug dorthin vage zu erinnern meint. Oder so.Mir ist ein bisschen schlecht. Schwindlig. Müde Augen vom Gegen-die-Sonne-fahren. Also setzt sich Irgendlink ans Steuer und ich schlafe fast sofort ein. Erst als er eine Stunde später verlangsamt, um vor einem Laden anzuhalten, wache ich auf.

Gleich Rømø!, sagt er. Ich bin extra supersanft gefahren (als ob er das nicht auch sonst täte, der Gute!), damit du nicht aufwachst.

Danke!

Während ich langsam aufwache, holt er schnell noch zwei Flaschen Bier (nein, kein schwedische Leichtbier mehr, sondern malziges, leckeres, richtig feines), Milch und so weiter.

Ich gestehe übrigens freimütig, dass ich bis vorgestern noch nicht einmal wusste, dass es Rømø gibt, geschweige denn, was es ist. Eine Insel nämlich, eine, die nur über einen Straßendamm zu erreichen ist. Rechts und links Meer. Wir aaahen und ooohen und freuen uns wie kleine Kinder und ich bin so froh darüber, mich so freuen zu können.

Einmal geradeaus zum Meer bitteschön. Was für ein Strand! Sooo breit, sooo lang. Mit Autos befahrbar. Was wir auch tun. Aber nicht zu weit, sonst kommen wir womöglich da nie mehr wieder weg. Was auch nicht sooo schlimm wäre, eigentlich.

Nach einem kurzen Temperaturcheck des Wasser sind wir zu allem bereit, ziehen uns die Badeklamotten an und … ach, es tut sooo gut und ist nach der Tageshitze sooo erfrischend. Der Wellengang ist moderat, ein kühles Lüftchen macht die Hitze erträglich und das Wasser ist, weil der Strand ziemlich flach ist, perfekt: nicht zu kalt, aber auch nicht lauwarm.

(Wann immer ich etwas so herzhaft genießen kann, denke ich an Freundinnen und Freunde die aus ganz unterschiedlichen Gründen solche Reisen nicht machen können und genieße herzhaft für sie mit. Und hoffe dabei, dass sie nicht neidisch sind, sondern mein Mitgenießen spüren können.)

Später fahren wir zum Campingplatz am Südzipfel der Insel. Nicht so mondän wie jener beim großen Strand, dafür genau wie für uns gemacht. Viel Platz. Ein relativ einfaches Badehaus. Der nahe Strand, den wir nach Zeltaufbau und Abendessen aufsuchen. Direkt am Meer ein Islandpferde-Gestüt. Magisch ist es, wie da im abendlichen Dämmerlicht die Pferde über die Wiese wogen. Am kurzen Gras zupfen. Fliegen mit den Schwänzen abwehren. Eine Stute mit Füllen nimmt dankbar ein bisschen abgerupftes Gras aus meiner Hand an.

Da ist sie wieder, immer wieder, diese Dankbarkeit darüber, dass ich genau im richtigen Moment von einer Versicherung Geld zurückerstattet bekommen habe. Es ist gut investiert: In Erlebnisse, in diese Reise!

Ja, reden wir Klartext: unser Reisebudget ist klein und ja, unser Lebensstil ist einfach. Und ja, Zelten mögen nicht alle. Aber: Hätten wir diese ganzen Strecke im Voraus so geplant – womöglich in vollklimatisierten Hotelzimmern, alle Orte, alle Plätze, alle diese wunderbaren Strände, Sonnenuntergänge, Berge, Hügel, Seen … es hätte mich gestresst. Es wäre für mich eine einzige Hetze von Ort zu Ort geworden, ein einziges Abhaken von Programmpunkten. So aber, in diesem Schauen-wir-mal-Modus ist jeder Tag eine Wundertüte. Und – wie so oft – liegen die besten Dinge zuunterst. (Das Beste am Schluss stimmt aber auch nicht wirklich, denn ich möchte keinen Tag missen.)

Fällt mir ein, dass ich ganz unten in meiner schwedischen Goodiestüte noch eine Toffeestange und eine Lakritzeschnecke liegen habe! Die soll uns die Rückkehr versüßen.

Meerbilder und eine Ansicht von Tisch, Auto und Zelt als Collage

Geschichten vom Meer | #kursnord

Der Tag fing eigentlich ganz okay an gestern. Na ja, so okay wie es mit Regen eben ist, wenn man im Zelt liegt. Aber gerade weil ich im Zelt lag, war es ja okay, dass es regnete. Denn fast hatten wir es ja ein bisschen vergessen, dieses Regending und nun hatte es uns eben wiedergefunden. So what?

Noch während ich gestern gebloggt hatte, war die Regenfront abgezogen und das Zelt trocknete vor sich hin. Gute Sache, so ein Windchen. Bei meinem kleinen Spaziergang zum WC hatte ich festgestellt, dass die dortigen Duschen für Heißwasser einen Coin oder eine Münze brauchen. Wie gut also, dass wir am Vorabend, bei geschlossener Rezeption, gar nicht erst versucht hatten, heiß duschen zu gehen. In der jetzt geöffneten Rezeption erklärte mir die freundliche Wartin, dass dieses alte von uns benutzte Badhaus nicht mehr oder noch nicht in Betrieb sei. Jedenfalls nur kaltes Wasser und so. Für das neue Duschhaus – am andern Platzende – brauche es eine Chipkarte, die mit soundsovielen Heißwasserminuten aufgeladen sei und die sie am Schluss, wenn wir gehen und die Zeche zahlen, auslese und unsere Duschzeit auf die Zeltplatzrechnung draufschlage. Aha.

