Einfach so

Wenn ich grad mal nicht Bewerbungen schreibe, am neuen Romanprojekt arbeite, ein Buch lese, im Haushalt schufte, einkaufe oder spazierengehe, bin ich oft am Kritzeln. Abends auf dem Sofa vor allem. Das Ziel ist eigentlich immer runterzukommen, mich zu entspannen.

Ich denke dabei nichts, ich verfolge kein Ziel. Ich überlasse das Kritzeln meiner rechten Hand. Es ist ein bisschen wie Écriture automatique, das automatische Schreiben, das eine Schreibmethode, bei welcher Bilder und Gefühle so unzensiert wie möglich wiedergegeben werden sollen. Dabei wird der Stift nicht abgesetzt. Geschrieben wird pausenlos, ohne Nachzudenken. Beim Kritzeln halte ich es sehr ähnlich. Meine Hand kritzelt einfach vor sich hin.

Gestern hatte ich mein Gekritzel sogar fotografiert und mit einige Apps nachbearbeitet. Die nachfolgende Version hier mag ich besonders. Weil sie grad so meinen Zustand – irgendwo zwischen fluffig-schwebend-ungeordnet und doch irgendwie strukturiert – wiedergibt.

Auf einmal habe ich in obigem Bild einen Indianerkopf entdeckt, der sich eingeschlichen hat. Sogar doppelt, von oben und von unten.

Ich bin als Hinschauerin geboren worden. Schade, dass das kein Beruf ist. Oder doch?

#Depressionen – Drüber reden hilft | #notjustsad

»Nicht-Betroffene äußern gern mal – und das ist kein Vorwurf – in ihrer Rat- und Verständnislosigkeit Dinge wie: Aber der/die hatte doch alles. Talent. Erfolg. Familie. Geld. Es gab doch gar keinen Grund.

Genau da liegt das große Missverständnis, weshalb sich viele so schwertun, eine Depression wenigstens annähernd zu begreifen: Es gibt keinen äußeren Grund. Es gibt eine Hirnchemie, die nicht das tut, was sie tun sollte. Hormone, die in die falsche Richtung flitzen. Manchmal werden solche Zustände von außen verstärkt, aber diese Verstärker sind nicht die Gründe für die Krankheit.«

So schreibt Zoë Beck in ihrem Blogartikel Schwarz, innen über Menschen mit Depressionen. Über Menschen wie sie und ich.

»Niemand redet gern darüber, weil es so schwer ist, anderen verständlich zu machen, was da in einem vor sich geht. Es ist unlogisch, irrational. Aber vor allem redet niemand gern darüber, weil die Reaktionen auf diese Krankheit fürchterlich sind. Dass Menschen, die nicht selbst betroffen sind, Schwierigkeiten haben, diesen Zustand nachzuvollziehen – geschenkt. Ich weiß nicht, wie sich ein gebrochener Arm anfühlt, ich hab mir noch nie was gebrochen. Wovor ich Angst habe, wenn ich darüber spreche: dass man mich für „schwach“ hält. Dass man mich abschreibt. Dass ich keine Jobs mehr bekomme. Dass man mich behandelt, als wäre ich nicht zurechnungsfähig. Solche Sachen. «

Zum Glück gibt es sie doch, jene Menschen, die darüber reden. Immer wieder. Ein wenig da, und ein wenig dort. Auch bei Viktoria habe ich einen Beitrag zum Thema gefunden. Ihr geht es darum, Ursachen zu benennen; herauszufinden, woher es kommt, dass immer mehr Menschen depressiv werden. Sie benennt den Druck von außen, der mehr geworden ist und sie schreibt über die Schere, die sich immer weiter geöffnet hat.

