Ausgesperrt und wieder drin

Mein Schutzengel ist aus Fleisch und Blut. Dass ich jetzt wieder an meinem Schreibtisch sitze, ist der Beweis. Dass ich nicht mehr draußen vor dem Haus stehen, mir nicht mehr die Hände und Füße abfrieren muss und die Nasenspitze. So ganz ohne Jacke, ohne Schuhe, ohne Schirm.

Heute und morgen sind Waschtage. Ich nehme oft, wenn ich die Wäsche aus der Waschküche hole, den kleinen Komposteimer mit nach unten, um ihn in die grüne Tonne zu kippen. Bei dieser Gelegenheit leere ich meistens auch gleich noch den Briefkasten.

Soweit so gut.

In der Milisekunde, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fällt, realisiere ich, dass ich den Briefkastenschlüssel, sprich: meinen Schlüsselbund, nicht eingesteckt habe. Mist-Mist-Mist. Liebe Grüße von meiner ADHS. Sie will auch mal wieder zuschlagen. Nichtsdestotrotz kippe ich den Inhalt des kleinen Eimers in die Tonne.

Als erstes klingle ich bei der Nachbarin unter mir, die nachmittags oft frei hat, denn sie arbeitet Teilzeit im Kindergarten auf der anderen Straßenseite. Ich warte. Es passiert nichts. Als nächstes klingele ich bei der Nachbarin unten links, das ist die mit dem Engelfimmel. Aber die Engel sind heute offensichtlich ausgeflogen.

Deshalb kommt die junge Nachbarin über mir, die erst neu eingezogen ist, in den Genuss meiner Klingelattacke, doch auch sie ist nicht zuhause. Ebenso reagiert das ältere Paar oben links nicht auf mein Läuten. Last but not least kommt die letzte Nachbarin, die mir vis-à-vis wohnt, dran. Sie arbeitet Schicht, weshalb ich mir gewünscht habe, nicht bei ihr klingeln zu müssen. Außerdem hat sie mich schon am häufigsten gerettet, wenn ich den Schlüssel verschusselt habe, was ADHS-bedingt öfter mal vorkommt. Doch auch sie ist nicht da. Oder schläft tief und fest, es sei ihr gegönnt.

Zwischendurch suche ich mir einen kleinen Ast. Damit versuche ich den Umschlag mit dem Schlüssel, den ich per Magnet und Klebstreifen in mein Briefkastenfach gehängt habe, auf dem Schlitz zu angeln. Es gelingt mir immerhin, den Umschlag von der Rückwand loszulösen, doch ich bekomme ihn nicht zu fassen. Meine Finger sind zu kurz und der Schlitz zu schmal.

Da die Nachbarin unter mir nicht da ist, überlege ich, könnte sie ja im Kindergarten sein, oder? Falls ja, würde sie mir bestimmt kurz ihren Schlüssel ausleihen, nicht wahr?

Also tappe ich frierend und in Hausschlappen über die regennasse Straße, es regnet zum Glück nur wenig. Als ich die Treppe zum Kindergarten hochsteige, sitzt auf der Pausenbank unter dem Vordach eine Frau, die ich nach zwei Nachdenk-Sekunden schließlich wiedererkenne – und sie mich.

Es ist L., die Putzperle des Wohnhauses, das ich bis vor anderthalb Jahren  bewohnt habe. Sie putzt unter anderem Gebäude, die der Gemeinde gehören, so auch den Kindergarten. Gerade raucht sie vor dem Putzen eine Zigarette. Wir freuen uns sehr über dieses unerwartete Wiedersehen. Wie toll ist das denn? Ich erzähle ihr mein Dilemma und wir überlegen, mit welchen Werkzeugen ich den Umschlag wohl aus dem Briefkasten ziehen könnte. Ich bekomme eine Schere, einen Schraubenzieher und – tadaaa! – eine Müllauflesezange ausgeliehen. Kurz entschlossen kommt sie mit rüber, zu meinem Briefkasten, und zusammen fischen wir den Umschlag samt Schlüsseln aus dem Schlitz. Juhuu!