So ganz erschließt sich mir ja nicht, dass die Duscherei auf immer mehr Campingplätzen separat berechnet wird. Und überhaupt, ich vermisse die guten alten Campingplätze ohne Schranken, mit Pauschalpreisen, mit ganz normalen kuscheligen Plätzen und Räumen. Diese neue Hypermodernität macht mich nachdenklich. Immer mehr Animation gehört offenbar zum Campingplatzleben, immer mehr Pfannenfertigkeit von Konsumgütern. Wollen das die campenden Leute wirklich? Ist es ‘nur’ die Antwort auf Nachfragen? Was war zuerst? Nehmen wir den Platz hier, ein bisschen südlich von Løkken, wo wir gestern Abend fast zufällig gelandet sind. Denn eigentlich hatten wir ja gestern viel weiter vorankommen wollen. Südlicher nachtlagern. Damit die letzten zweieinhalb Reisetage nicht ganz soooo lange werden. Kilometerfressen, nennen wir das. Daraus war nichts geworden. Aus Gründen. Die mit M anfangen und mit eer aufhören.

Zurück zum aktuellen Zeltplatz. Wie so oft in dieser Jahreszeit war auch diese Rezeption nicht mehr besetzt. Dafür stand da so ein Eincheckautomat. Wie an Flughäfen. Wir klickten uns in einer Mischung von abgestoßen, angezogen und fasziniert durch die Menüs und landeten bei der Zeltplatzkarte, auf der der gewünschte Platz anzuklicken wäre. Doch dazu müssten wir ja den Platz kennen, der sich da riesig – und ich meine: RIESIG! – vor uns ausbreitete.

Wir spazieren los. Überall Wegweiser. Einer zu einem Familienbadehaus. Hm. Sollen wir da in der Nähe …? Vorne war noch ein weiteres Badehaus, ein kleineres, und in der Nähe ein guter Zeltplatz, nicht direkt an der Hauptstraße, der uns gefiel. Nummer 207.

Zurück bei der Rezeption das gleiche Automatenspielchen von vorne. Bloß blöd, dass der Automat außer Platz 137 und Platz 138 nichts konnte. Ich wollte schon klein beigeben und murmelte ‘ist ja egal, kosten tun ja wohl alle gleich viel‘, als ein Mann aus dem Häuschen neben der Rezeption trat und uns zu helfen versprach. Er radebrechte halbwegs gut auf Deutsch mit uns und wollte uns unbedingt einen Platz in der Nähe des neuen ultramodernen Badehauses andrehen. Doch wir blieben hart. 207. Das andere Badehaus war nämlich sehr okay, nicht so groß, überschaubar und den Platz hatten wir persönlich ausgewählt. Also: Platz 207 bitteschön. Zum Glück habe ich meine Campingapp noch nicht vom Handy gelöscht, denn hier ist sie ebenfalls gültig. Wieder bekommen wir Chipkarten für die Dusche, die beim Auschecken ausgelesen werden. Die Rechnung wird auch dann bezahlt. Puh. Geschafft.

Gestern morgen waren wir ziemlich überrascht, wie groß der schnuckelige kleine Campingplatz dann doch war, als wir uns auf dem Weg zur Abwaschküche und zur Dusche aufgemacht hatten. Vorbei an einem Spielplatz mit Hüpfburg.

Auf dem Weg zurück zum Zelt gab es kein Halten mehr. Irgendlink und ich betraten das seltsam gestreifte Ding. Noch nie hatte ich eine Hüpfburg betreten, noch nie diese Lust verspürt, herumzuhüpfen, wie ich sie gerade jetzt erlebte. Tolles Gefühl irgendwie, trampolinartig, raufrunterraufrunter. In einer Pfütze, die die noch zaghafte Sonne noch nicht aufgetunkt hatte, rutschte ich aus und landete ziemlich unsanft, der linke Fuß knickte um und es schmerzte kurz höllisch. Bald ließ er zum Glück nach und ich setzte mich auf eine Schaukel. Solche Spielplätze sollte es definitiv und offiziell auch für Erwachsene geben, dachte ich – wie schon oft. Die Welt sähe besser aus.

Zurück beim Platz packten wir unsere Sachen und fuhren los.

Erstes Ziel: Grenen. Dieser wirklich nördlichste Zipfel des nördlichsten Ortes Dänemarks. Der Punkt, wo sich Kattegat (Norden, Ostsee) und Skagerrak (Süden, Nordsee) begegnen, diese beiden Meeresströmungen aufeinander prallen, sich vereinend. Faszinierender Platz! Die Idee, meinem Bruder, der morgen Geburtstag hat, eine Dose Nordsee mitzubringen, kommt spontan. Gesagt getan, denn die Pfanddosen aus Schweden können wir hier ja eh nicht mehr umtauschen. Macht Spaß, Meer und Sand und Steine und Muscheln in die kleine Öffnung zu quetschen. Zum Abschied lasse ich die Dose ein bisschen von Meer umspülen.