»Der Neoliberalismus hat den Kapitalismus auf die Spitze getrieben, indem alles auf den Gewinn ausgerichtet wurde, inklusive der Menschen selbst. Je mehr Geld jemand erwirtschaftet, umso anerkannter ist er in der Gesellschaft, umso mehr Macht steht ihm zu. Dass es bei diesem Spiel nur wenige Gewinner und viele Verlierer gibt, ist den meisten Menschen deshalb nicht bewusst, weil es eben anders als früher nicht bloß eine herrschende und mehr oder weniger eine unterdrückte Klasse gibt, sondern der fortgeschrittene Kapitalismus die unteren Klassen schlichtweg ausgesplittet und gegeneinander aufgehetzt hat. […] Die Angst vor dem sozialen Abstieg ist der Ursprung vieler Depressionen.«

Nun ja, Ursachen und Auslöser gibt es unzählige. Und wir sind so viele. Umso wichtiger ist doch, dass wir uns nicht schämen, nicht verstecken. Und dass wir nicht aufhören, zu wissen und zu erkennen, wer wir sind. Dass wir mehr sind als die Depression, auch wenn sie Teil von uns ist.

Wie sagte Herr Bock noch mal so schön? ’Als depressiver Mensch kannst du alles, nur nicht einfach so. Und schon gar nicht immer. Und manchmal gar nicht.’

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Verrückt ist, dass immer alle anderen besser wissen, was wir brauchen, wenn es uns schlecht geht. Zoe beschreibt das so:

»Man riet mir zu Sport, Johanniskraut, Lichttherapie, Urlaub, Hormonen, keinen Hormonen, Tabletten, keinen Tabletten, mehr schlafen, weniger schlafen, zu bestimmten Tees und Vitaminen und Ölen und Duftkerzen. Man riet mir so viel.«

Was ich sagen will? Depression ist, wie jede andere Krankheit und insbesondere jede andere psychische Krankheit von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Angefangen, wie gesagt, bei den Auslösern – inneren ebenso wie äußeren – bis hin zur Therapie. Darum es ist müßig, zu vergleichen. Schmerzen lassen sich eh nur bedingt messen und vor allem werden sie – körperliche ebenso wie mentale – von Mensch zu Mensch unterschiedlich wahrgenommen. Was dem einen brutal weh tut, steckt die andere scheinbar locker weg. Und selbst diese Wahrnehmung kann sich ändern. Früher ertrug ich vieles besser, länger, war womöglich auch einfach strenger und härter zu mir selbst, forderte mir mehr ab, heute bin ich wehleidiger (ach, gäbe es hierfür doch ein wertfreieres Wort!) und schneller an meiner Belastungsgrenze.

Nur wenn wir uns und unsere Grenzen ernst nehmen, wenn wir dazu stehen, dass wir diesen Druck  – äußeren ebenso wie inneren – nicht mehr ertragen können und wollen und wenn wir uns für uns einsetzen, kann sich für uns persönlich aber auch gesellschaftlich etwas verändern. (Und ja, ich weiß, dass das in Zeiten einer depressiven Episode oft nicht geht … aber es geht womöglich vorher & nachher.) Drüber reden hilft.

Reiseerinnerungen | #nordwärts im Rückspiegel – Teil 4

Schon seit unserem Besuch bei Freunden in Itzehoe geisterte die Idee in unseren Köpfen, dass wir eigentlich auf dem Rückweg aus dem Norden in Kiel ankern und uns Manuel Zints Ausstellung Nawodo anschauen könnten. Die Einladungen dazu hatte er uns bei unserm Treffen anlässlich einer Ausstellung in Itzehoe in die Hand gedrückt.

Dass diese Ausstellung an unsere Erlebnisse auf dem Broager Friedhof anknüpfen würde, ahnte ich natürlich nicht.

Ehrenmal für die gefallenen MännerAuf dem Broager Friedhof in Südjütland haben wir nämlich ein Denkmal der etwas anderen Art gefunden. Dieses Ehrenmal gedenkt der Gräuel und der Opfer des ersten Weltkrieges.  Noch kein sogenanntes Kriegsdenkmal hat mich je so berührt wie dieses.

