Goldschnittchen

Über die Technik gäbe es dieser Tage viel zu erzählen. Und über Kontraste auch: Innen und außen (Temperaturen, Befindlichkeiten und so Sachen), drinnen und draußen (dito), früher und heute … Und noch früher erst recht.
Da waren wir also am Freitagabend mit Journalist F. auf der Piste. An der langen Nacht der Bibliotheken, welche die ansässigen Büchereien heuer das zweite Mal durchgeführt hatten. Weil wir die Einlasszeit zur ersten der drei Veranstaltungen verpasst hatten, genossen wir die Pause bei Flammkuchen und angeregten Gesprächen.
In der historischen Bibliothek gab es danach einen Crash-Kurs in Buchbinderei. Vom Buchblockbinden zum Goldschnitt. Damals und heute. Handgeschriebene Unikate mit Holz- und Ledereinbänden. Mit blattgoldenen Strukturen auf Ledereinband und Buchrücken. Die Weiterentwicklung zum gedruckten Buch, das bereits mit maßentauglichen Strukturrollern verziert wurde, war geradezu revolutionär. Ein erster Schritt zur Rationalisierung. Möglicherweise so revolutionär wie der Schritt vom Papierbuch zum eBook. Bücher wurden übrigens lange Zeit als umschlaglose Buchblocks gehandelt, auf dass die Käuferin damit zum Buchbinder ihres Herzens gehen und sich einen Einband nach Wunsch (und Inhalt des Geldbeutels) anfertigen lassen konnte. Was für ein wunderschönes (Kunst-)Handwerk! Schade, dass sich das heute kaum mehr jemand leistet.
Von der Goldschnittbibel in der Vitrine pilgerten wir danach in die Stadtbücherei. Großer Kontrast: Hörbücher, DVDs, Ratgeber, Romane quellen aus den Regalen. Mein Herz hüpft. Wie immer wenn ich inmitten von Büchern bin. Mit einem Drink in der Hand schreite ich die Regale ab. Es folgt ein rock-bluesiges Konzert dreier saarländischer Gitarristen, die ihr Hand- und Mundwerk verstehen. Wortkunst einmal anders. (((Michael Riehm und Co. auf YouTube)))
Noch mehr Technik schließlich gestern. Da das neulich ausgeführte Datenrettungsbackup meines winterschlafenden Laptops leider doch nicht ganz vollständig war, galt es dessen interne Festplatte auszubauen und in ein eigens dazu gebautes Case mit USB-Anschluss zu stecken. So konnte ich das Teil – wie eine externe Festplatte – bei meinem alten, wiederbelebten Laptop einstöpseln und so auch noch die letzten fehlenden Daten kopieren. Coole Technik! Was doch alles so geht!
Und jetzt, wo ich meine Bewerbungsunterlagen zur Verfügung habe, finde ich keine Ausreden mehr. Nun kann ich loslegen: Bewerbungen schreiben. Neue Stelle finden. Und morgen Vormittag zur Arbeitsagentur nach P. fahren.
Dass die mir eine Umschulung zur Buchbinderin bezahlen, ist eher unwahrscheinlich, doch träumen ist wohl immer erlaubt.
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beide Bilder: iDogma-Art
Alte Zeit trifft neue Zeit.

0 Gedanken zu „Goldschnittchen“

  1. das war meine allererste bewerbung in meinem leben: die vorstellung in einer buchdruckerei und -binderei… aber leider wollte dieser alte meister keine lehrlinge mehr, sprach schon damals, 1971 von einem aussterbenden handwerk, was mich auch damals schon traurig stimmte!

  2. Oh, ich kann deine Begeisterung dafür so gut nachvollziehen. Manchmal vermisse ich bei all diesem ganzen Taschenbüchergedöns diese schönen, harten, antiken Schalen, die mit allem möglichen verziert sind. Deshalb kaufe ich mir auch super gerne Paperblanks Kalender, die erinnern mich einfach sehr an diese schön gebundenen Bücher.
    Wahnsinn, was du für Bilder mit deinem iPhone machst. Machst du die Nachbearbeitung am Notebook oder mit dem iPhone selbst?
    Ich wünsch’ dir einen schönen Sonntag … ❤

  3. liebe li ssi: wieso wundert mich das nicht? 🙂
    liebe sherry: ich fotografiere und bearbeite alles auf dem iPhone. guck mal unter pixartix und idogma oben auf der menüleiste …
    wir hatten im september eine ausstellung mit iPhone-Bildern 🙂
    deine bilder sind ja auch genial, hab ich gestern gedacht. unsere stile lassen sich nicht vergleichen. es sind ganz andere techniken. ich finde deine bilder schlicht genial. womit fotografierst du? spiegelreflex? und photoshop nachbearbeiten?

  4. hallo du liebe!
    ich habe natürlich auch ein iphone. etwas anderes kommt mir nicht in die tüte, auch wenn ich weiß, dass samsung und htc durch den innovativen sprung apples dann ihre feinarbeiten machen konnten und mehr funktionen anbieten, aber das ist mir egal. ich werde mir idogma mal anschauen, mich informieren, ich finde deine bilder bewundernswert. sie sind verspielt. das, was mir fehlt, weil ich farben ja liebe. ich bin ja im moment in meiner sw phase und versuche, dass meine bilder bei anderen kein augenkrebs verursachen, aber ich vermisse das ausufernde ja schon.
    ich bin blutige anfängerin, und ich kenne mich mit der technik meiner spiegelreflex nicht aus. egal, wie sehr ich es versucht habe, den kram zu lesen, ich bin dabei immer wieder eingepennt und hab’s weggelegt. ich bin definitiv ein mensch, der einen fotokurs braucht. ich bearbeite nachträglich mit photoshop, ja. und da muss ich aufpassen, dass ich es nicht übertreibe. meine alten bilder sind so dermaßen gekitscht, dass … augenkrebs. du weißt schon. *lach*
    bis bald … ❤

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