Nach einem längeren barfüßigen Strandspaziergang zum allernördlichsten Punkt des nördlichsten dänischen Zipfels tut mein Fuß so weh, dass ich froh bin über den Shuttleservice zurück zum Parkplatz. Das Passagiergefährt wird von einem Traktor gezogen und wir können uns gerade noch reinquetschen. Eine Schulklasse, ein Haufen vielleicht Vierzehnjähriger, hat heute und hier wohl Klassenfahrt. Spannende Sozialstudie das!, sag ich da nur.

Wir fahren ein Stück weiter südwärts wo eine Wanderdüne einen Leuchtturm verschlungen hat. Vor sechs Jahren war Irgendlink bei seiner Tour um die Nordsee hier gewesen. Nun sieht alles anders aus. Vom Turm ist mehr zu sehen als damals, man kann ihn sogar besteigen. Hier war damals der Fahrradparkplatz, heute ist hier fester Sand. Kaum kann man es sich vorstellen, wie das alles geschehen kann, wo dieser ganze Sand doch so kompakt wirkt. Eine Tafel zeigt an, wo in vierunddreißig Jahren die Sandlinie stehen wird. Das macht Hoffnung, irgendwie, auch für die Menschheit. Was wird sich bis dahin alles verändert haben? Zum Guten? Zum Schlechten? Gesellschaftliche Sandlinien, die Wandlungen verheißen.

Wir picknicken, doch langsam ziehen Regenwolken näher und so spazieren wir zum Auto zurück. Ich bin froh, dass ich mir vor diesem Spaziergang den Fuß eingesalbt und verbunden habe. In den festen Schuhen geht es sich schmerzfreier.

Kaum sind wir im Auto, regnet es. Allerdings nicht sehr lang und nicht sehr fest und bald ist der Himmel wieder hellblau.

Wir kaufen ein und suchen uns einen Campingplatz. Meine Laune ist, wegen der Fußschmerzen und der Gedanken an das baldige Ferienende eher auf Halbmast. Ich bin müde, gereizt und entscheidungsunfreudig. Und nerve mich darüber, dass ich so bin. Der Liebste hält das einfach aus, hält mich aus, hält mich. (Danke!)

Schließlich sind wir, wie gesagt, hier gelandet. Nach dem Essen, die Sonne zeigt sich endlich wieder unverhüllt und es ist abendlich warm, beschließen wir einen kleinen Strandspaziergang. In den Dünen, die wir zuerst durchwandern, stehen wie hingetupft, da und dort Ferienhäuschen. Die meisten an kleinen Sackgässchen, die – wie ich vermute – die Namen der BewohnerInnen tragen.

Endlich am Strand. Ich ziehe Schuhe, Socken und Verband aus, denn die Schmerzen sind deutlich weniger geworden.

Irgendlink erinnert sich daran, wie er damals, mit Ray zusammen, diesen Strandweg entlang gefahren ist. Elf Kilometer Sandpiste. Wir sehen Autos in der Ferne. Die Szene hat etwas Surreales, im Licht der untergehenden Sonne erst recht. Aus Jux markiert Irgendlink mit den Füssen einen Zebrastreifen über die Fahrspuren. Auf dem Rückweg verirren wir uns nur dank Navigationsapp nicht in den vielen kleinen Weglein in den Dünen. Meinem Fuß geht es noch immer gut bis sehr gut. Nur noch ein bisschen geschwollen ist er, aber das wird schon.

Vollmond. Pinker fetter Mond am helllblaugrauen Abendhimmel. Herrlich! Apropos: am Nachmittag war ja Vollmond! Was meine Laune erklären könnte? Und jetzt, jetzt geht es mir auch schon wieder viel besser …

Die Nacht ist heiß und die Hitze im Zelt weckt uns um halb acht. Mit Durchzug, wie jetzt, und von Winden umtost, ist es nun aber sehr gemütlich im Zelt. Kein Vergleich mit einem Hotelzimmer. Sagte ich schon, dass ich gerne zelte?

Collage mit Szenen vom Tag, Meer, Strand, Düne, Leuchtturm.

Vom Kattegat zum Skagerrak | #kursnord

Jetzt aber! Der Regen gibt alles, holt nach, holt auf vielleicht schon bald. Die Erde freut sich, trinkt, saugt auf, während ich diese Zeilen hier schreibe. Wir sitzen im Zelt und nippen an unseren heißen Getränken. Zwischen zwei Regenpausen ist Irgendlink kurz rausgehuscht, um Kaffee und Tee zu holen, desgleichen ich, später, für die Tastaturen. Und nun sitzen wir da. Über uns das schützende Zeltdach. Hat was. Zumal die Aussichten nicht schlecht sind, dass die Regenfront mit ihren Gewittern, die wir gestern und in der Nacht erleben konnten, weiterzieht.