Auf einem Hügel sind neun? einige Eichen gepflanzt worden. Drum herum, in Gruppen, nach Gemeinden, stehen zig große Steine – je betroffene Familie einer – mit den eingravierten Namen der Gefallenen. Diese Steine haben Jugendliche der Gemeinden 1922 vom Strand geholt, nachdem dieser Landstrich endlich Dänemark angehörte. Wie ich die Steine mit den hundertneunzig Namen abschritt und mir das Leid in den Familien vorstellte, die im Krieg ihre Söhne verloren haben – manche davon zwei, drei, vier, eine oder zwei sogar fünf – konnte ich meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten.

Die Unfähigkeit, adäquat mit Konflikten umzugehen und diese, statt konstruktiv in Lösungen in Gewalt umzuwandeln – diese Unfähigkeit ist Mitursache jeden Krieges, ob klein oder groß. Diese Unfähigkeit hat schon so viele Leben gekostet. Lange noch blieben wir auf der Treppe zum Hügel sitzen und sprachen über die Sinnlosigkeit von Krieg.

Zwei Tage später. In Kiel besuchen wir Manuel Zints Denkmal für den Untergang von Nawodo. Manuel Zint, ein Itzehoer Künstler, verwebt Fiktion und Realität wie kein Zweiter. Auf der Facebuuk-Seite zur Ausstellung steht: »Manuel Zint, Arrangeur nachvollziehbarer Parallelwirklichkeiten, zeigt in dieser Ausstellung das Schicksal der Südseeinsel Nawodo. Während des ersten Weltkriegs zerstörte ein deutsches Expeditionskorps die Stadt Nawodo auf der gleichnamigen Südseeinsel – heute Nauru. Ausgehend von dieser Begebenheit spannt die Ausstellung einen Bogen vom Verlust des Paradieses über die nachfolgende Gedenkkultur bis in die gegenwärtigen (inhumanen) Zustände der Ressourcen- und Flüchtlingspolitik der Industrienationen. In der Ausstellung werden die Phänomene von Deutungshoheit und Inszenierung behandelt; die ausgedachte Geschichte im Sinne einer fiktiven künstlerischen Feldforschung untersucht, interpretiert und angeordnet. Das daraus resultierende System fordert zur Auseinandersetzung mit Erinnerungskultur und Selbstwahrnehmung auf.«

Ein Teil der Ausstellung gilt (fiktiven) Ehren-, Mahn- und Denkmalentwürfen teils fiktiver, teil realer Künstler. Hier kommt Manuel Zints technisch-fachliche und kreative Vielseitigkeit voll zum Tragen. Nicht nur bildnerische Techniken (über Kohle und Aquarell zu Fotografie und Acrylgemälde) werden gezeigt, auch dreidimensionale Werke aus Papier, Kunst- und anderen Werkstoffen wie zum Beispiel Ton kommen zur Anwendung.

All das aber ist letztlich – in seiner ganzen Schönheit, Vielseitigkeit und technischen Finesse – doch nur Mittel zum Zweck. Die Botschaft ist unüberhörbar und passt an diesen nicht zufällig gewählten Ort, an welchem die Ausstellung noch bis Dezember stattfindet. Sie lautet: Krieg ist und bleibt sinnlos und destruktiv.

KriegsspielzeugbehälterDer Flandernbunker, in welchem diese Ausstellung gezeigt wird, ist schon für sich genommen ein Mahnmal – Mahnmal Kilian e. V. – und hat sich zur Aufgabe gemacht, Krieg und seine Gräuel zu thematisieren. In einer Glasbox vor dem Bunker können zum Beispiel Kinder ihr Kriegsspielzeug antikriegsgerecht entsorgen. (Leider ist die Box erst wenig gefüllt … da geht noch mehr!)