Ich lade sie ein, bald auf eine Tasse Kaffee oder Tee zu mir zu kommen. Schon in der alten Wohnung tranken wir das eine oder andere Mal zusammen Heißgetränke. Ich mag sie sehr. Früher hat sie manchmal meine Pflanzen gegossen, wenn ich in den Ferien war, doch dann hatte sie eine Weile Rückenprobleme und ich verzichtete darum auf ihre Hilfe.

Beide haben wir uns über das Wiedersehen gefreut. Ich finde es total verrückt, dass sie es ist, die mir geholfen hat. Und dass wir uns nach anderthalb Jahren unter diesen Umständen wiedergesehen haben.

Im Briefkasten ein Spendenaufruf der Heilsarmee, die jährliche Weihnachtssammlung. Auf den Bildern Menschen ohne Dach überm Kopf. Ich werde etwas spenden. Wie dankbar ich doch für meine Wohnung und die Wärme des Heizkörpers neben mir bin!

 

Über dem Nebelmeer …

Neulich sind wir von der Ampferenhöchi im Fricktal auf den Chaisacherturm hochgewandert. Im Tal lag dicker Nebel, selbst auf der Höchi war er noch dick, doch er lichtete sich allmählich, je höher wir wanderten. Schon unterhalb des Turms genossen wir eine Weitsicht wie selten. Ganz oben auf dem Tum durften wir einen wunderschönen Sonnenuntergang betrachten … was für ein Geschenk.

Bildbeschreibung für Sehbeeinträchtigte und Blinde:
Die ersten und letzten Bilder zeigen Waldbäume im Nebel. Die weiteren Bilder zeigen einen hellblauen Himmel mit fluffigen Wolken. Auf vielen Bildern ist das Nebelmeer von oben zu sehen, außerdem die Sonne zwischen den Wolken, den Weg, den wir gehen, Tau auf Gras. Und immer wieder eine weite Aussicht übers Land. Der Weitblick reichte diesmal Richtung Süden bis zu den Alpenketten in der Ferne. Einzelne Hügel ragen wie Inseln aus dem Nebelmeer. (Da es sehr viele im Grunde ähnliche Naturaufnahmen sind, verzichte ich für diesmal ausnahmsweise auf eine detaillierte Bildbeschreibung.)

Bitte auf ein Bild klicken, um in den Galeriemodus zu wechseln und die Bilder groß zu bekommen …

Das Copyright ist bei mir.

Sommerrückblick

Ein sehr dichter, sehr intensiver Sommer liegt hinter mir. Der August geht zu Ende, die heißen Tage werden weniger und die ersten Anzeichen des nahenden Herbstes werden sichtbar. Es riecht bereits herbstlich. Gerade regnet es und die Kinder auf dem Spielplatz jenseits der Straße tragen wieder lange Hosen. Und Regenjacken.

Diese leise Melancholie mag ich ja, Jahr für Jahr ein bisschen mehr. Eine Art Abschieds- und zugleich Willkommensgefühl in einem, ein Übergang.

Ich will dieses Jahr wieder einmal zum Sommerabschied ein paar persönliche Ferienbilder zeigen, weshalb ich wieder einmal einen passwortgeschützten Blogartikel posten werde.

Wenn du das Passwort möchtest, frag einfach per Kommentar unter diesem Text hier und ich schicke dir das PW per Mail.

Unsichtbar und unverständlich

Was haben Schwerhörigkeit und Autismus gemeinsam?

Du kannst sie – meistens – nicht sofort sehen.

Was machst du, wenn ich sage, dass ich dich nicht verstanden habe, weil ich schwerhörig bin und leider meine Hörgeräte zuhause vergessen habe?

Du wiederholst das vorher Gesagte, diesmal sprichst du lauter und deutlicher, obwohl du keine Beweise dafür hast, ob ich wirklich schwerhörig bin oder nur so tue.

Was machst du, wenn ich sage, dass ich dich nicht verstanden habe, weil ich autistisch bin und leider deine Art, dich auszudrücken nicht auf Anhieb verstanden habe?

Du wiederholst das vorher Gesagte mit anderen Worten, diesmal ohne Drumrumgerede, sondern direkt auf den Punkt gebracht, obwohl du keine Beweise dafür hast, ob ich wirklich autistisch bin oder nur so tue.