Nach unserer Siesta gestern in der Göteborger Kirche sind wir – in weiser Voraussicht, wie wir später erkannten – auf direktem Weg und trockenen Fußes zurück zum Auto spaziert. Dieses hatten wir bereits in der Spur für die Fähre geparkt und nun stand es in bester Gesellschaft anderer Autos nach uns. Überholt hatte uns niemand, obwohl wir extra so geparkt hatten, dass das kein Problem gewesen wäre. (Das sähe in Deutschland vermutlich ganz anders aus.) Kurz vor der Rückkehr zum Hafen hatten wir unsere letzten hundertfünfzig Kronen in Zimtschnecke (ich), Donuts (er) und zwei Falafel investiert. Ohne schwedisches Bargeld sind wir hierher gekommen, ohne schwedisches Bargeld gehen wir. 

Kaum sitzen wir im Wagen, öffnet sich der Himmel. Fast orkanartig prasselt der Regen gegen die Fensterscheiben, während wir unser leckeres letztes Mahl in Schweden verspeisen. Wir sind noch über eine Stunde zu früh, die Fähre startet um sechzehn Uhr. Schau an, in meinem Goodiesbeutel, den ich mir während unserer ersten Schwedenwoche gekauft hatte, ist doch tatsächlich noch etwas drin. Zum Glück, denn so Lakritzeschnecken versüßen Schwedenabschiede und Wartezeiten doch sehr.

Nächste Szene: Fährenntetris. Mit unglaublicher Präzision dirigieren die Fährmänner unser Auto in die genau richtige Lücke. Ganz und gar unbedeckt allerdings. Was beim aktuellen Wetterchen nicht gerade lustig ist. Halbwegs trocken besteigen wir die Treppen ins Schiffinnere und verirren uns sogar ein wenig, da wir ja die ersten sind und zum ersten Mal auf dieser Fähre; und auch niemandem hinterherwatscheln können. So führen wir allerdings jene, die uns hinterherwatscheln erstmal falsch, Richtung Sonnendeck, wo der Regen uns kalt erwischt. Meine Turnschuhe und Socken sind von den tiefen Pfützen inzwischen nass. Zum Glück hat Irgendlink vorsorglich die Wanderschuhe angezogen. Well done.

Was für ein Kahn! Zum einen riesig – zehn Stockwerke hoch –, zum anderen … nun ja: In allen Räumen und Wänden hängen plappernde Fernseher, die einen wechselnden Mix aus Schwarzweißkino, Werbung, Kinderprogramm und Naturfilmdokus zeigen. Und natürlich auch – wie im Flugzeug – einen Film für Notfälle. Rettungswesten. Rettungsboote. Rettungswege. Ein Spielcasino für große und kleine Kinder darf natürlich nicht fehlen. Auch nicht die Kabinen in den Zwischendecks mit Duschen für die Fernfahrenden von all den Brummis, die mit uns auf der Fähre sind. Dann natürlich Zollfreishop. Kiosk mit Bücherladen. Kinderparadies. Pi Pa und Po hoch neunundvierzig. 

Außer Ruhe, Ruhe gibt es kaum. Gut, dass ich ein wenig Vorrat im Gepäck habe. 

Als der Regen dann doch endlich aufhört, gehen wir aufs Sonnendeck und begrüßen sie, die Sonne, die sich zwar noch immer bedeckt hält, aber doch da und dort hinunterblinzelt. Kalt ist es zum Glück nicht, um die siebzehn Grad oder so.

Zurück in den Aufenthaltsräumen finden wir eine etwas ruhigere Ecke und ich fange einen neuen Krimi zu lesen an; das angefangene Buch mit den schwedischen Kurzkrimis ist gestern abgelaufen. Wie so ein Stück Käse, nur in Geschichten.

Kurz nach sieben Uhr ist Land in Sicht. Wir stehen wieder draußen und sehen den Hafen Frederikhavns näher kommen. 

Und auf einmal sitzen wir im Auto. Und auf einmal rollen wir von der Fähre und auf einmal fahren wir durch Dänemark Richtung Skagen, diesen nördlichsten Zipfel der dänischen Halbinsel. Vom Kattegat in den Skagerrak. 

Da drüben, sagt Irgendlink, dort irgendwo müsste die versinkende Kirche sein – als auch schon ein Wegweiser auftaucht. Sollen wir morgen hin fahren oder heute noch? Ach, komm, ist ja nicht weit. Und schon biegen wir ab und fahren fast an einem Campingplatz vorbei, den wir hier nicht erwartet hatten. Es ist ruhig, so ruhig, dass wir überlegen, hier zu bleiben statt zu jenem Platz zu fahren, auf welchem Irgendlink auf seiner Tour um die Nordsee vor sechs Jahren mit Ray gezeltet hatte. Die Schranke öffnet uns die Platzwartin via Fernbedienung, als Irgendlink die Nummer an der Rezeption anruft. Magiiieee! 

Das schöne Wetter lockt uns nach dem Zeltaufbau zur versandeten Kirche, die sich uns sonnenuntergangsbeleuchtet präsentiert. Ein kleiner Abstecher auf einen kleinen Hügel, der uns einen herrlichen Ausblick auf das Meer beschert. Auf dem Rückweg folgen wir kleinen Wanderwegen und staunen immer wieder über die Schönheit dieser Landschaft. Wanderdünen. Sandig-kiesiger Waldboden, Büsche, Bäume und da: ein Rast- und Abenteuerspielplatz mitten im Wald. Hier möchte man Kind sein!