Ein Ehrenmal, ein Denkmal erinnert in der Regel an Menschen, die sich geopfert haben. In Kiel haben wir ein U-Boot-Denkmal gesehen, das den deutschen U-Boot-Soldaten, die ums Leben gekommen sind, gewidmet ist. Ich schlucke schwer. Denkmale für Menschen, deren Machthaber den Krieg angezettelt haben, lösen bei mir immer äußerst ambivalente Gefühle aus. Sind nicht auch sie letztllich Opfer und darum würdig geehrt zu werden? Wie viel haben sie gewusst? Hätten sie sich weigern können in den Krieg zu ziehen oder wollten sie es sogar?

Manuel Zint hat einem fiktiven Soldaten, der bei den Gräueln auf Nawodo dabei gewesen ist, eine spätere Kriegszeichner-Karriere angedichtet, da er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kämpfen konnte. Von diesem Soldaten stammt die (fiktive) Zeichnung eines toten Kindes am Strand, das für die spätere Anti-Krieg-Propaganda verwendet wurde (siehe Bilder).

Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit, zwischen damals und heute verlaufen in dieser Ausstellung fließend. Kolonialismus und die Flucht in eine vermeintlich bessere, sicherere Welt sind heute so aktuell wie damals. Zint verwebt gekonnt und lässt mich betroffen, erschüttert, berührt zurück.

Die Bilder stammen teils von Irgendlink und teils von mir. Sie werden durch Draufklicken groß [Galerie].

Reiseerinnerungen | #nordwärts im Rückspiegel – Teil 3

Heute noch ein paar teils recht konfuse, eben gefundene Reisenotizen:

  • Wer nicht deichen will, muss weichen. (Weis- und Wahrheit aus dem Alten Land Niedersachsen)
  • Wie wohl die Welt heute aussähe, wenn sie damals den gordischen Knoten statt zerhauen aufgedröselt hätten?
  • Stöberstübchen, das: Jener Ort in meinem Kopf, wo alles drunter und drüber ist.
  • In meinem nächsten Leben werde ich Stöberstubenhocker.
  • Aus Jux ’isst’ statt ’ist’ zu schreiben ist ja sowas von abgelutscht. Ausgegessen sozusagen.
  • Wir alle reden so viel und wir sagen so wenig.
  • Die Warwerorter Küstenschafe grasen im Regen.
  • Büsum: Krasse Strandkorbinflation. Der Mensch als Nutzvieh.
  • Meldorf: Wattwandern in der Nordsee: Der Stoff aus dem meine Glücke sind.
  • Was in Skandinavien das Rentier, ist in Nordsee-Schleswig-Holstein das Schaf.
  • – Was ich an Deutschland lustig finde?
    – Wie jetzt? Gibt es in Deutschland etwas Lustiges?
    – Ja. Aber nur ein bisschen. Die Nummernschilder nämlich.*
  • Mit dem Dreigänger im ersten Gang auf den Deich: Der Gotthard des kleinen Mannes.
  • Dieser radelnde Schweizer am Deichtor auf Nordstrand: Wie lange er wohl noch in Gesprächen mit immer neuen Radlern hängenbleibt, nachdem wir Tschüss gesagt haben? Das Deichtor als Wurmloch.

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Und hier nun noch die versprochenen Bilder der zweiten Woche unserer Nordwärts-Tour.

 


*Anmerkung für andere Auch-Nicht-Deutsche wie ich: Das deutsche Kennzeichen lässt sich teilweise selbstbestimmen. In Kiel zum Beispiel sind KI vorgegeben, danach können zwei Buchstaben gewählt werden, und dahinter die drei Zahlen ebenfalls. Also KI-FF 123 oder so …

Reiseerinnerungen | #nordwärts im Rückspiegel – Teil 2

Zwischen all der Kunst in Stade, Itzehoe und Kiel und all den Begegnungen mit lieben Menschen in Bielefeld, Itzehoe und unterwegs haben wir uns sehr oft auf Deichen fortbewegt. Und wir haben an all den weiten Stränden den Möwen beim Fliegen zugeschaut und den Schafen beim Grasen. Der Flut beim Abebben und der Ebbe beim Steigen. Wir haben Städte, Städtchen und Dörfer besucht und in Südjütland Minigolfkugeln in Löcher geschubst. Und gebadet in der Nordsee habe ich auch. Allerdings nur einmal. Auf einem Radausflug auf Nordstrand.