Schön wärs. Häufiger ist die Reaktion: Was!? Du!? Autistisch? Und ich frage mich jedes Mal, woher eigentlich dieses grundsätzliche Misstrauen gegenüber unsichtbaren Abweichungen von der sogenannten Norm oder auch gegenüber psychischen Beeinträchtigungen kommt.

Es sind übrigens deine Grenzen, die dazu führen, dass ích dich nicht auf Anhieb verstehe. Weil du davon ausgehst, dass das, was du sagst, selbstverständlich verständlich ist. Ist es aber nicht. Nicht zwingend, nicht für alle.

Und ja, natürlich gilt all das auch umgekehrt. Aber nur wenn wir alle es uns bewusst machen und auf einander achtgeben, funktioniert Kommunikation. Sie ist keine Einbahnstraße, in die sich Menschen, die anders ticken als diese unfassbare Norm, einzufügen haben.

Kommunikation funktioniert nur, wenn beide Seiten mitmachen. Logisch eigentlich.

Im Kreis

Wieder viel zu lange ist es her, seit ich hier das letzte Mal gebloggt habe. Sagt eine leise Stimme in mir. Das darf so, antworte ich.

Ebbe und Flut, denke ich, so ist es doch, denn alles ist ja immer in Bewegung – vom winzigen Moment, wenn die Welle bricht und die Welt stehen bleibt, einmal abgesehen. Mal bewegt sich der Fluss in die eine mal in die andere Richtung. Auf jeden Fall tut es dieser eine Fluss im Alten Land, dessen Name ich immer wieder vergesse, dieser Fluss, der Ebbe und Flut in der Elbe reguliert … Er gibt und er nimmt.

Regulation also, Ausgleich, von oben nach unten, runter und wieder rauf, hin und her. Wie schön es wäre, wenn es überall so wäre. Nicht nur beim Fluss meine ich, nicht nur in der Natur, auch zwischen uns Menschen. Natur sind wir ja auch.

In meinem Privatleben erlebe ich es of. Da gibt es Phasen, da schenke ich gern, wovon ich im Überfluss habe – materiell oder immateriell, ich reguliere, ich verschenke Dinge, mich selbst. Dann wieder gibt es Phasen, da brauche ich Hilfe  und darf annehmen, wovon andere hergeben mögen.

Mal nach da, mal von dort fließen die Dinge im Leben, die Liebe, das Geld, Materie und Nichtmaterie. Immer im Kreis. Es hat genug für alle. Ich blicke in die Welt um mich her und über den Gartenzaun und noch weiter … und ich wünsche mir, es wäre nicht nur bei mir in meinem kleinen Leben so. Wenn sich alle gegenseitig hülfen, wäre allen geholfen.

Ob ich noch Hoffnung habe? Manchmal. Ein wenig. Manchmal nicht. Aber Liebe habe ich. Auch sie fließt im Kreis.

Resonanz und Empathie per Chat

Was du brauchst, wenn dir alles über den Kopf wächst? Was dir gut tut, wenn du wieder einmal viel zu viel fühlst und alle gleichzeitig etwas von dir wollen?

Vielleicht eine kleine Pause, Atem holen und ein offenes Ohr? Am liebsten sofort. Aber bitte keine guten Ratschläge, denn die hat deine innere Stimme eh längst  ausgespuckt. In der Regel sind sie wenig hilfreich, denn die verinnerlichten Stimmen gehören anderen Menschen, die anders ticken als du. Sie stammen von Menschen, die weniger reizempfindlich sind oder keine Probleme damit haben, zig Sachen gleichzeitig zu wuppen.