Zurück kochen wir vor dem Zelt, doch die Mücken werden immer anhänglicher und so essen wir drin. Und schon bald fängt der Regen an. Und die Augenlider werden immer schwerer.

Nachts Gewitter. Keine Stürme bis jetzt, zum Glück. Dafür Regen. Viel Regen. Jetzt scheint sich die Regenfront verabschiedet zu haben.

Wir fahren heute weiter bis an die Nordspitze und dann der Westküste Dänemarks entlang Richtung Süden. Kurs Nord-Süd.

Der Sand in unserer Feriensanduhr rinnt unaufhaltsam durch das Loch. Von mir aus könnten wir gut und gerne noch ein paar Wochen so weiterreisen. Überhaupt: Es fühlt sich an, als wären wir schon seit vielen Monaten unterwegs. Die Zeit, die Zeit …  

Göteborg

Aufnahmen aus Göteborg von unterwegs und in der Kirche als Collage

Die Überfahrt

Verschiedene Aufnahmen von Schiffsdetails, des Meeres, des Landes vor Abfahrt und Ankunft als Collage

Skagen und seine im Sand versunkene Kirche

Collage mit diversen Aufnahmen des versunkenen Kirchturms. Man sieht noch den Teil ab Oberhälfte der Tür

Ein Regenlied | #kursnord

Ich habs ja nicht so mit Kirchen. Dennoch bin ich jetzt froh, dass wir, gerade als der Himmel sich zuerst zögerlich, dann immer heftiger zu öffnen begann, im Gelände der Svenskakyrkan ‘Masthuggskyrkan’ herumgelungert sind. Wir waren vom Hafen, wo wir das Fährticket gekauft und das Auto geparkt hatten, Richtung Stadtzentrum spaziert, als uns auf einmal rechterhand eine Treppe bergan lockte. Mitten in den Häusern der Stadt ein felsiges Gelände: Das wollten wir uns unbedingt ansehen. Vielleicht ein kleiner Park?, hatte ich gemutmaßt. War es. Ein Kirchpark. Mitten drin eine große ziegelsteinge Kirche.

Als der Regen einsetzte, waren wir froh, dass ihre Türen offen standen. Nix wie rein und Tür zu.

Stille. So umfassend, dass jedes Geräusch und die berühmte Stecknadel lärmen.

Beim ersten Versuch, die Kirche zu verlassen, fing gerade der nächste Regenguss an. Fast hagelartige harte Tropfen prasselten auf uns herab, so dass wir schnell wieder in die Kirche flohen. Blitz und Donner über Göteborg. Selbst durch die dicken Kirchenmauern hören wir das Gewitter.

So sitzen wir also zum zweiten Mal im Pilgergastraum in einem Nebentrakt des Gebäudes. Auf bequemen Polsterstühlen. Danke, Schwedenkirche.

Schon gestern Abend, als wir uns der Stadt genähert hatten, hatte sich der Himmel verschleiert und kurz nachdem wir am Askim Camping Göteborg unser Zelt aufgebaut, gekocht und gegessen hatten, mussten wir vor unseren ersten diesjährigen Schwedenregentropfen ins Zelt flüchten. Es hörte zum Glück bald wieder auf, so dass wir an den wunderbaren Nordseestrand spazieren konnten. Was für unbeschreibliche Stimmungen, die meine Handybilder in der Collage unten nur annähernd wiedergegeben können.

Nach der Dusche waren wir soeben wieder im Zelt, als es erneut heftig zu regnen anfing: Gutes Timing. Regentropfen auf dem Zeltdach als Schlummerlied. Selten schlief ich besser.

Den gestrigen Morgen hatten wir in Örebro verbummelt, sind aber doch noch irgendwie weggekommen. Über die Autobahn und Landstraßen fuhren wir häppchenweise weiter südwestwärts. Vorwärtsprokrastination. Da eine Pause, dort ein Pipihalt und schließlich noch den Vänernsee, unweit von Lidköping, mit meinen Füßen bekannt machen. Die Hitze war gewaltig. Ich bin froh, dass die Nacht Kühlung brachte.

Ein bisschen seltsam ist mir zu Mute. Der Abschied von Schweden – auf unbestimmte Zeit – macht mich traurig. Die bevorstehende Überfahrt nach Frederikshavn, im Nordosten Dänemarks macht mich hibbelig und beides zusammen erzeugt eine Spannung, die ich nicht sehr mag. Darum ist es vielleicht ganz gut, dass wir jetzt hier sind. Diese Ruhe tut gut.

Das Gewitter scheint sich, während ich geschrieben habe, verzogen zu haben.

Ob wir zurück zum Hafen sollen? Oder Weiterbummeln?