Ach, und all die Schafe. Und Schiffe. Und Leuchttürme. Und Häfen. Und ja, auch Fähre sind wir gefahren, zweimal. Von Wischhafen nach Glücksstadt und von Heikendorf nach Kiel Bellevue. Das war schön. Hach. Und überhaupt … ich weiß schon nicht mehr, wann ich das letzte Mal so weit ins Meer hinaus gewatet bin. Ach, Wattenmeer, dich lieb ich sehr.

Zeltauf- und -abbau war schon nach dem zweiten Mal ein fließendes Ballettstück zwischen uns beiden. Wie das Kochen auf dem Trangia. Das Glück, immer kleine, feine, günstige Campingplätze zu finden. Und nette Einkaufsläden. Und Ruhe, viel Ruhe.

Heute eine kleine Bilderschau von der ersten Woche, morgen dann von der zweiten.

Reiseerinnerungen | #nordwärts im Rückspiegel – Teil 1

Etwas mehr als zwei Wochen lang sind wir nordwärts gefahren. Mit Auto und Zelt haben wir uns über Bundes- und Landstraßen treiben lassen. Sind geblieben, wo es uns gefallen hat; sind weitergezogen, wenn die Möwen uns weiter nordwärts gerufen haben. So fuhren wir aus dem Süden – der Schweiz resp. der Südpfalz – über Bielefeld ins Alte Land Niedersachsen, nach Itzehoe in Schleswig-Holstein, an die Nordseeküste Schleswig-Holsteins, auf Nordstrand, weiter ins dänische Südjütland (nach Broager um genau zu sein), weiter an der Ostsee bleibend nach Kiel und von da aus schließlich wieder zurück.

Vor zweieinhalb Wochen haben wir im niedersächsischen Stade, das sich als sehr kulturaffine Stadt mit einem richtig schönen Ortsbild entpuppt hat, im dortigen Kunsthaus die Ausstellung von Wolfgang Herrndorf besucht. Sie hängt übrigens noch bis Anfang Okotober und ist echt empfehlenswert. Diese Bilderschau zeigt das bildnerische Schaffen Herrndorfs, der ja vor allem durch seine Romane und sein Blog, in welchem er über seine Tumorerkrankung und deren Auswirkungen auf sein Leben geschrieben hat, bekannt geworden ist. Vor vier Jahren hat er sich entschieden, seinem Zerfall und Leiden mit einem selbstgewählten Tod ein Ende zu setzen. Die gezeigten Bilder stammen aus seinem Nachlass. Sie zeigen seine unglaubliche künstlerische Weite und Vielseitigkeit, die ja auch in seinen Gedanken und Texten sichtbar geworden ist.

Dass er sich als bildnerischer Künstler hauptsächlich mit Auftragsarbeiten – für Satiremagazine ebenso wie für Verlage – über Wasser halten musste, hat ihn, wenn ich seine Texte richtig verstehe, sehr frustriert. Vielleicht darum hat er eines Tages das Malen gelassen und sich dem Schreiben zugewendet. Einen Teil seiner Bilder hat er, so lese ich auf Informationstexten, sogar ein Jahr vor seinem Tod zerstört.

