Altlasten

Es hatte sich einiges angesammelt, und ich meine das sowohl metaphorisch als auch materiell, also beluden wir das Autochen und fuhren an jenem symbolträchtigen Tag, da wir beide wieder covid-negativ waren, zur Mülldeponie.

Die große Halle wird rege frequentiert, wann immer ich dort vorbeigehe. Meistens bringe ich nur Altglas und den ‘gelben Sack’ vorbei, denn wir haben bei uns im Dorf keine eigene ‘Gelber-Sack’-Sammelstelle. Da ich  meine Sackrolle habe ich hier gekauft habe, bringe ich auch meine vollen ‘gelben Säcke’ hierher. Besser fände ich es natürlich, wenn die gelben – na ja, eigentlich ja durchsichtigen – Säcke wie der Restmüll von den Gemeinden abgeholt würde, vermutlich würden mehr Menschen ihren sogenannten Hauskehricht trennen.*

In meinem Autochen versammelten sich neulich also

  • 1 uralter Laptop (ohne Festplatte)
  • 1 kaputtes Waffeleisen (unreparierbar leider)
  • 2 angeschlagene Teekrüge aus meinen Zwanzigern, die mir beim Putzen in die Hände gefallen sind
  • Verpackungsstyropor
  • 1 paar Meter alte Kabel und Ladegeräte, für Geräte und Anschlüsse, die es nicht mehr gibt
  • Pet-Flaschen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • Glasflaschen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • 3 Bierdosen (nein, kein Pfand in der Schweiz)
  • 1 Kartonkiste voll, plus ein Bündel Altkarton
  • 1 Bündel Altpapier (Karton und Papier wird normalerweise innerhalb der Gemeinden abgeholt, allerdings sehr selten, und ganz oft genau dann, wenn ich beim Liebsten iin Deutschland bin)

Das Glas ist schnell in die Container vor der großen Halle geworfen. Zuweilen liebe ich es ja, etwas kaputtmachen zu dürfen, ohne dass ich danach aufräumen muss. Glascontainer sind darum eine sehr tolle Erfindung.

Für die anderen Dinge brauche ich teils ein bisschen Beratung. Papier, Alu und Karton sind groß angeschrieben, doch den großen Sack für das Styropor – hierzulande Sagex genannt – sehe ich nicht auf Anhieb. Außerdem kostet das etwas.

Die Elektrogeräte und die Kabel sind kostenlos entsorgbar, da in der Schweiz beim Kauf eines Elektrogerätes eine vorgezogene Entsorgungsgebühr bereits im Preis inbegriffen ist. Ich stehe eine ganze Weile mit offfenem Mund staunend vor der gr0ßen offenen Kiste herum, in der nun auch mein alter Laptop und das alte Waffeleisen zu liegen gekommen sind. Ich flüstere ein leises Ciao. All die anderen Geräte, die da liegen: was sie wohl alles erlebt worden haben? Wer sich wohl damals – und wie sehr! –, über sie gefreut hat, als sie neu waren? Und welche Geschichten ich meinem alten Laptop in seinen Blütenzeiten wohl alles so anvertraut habe?

Und die Teekrüge, beide uralt und zerdeppert, beide schon viel zu lange nur noch im Schrank, weil ich so eine sentimentale Socke bin. Auch hier tut das Zerdeppern irgendwie gut. Etwas Altes loslassen, etwas Vergangenes abschließen.

Mit jedem Ding, das ich in einen der vorgesehen Behälter werfe, fühle ich mich ein bisschen leichter. Genau einen Franken und fünf Rappen muss ich am Schluss dafür zahlen, dass sich andere um meine Altlsten kümmern.

Und das tue ich gern.


*Für meine nicht-schweizerichen Leser*innen: In der Schweiz ist der ‘gelbe Sack’ respektive die ‘gelbe Tonne’ (recylingbarer Kunststoffmüll) noch wenig bekannt, dabei lässt sich damit richtig Geld sparen. Der Liter Recycling-Abfall kostet deutlich weniger als der Liter Rest-Müll. Was ich gut und motivierend finde. Trennen tu ich den Müll aber vor allem aus ökologischen Gründen.

Zum Beispiel:
60 Liter Hauskehricht kostet pro Sack: CHF 3.00
60 Liter Kunststoffmüll kostet pro Sack CHF 2.20

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