Diverse Strandsonnenuntergangsstimmungsbilder als Collage
Diverse Strandsonnenuntergangsstimmungsbilder als Collage

Örebro | #kursnord

Örebro also. Grad recherchiert Irgendlink, dass jenes flächendeckende Kunstevent – Open Art –, das uns vor drei Jahren den Stadtspaziergang durch Örebro so vergoldet hat und im doppelten Sinn zu einem Artwalk hat werden lassen, nur alle zwei Jahre stattfindet. Aha. Das erklärt einiges.

Wir parken in einer Nebenstraße und finden – oh Wunder! – einen Automaten, der Münzen frisst. Wir kaufen uns zwei Stunden Parkzeit. Für vier Kronen. Nicht viel, aber es fühlt sich gut an, so als würden wir damit unsere bisherigen Parkschulden aus Malmö und Uppsala gleich mitbezahlen. Das Ticket sagt, dass wir hier bis Montagmorgen halb neun stehenbleiben dürfen. Oh, Wochenende ist gratis? Steht das irgendwo? Oder weiß man das hier einfach? Egal. 40 Cent tun nicht weh.

Schwedischer Parkautomat

Die Suche nach allgegenwärtiger Kunst – Open Art – wie letztes Mal, vor drei Jahren, fällt also, wie gesagt, flach. Egal. Die Stadt ist auch so faszinierend. Ein kunterbuntes Getümmel. Von oben, auf dem großen Pilz – einem Aussichtsturm in Nordosten der Stadt, wo wir uns einen ersten Überblick verschafft hatten – war alles so weit weg gewesen. Nun stecken wir auf einmal mittendrin. Samstagsnachmittagfreizeitmenschsein ‘in da City‘. Handy und Kamera im Anschlag nähern wir uns dem Schloss.

Junggesellinnen und Junggesellen geben sich heute allüberall den Abschied aus dem alten Leben. Und – zack! – beim Schloss reichen sich nun auch die Bräute den Stab weiter. Vorne rein, hinten raus. Örebros Schloss scheint das Las Vegas Schwedens zu sein. So viele Hochzeitspaare habe ich echt noch nie aufs Mal gesehen. Und da drüben – wir haben uns auf eine schattige Bank gesetzt – wird ein Junggeselle mit einer Fußballelf auf dem Rücken sogar in den Bach gestürzt. Seine ernüchternde Taufe ins neue Leben? Sollten wir eines Tages je heiraten, machen wir bei sowas nicht mit!, schwören wir uns.

Auf dem Weg zurück zum Auto verirren wir uns. So viele Straßen, Sträßchen, Gassen und Gässchen aber auch! Und so viele Fotosujets. Fast bin ich überfordert von all diesem vielen Sehen. Dazu die Hitze.

Auf dem Zeltplatz zurück stellen wir fest, dass unser Zelt, das wir – wie vor drei Jahren – auf einem Hügel im Schatten von Kiefern aufgebaut hatten, nun doch Sonne abbekommen hat. Heiß ist es selbst hier und müssten wir nicht noch einkaufen, hätte ich mich einfach ein bisschen ins Zelt gelegt und ein Nickerchen gemacht.

Irgendlink erinnert sich ans Coop, ganz nah beim Campingplatz. Da hinten. Hinter den neuen Häusern, zeigt er vage Richtung Süden. Wir schlüpfen durch den Hinterausgang und spazieren durch die neue Siedlung. Nett sieht sie aus, schön gebaut. Modern. Steril noch irgendwie und mit wenig Grün. Einige Wohnungen sind bereits bewohnt. Wie es sich wohl lebt in so einem Neubaugebiet? Niemand nativ. Alle wurzellos, sinniere ich vor mich hin. Ohne Quartiertraditionen. Alles möglich, alles neu. Chancen zum einen, große Herausforderung zum andern. Sich neu erfinden zu können klingt möglich, ist aber durch die gesellschaftlichen Vorgaben wohl doch eher eine Illusion.

An Baustellen vorbei, auf Holperpfaden, finden wir den Eingang des Megaeinkaufszentrums. Diesmal zahlen wir mit Bargeld, weil wir ja morgen schon Schweden verlassen werden. Mit schweren Taschen – ein paar leckere Geschenke mit im Gepäck – ächzen wir zurück.

Kleine Siesta. Es ist sieben. Spaßbad ja oder nein? Vor drei Jahren war der Eintritt noch im Campingplatzpreis inbegriffen. Diesmal ist es nur noch der Eintritt ins Außen- und Innenschwimmbad. Die Lost City-Rutschen, auf die sich Irgendlink so gefreut hat, kosten jetzt zusätzlich. Hm.

Dennoch spazieren wir hinüber und schwimmen ein paar Runden im Inbegriffen-Bereich. Sich ins Spaßbad reinmogeln ist nicht möglich, weil wir elektronische Armbänder tragen, die manche Türen öffnen, manche nicht. Weil aber die Verbindungstür zwischen Schwimmbecken und Spaßbad zufällig offen steht, gönnt sich Irgendlink dann doch einmal Rutschen. Doch schon werden wir auf die Schließzeiten aufmerksam gemacht.