»Es ist Herrndorfs unbestechlicher Blick gewesen, der die Schönheit der Natur, aber auch die Skurrilität des Lebens und die bizarren Facetten der menschlichen Gesellschaft aufdeckte. Er war auch als bildender Künstler ein Beobachter, Gestalter und Erzähler
Quelle: www.museen-stade.de

Wie auch immer: Die Ausstellung zeigt eine Vielseitigkeit, die ich selten so bei einem Künstler gesehen habe. Herrndorf zitiert Klassiker ebenso gekonnt wie er simple Redewendungen in Wortbilder und Comics übersetzt. Von Skizzen zu opulenten Gemälden ist alles da und fast kann ich nicht glauben, dass seine göttliche Komödie ein zeitgenössisches Gemälde ist und kein antikes.

Uns beiden hat es richtig Spaß gemacht, uns in die Bilder einzulesen, ihre Geschichten zu hören, sie zu betrachten.

Die Bilder stammen teils von Irgendlink (leider unabsichtlich mit einer etwas gelbstichigen Fehleinstellung aufgenommen) und teils von mir. Sie werden durch Draufklicken groß [Galerie].

Tipp: Mit der Eintrittskarte zum Kunsthaus können auch das städische Museum und das Freilichtmuseum besucht werden.

Zurück aus dem Norden

Gestern Nachmittag sind wir wieder auf dem einsamen Gehöft angekommen, dem Zuhause meines Liebsten. Die lange Rückfahrt aus Dänemark, will heißen aus Kiel, haben wir uns auf zwei Tage aufgeteilt. Haben so das Ferienende sozusagen hinausgezögert.

In der Nähe von Northeim, wo wir schon auf unserer ersten gemeinsamen Reise in den Norden eine Nacht  – damals unter dem Sternenhimmel, wild, zwischen Feldern verborgen – eingeschoben hatten, fanden wir diesmal einen kleinen feinen Zeltplatz. Mit dazu gehörte diesmal sogar ein Freibad, so dass ich zum zweiten Mal in diesen Ferien doch noch ein wenig schwimmen gehen konnte. Das erste Mal war vor acht Tagen gewesen, in der Nordsee. Auf Nordstrand, während unserer kleinen Inselradtour.

Vielleicht ist das das Einzige, das ich auf dieser Reise vermisst habe: warm genuge Gewässer am Wegrand. Und vielleicht auch warm genuge Luft, um baden zu wollen. Durchschnittlich hatten wir so um die 18-20 Grad gehabt, nachts kühlte es manchmal wohl bis auf zehn Grad runter. Obwohl es – verglichen mit den südlicheren Gefilden – eine doch eher kühle Zeit war, fand ich das nicht schlimm. Das Wetter war nämlich immer besser als die Prognosen. 😉 Wir hatten eh totales Wetterglück. Geregnet hat es immer nur nachts oder morgens, wenn wir sowieso nicht draußen sein wollten oder mussten.

Neben viel Meer, Natur, Watt-, Deich- und Strandwanderungen und den Spaziergängen durch die Orte am Wegrand, kam auch die Kunst nicht zu kurz. In Stade besuchten wir die Ausstellung von Wolfgang Herrndorf, in Itzehoe die Ausstellung der über Ecken mit uns bekannten Malerin Theresa Fritz, im Flandernbunker Kiel die Ausstellung Nawodo des Künstlers Manuel Zint aus Itzehoe, den wir aus Itzehoe kennen und der – wie Herrndorf – ein wahres Multitalent ist. Über die Ausstellungen und die Reise an sich werde ich hier in den nächsten Tagen noch ein wenig mehr erzählen.

Hafen in der Kieler Förde – Heikendorf
Der Möwenfotograf Irgendlink am Werk

Kurz und gut: Wir haben uns prächtig erholt, nicht zuletzt auch, weil wir diesmal nicht gebloggt und nur wenig getwittert haben. Einzig auf Instagram habe ich ein paar Bild-Spuren hinterlassen. Hier und heute einfach mal nur dieses kleine Lebenszeichen. Sagen, dass ich wieder da bin.