angewachsen

Nein, nicht klein
werden will ich. Ich strebe auch
nicht einen randlosen, unscharfen,
unfassbaren Gegensatz von
Narzissmus an, will kein
Mensch ohne Struktur, Gesicht, Gewicht
und Meinung sein. Und nein, auch nicht unsichtbar
zu werden, zu verschwinden ist mein
Ziel.
Doch anders mein
Gewicht verteilen will ich, anders
den Fokus auf mich und
mein Leben werfen.
Aufrichtiger. Mutiger.
Aufstehen. Aufrecht stehen.
Bewusst leben, atmen, gehen, üben, sein. Wahrnehmen.
Ausdrücken, was ich
wahrnehme. Ich müsste
platzen, könnte ich es nicht. Dürfte ich
es nicht.
Mit meinen Talenten.
Mit meinen Werkzeugen.
Mit meinem Wissen.
Mit meinem Können.
Dass alles nur meins geworden ist, weil
ich es wachsen lassen habe
während meines bisherigen Lebens.
Am Baum – wäre ich einer – sind
es Äste. Gewachsen, weil da Raum
war. Andere Äste habe ich nicht.
Einige sind abgebrochen, irgendwann, aus
Unachtsamkeit. Oder
erforen. Andere hatten
zu wenig Raum. Zu wenig Wasser. Und
jetzt bin ich so. Ein Baum unter
vielen. Mit Wurzeln. Mit Ästen. Verbunden mit allen
und doch die, die ich bin. Jetzt. Ein
Leben lang. Und nur die kann ich jetzt sein. Niemand
kann das besser als ich.

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