Nach dem leckeren Abendessen – es ist kühl geworden – ziehen wir uns in die eigenen fünf Zeltwände zurück, wo ich bei meinen Recherchen entdecke, dass wir uns   morgen auch ab Göteborg rüber nach Dänemark verschiffen lassen könne statt ab Varberg. Was einige Pluspunkte hat: Ich mag Göteborg, es ist ab hier weniger weit zu fahren und der dänische Zielhafen – Frederikshavn – liegt zudem auch näher bei Dänemarks nördlichstem Punkt – Skagen –, den mir Irgendlink zeigen und sich auch selbst nochmals anschauen möchte. Hier radelte er vor sieben Jahren, als er die Nordsee umfuhr, vorbei. Lange her.

Die Nacht ist weniger laut als wir befürchteten. Die samstagfeierabendlichen Stimmen im nahen Wohnquartier verklingen und auch die nahe Straße brummt erträglich laut.

Jetzt sitzen wir an der noch sanften Morgensonne vor dem Zelt und hacken vor uns hin. Ich mag das.

Diverse Szenen aus Örebro (Fassaden, Objekte etc.) zu einer Collage zusammengestellt

Hier kommen wir nie wieder weg | #kursnord

Weil ich heute so gar keine Lust zum Bloggen habe, heute nur eine kleine Liste zur späteren Erinnerung. Wenn ich mal alt bin und so.

Ein Tag in Uskavigården:

Gemacht:

  • Kurzes Bad
  • Rumgammeln
  • Frühstück
  • Zwei Partien Minigolf (yesss, wat mutt dat mutt)
  • Gemeinsam entscheiden, dass wir noch eine Nacht hierbleiben werden
  • Auf den Steg gehen und schwimmen
  • Vor der Hitze in den Schatten wechseln
  • Der Platz füllt sich allmählich mit Wochenendwohnmobilen
  • Dösen
  • Lesen
  • Muffin essen
  • Wir bekommen nette Wohnwagen-Nachbarn mit Hund auf unserer Zeltwiese
  • Nach Nora fahren
  • Artwalk/Spaziergang durch den Ort  an vertraute Plätze (2015)
  • einkaufen
  • kochen (Backofenseidank gibts Pizza)
  • noch eine Partie Minigolf
  • wegen der relativen Kühle heiß duschen
  • ins Bettchen hupsen

Gedacht:

  • Das Leben kann auch mal schön sein

Gefühlt:

  • Mir geht es seit zwei Wochen richtig gut

Fotografiert:

1.) Hier bin ich vor drei Jahren vom Zug aus Örebro in den Bus nach Uskavigården umgestiegen
2.) Die Straßen von Nora
3.) Öffentlich Luftpumpe für Räder, Kinderwagen, Rollstühle etc.

Heute fahren wir weiter nach Örebro. Hoffentlich ist der Camping nicht allzu voll. Wegen Wochenende und so.

Zuhausegefühle, aber in schwedisch | #kursnord

Ljusdal ist größer als wir dachten, stellen wir fest, als wir gestern Morgen die Stadt wieder verlassen. Am Abend hatten wir noch überlegt, zwei Nächte zu bleiben, doch die Landstraße Nummer 84, die nah am Zeltplatz entlangführt, ist doch recht laut. Nicht unbedingt nachts, aber morgens ging es früh los. Zuerst jedoch galt es, endlich unser Minigolfturnier weiterzuführen. 

Vor drei Jahren hatten wir nämlich damit angefangen. Seither gilt: Keine Reise ohne Minigolf. Daheim spielen wir das ja nie, es hat also diesen herrlichen Geruch von Ferien an sich, dieses Spiel. 

Tagesformabhängig gewinne mal ich, mal gewinnt er. Gestern war er dran. Ich scheiterte vor allem an der letzten Bahn. Eine metallene Rampe, an deren Ende ein ballverschlingender Schlitz zu treffen war. Fast möchte ich das als Gleichnis für meine Angst vor finalen Schritten sehen.

Weiter Richtung Süd und Richtung West also. Über Landstraßen, über Schotterpisten. Die über dreihundert Kilometer, die auf einer Autobahn vielleicht in drei bis vier Stunden zu fahren wären, dauerten bei uns einen ganzen Nachmittag. 

Mit vielen Pausen. Fotopausen. Pinkelpausen. Einkaufpausen. Tankpausen. Und ja, gestern sogar mit einer längeren Badepause. Denn die Sonne knallte doch ziemlich aufs Autodach. Draußen waren es angenehme fünfundzwanzig Grad, plusminus, und wir fuhren inzwischen durch das Land der Seen – kaum hörte einer auf, fängt der nächste an –, der Wälder, der falunroten Gehöfte, die wie hingetupft in der löwenzahngelbgrünen Landschaft standen. Immer wieder mal Hinweisschilder zu Badeplätzen … und da: auf einmal tauchte der Richtige auf. Man merkt sowas. Ich wendete und fuhr ein paar Meter zurück. 

Herrlicher See, gemütlicher Platz. Wir allein. Zeit für ein Nickerchen. Wir haben schon eine Weile gedöst, als ein zweiter Wagen parkt und eine Familie aussteigt. Zuerst reden die Kinder laut, dann flüstern sie. Oh, sie haben gesehen, dass wir schlafen. Wie rücksichtsvoll!

Eine junge Oma, eine junge Mutter und zwei Kinder. Das Mädchen vielleicht elfjährig, der Junge vielleicht sechs oder sieben. Sie steuern sofort auf den Steg zu und setzen sich in Kleidern drauf. 

Mist, lache ich, grad wo ich ins Wasser wollte. (Ich bin da ja ein bisschen eigen und gehemmt, was meine Kaltwasserangst betrifft und brauche oft ganz lange, bis ich es wage, loszuschwimmen.) Wenn die es schaffen, dann schaffen wir es auch, sagen wir zueinander, und so ziehe ich mich um. Die sehen ja schließlich ganz nett aus und so. Auf einmal verlassen sie den Steg, gehen zur Umkleide und ich nutze die Gunst der Stunde und wate ins Wasser. Kühl, es ist kühl. Nicht kalt. Nein, einfach nur erfrischend kühl. Ein bisschen unter meiner Wohlfühlgrenze, ein bisschen über meiner Schmerzgrenze. Dennoch, es lockt. Gerade als ich das Wasser wieder zu verlassen entschieden habe, ist ja doch recht kalt!, kommt das Mädchen schrittweise über den Sandstrand ins Wasser. In ihrer Unterhose. Sie verhält sich ähnlich zögerlich wie ich. Wir grinsen uns verschwörerisch zu. Sie wagt es auch nicht. Inzwischen ist der Liebste erwacht und beschließt ebenfalls, sich umzuziehen.

Gemeinsam gehen wir ins Wasser, zögerliche Schritte der Angewöhnung. Nicht mehr draußen, noch nicht richtig drin, doch jetzt fühlt es sich nicht mehr so kalt an wie das erste Mal. Und auf einmal bin ich drin und es ist wunderbar und herrlich und erfrischend und ich möchte am liebsten nie mehr da raus.

Tue es aber natürlich irgendwann doch. Das Mädchen schaut uns staunend und ein bisschen neidisch zu, wie wir unsere Badegenussgefühle herausjubeln. Sie hat es noch immer nicht weiter als bis zu den Oberschenkeln geschafft.

Als wir uns an die Sonne, auf unsere Tücher, legen, schafft sie es. Ich bin richtig stolz auf sie, applaudiere ihr zu und sage zu Irgendlink: Vielleicht hat sie ja, wie wir, einen Deal gemacht: Wenn die es schaffen, gehe ich auch hinein. So machen wir doch alle irgendwie unser Tun von jenem der anderen abhängig. Na ja, nicht immer, aber manchmal. Oft unbewusst.

Schließlich fahren wir weiter und landen in vertrauten Orten. Falun, wo wir vor drei Jahren, als Irgendlink ans Kap geradelt war, ein Ferienhäuschen gemietet hatten. Später Ludvika, wo wir damals auf dem Weg von Örebro, unserem Treffpunkt damals, gezeltet hatten. Und auf einmal sind wir mitten in einer netzlosen Pampa und wollen doch einfach nur unseren Lieblingszeltplatz auf jener Reise von Örebro nach Falun, Uskavigården, wiederfinden. Einzig das GPS Kit weist uns in kartenlos die ungefähre Richtung, denn auf der Straßenkarte ist der Camping nicht verzeichnet. Doch plötzlich haben wir wieder Netz und auf einmal ist alles wieder vertraut. (Hier schrieb ich damals.

Dort haben wir eingekauft, weißt du noch?, schwatzen wir, und dort bin ich in den Bus gestiegen.

Und dann sind wir da. Unsere riesige Zeltwiese ist komplett frei. Nur ein paar andere Camper sind außer uns noch auf dem Gelände. Und da ist der See. Ähnlich warm wie der Badesee unterwegs. 

Warm ist es, als wir um zwanzig Uhr das Zelt aufbauen. Und die Nacht ist fast lau und am Morgen knallt uns die Sonne aus dem Zelt und jetzt, wo ich da sitze, liebäugle ich bereits mit einem erfrischenden Bad. Später. Erstmal frühstücken. Und Minigolf – die Revanche.

Vielleicht gegen Abend dann weiter nach Örebro, wo die Kunst lockt und das Spaßbad und der Campingplatz, an welchem wir mit Ray, unserm schottischen Freund, damals zusammensaßen. Mal schauen. Auch noch eine Nacht hierbleiben, läge drin.

Ach, und eigentlich wollte ich ja noch über uns Menschen und unsere Bedürfnisse, Schwächen und (Un-)Zulänglichkeiten schreiben, über die echten und über die uns von außen aufgenötigten und darüber, dass letzlich alle menschgemachte Infrastrukturen – Toiletten, Einkaufstempel, Krankenhäusere etc. – auf die einen aufgebaut sind (was ich okay finde), aber aus den anderen, den künstlich erzeugten – Sicherheits- und Jugendwahn zum Beispiel –, Profit schlagen.

Aber ach, die Schönheit dieses Augenblicks hier am See, am Tisch, inmitten all des Grüns, Wildgänsekrächzen im Hintergrund, macht. mich so gegenwärtig und die Versuchung, alles Mühsame einfach auszublenden, ist  unwiderstehlich.

Erstmal Tee trinken.

Tagesbildercollage