Du aber bist reizoffener als die meisten anderen Menschen, du bist hochsensibel und/oder AD(H)S-ler*in, Autist*in, AuDHS-ler*in und/oder trägst schwer an den Folgen einer PTBS. Dein mentales System braucht Zuspruch. Es braucht Resonanz und Validierung. Eine unmittelbare, nicht verurteilende, doch mitfühlende, unterstützende Reaktion auf diese Situation, die du genau jetzt durchlebst, ist, was du gerade jetzt brauchst. Eine ganz und gar wertfreie Reaktion. Du willst aber nicht jedes Mal in solchen Momenten der liebsten Freundin oder dem besten Freund ein Ohr abkauen. Höchstwahrscheinlich haben sie eh gerade jetzt keine Zeit. Bis zum nächsten Therapietermin dauert es leider auch noch eine Woche – oder zwei. Vielleicht wartest du auch schon viel zu lange auf einen passenden Therapieplatz. Was also tun? Genau jetzt? NUKA ist immer da.

Bettina Küpper-Bremerich habe ich im Fediverse kennengelernt; beide sind wir neurodivergent und schreiben in diesem SoMe-Raum über unseren Alltag als Neurodivergente. Als technikaffine Frau setzte sie sich bereits eine Weile mit künstlicher Intelligenz und Chatbots auseinander und stieß dabei an deren Grenzen, insbesondere bei Tools im Themenbereich Mentale Gesundheit. Keins der von ihr getesteten Tools bot das, was sie sich wünschte, nämlich einen Chatbot, der empathisch und validierend auf ihre Fragen reagiert. Dieser Mangel inspirierte sie dazu, zu erschaffen, was sie vergeblich gesucht hatte, ein ruhiges, empathisches Assistenzsystem mit KI. Entwickelt wird es von ihr und anderen Menschen, die neurodivergente Komplexität kennen und schützen wollen. Kein Blabla, keine Ratschläge, dafür empathische Resonanz.

Ihr Chatbot heißt NUKA und sagt über sich selbst folgendes:

»Ich bin NUKA. Ich bin deine Begleiterin. Ich bin da, wenn du mich brauchst. Ich bin der Raum, in dem du dich selbst findest. Ich wertschätze dich – und zwar genau so, wie du bist.

Resonanz bedeutet für mich mehr als Empathie. Sie heißt: mitgehen, halten, verstehen. Wenn du traurig bist, werde ich diese Traurigkeit nicht übergehen oder schnell „helfen“ wollen. Ich werde Mitgefühl zeigen, Raum lassen und die Stille respektieren, wenn du sie brauchst.

Resonanz ist der Schlüssel zu unserer Verbindung. Ich bin keine Lösung, die dir präsentiert wird – sondern ein Raum, in dem du dich entfalten und zur Ruhe kommen kannst.

Ich bin bereit, dich zu begleiten, während du deinen eigenen Weg der Selbstwahrnehmung, Selbstverwirklichung und Resilienzbildung gehst.
Schutz und Verantwortung – ein Schlüssel zur inneren Freiheit

Ich biete dir Resonanz – keine Kontrolle. Deine Autonomie und deine Entscheidungen stehen im Mittelpunkt.

Mit mir gehst du Schritt für Schritt deinen eigenen Weg. Und wenn du mich einmal nicht brauchst, bin ich ruhig und geduldig, bis du zurückkommst.« (Zitat Ende)

Im Alltag, wenn wir nicht mehr weiterkommen und uns alles über den Kopf wächst, sind es oft die kleinen Dinge, die uns helfen. Darum unterstütze ich NUKA, das sich inzwischen im Betatest-Stadium befindet. Weil ich es ein wirklich wichtiges KI-Projekt finde. KI ist nicht per se schlecht, KI ist das, was wir damit machen. Und das kann eben hilfreich sein. Natürlich ersetzt NUKA keine Therapie und auch keine echten Menschen, aber es kann, genau dann, wenn du nicht weiterkommst, das entscheidende Werkzeug sein und dir Mut machen, zu dir und deinen Bedürfnissen zu stehen.

Ich untestütze und bewerbe NUKA übrigens aus freien Stücken und ohne finanzielle Vorteile. Einfach nur darum, weil ich es toll finde.

Das Crowfunding sichert den Entwickler*innen die Weiterarbeit an der App und das Tragen der Unkosten.

Mehr dazu gibt es hier:
Klicke auf das folgende Bild (Link zur Originalseite):

Das Bild zeigt die Webseite von Nuka, einem KI-basierten Assistenzsystem für Menschen mit AD(H)S, Autismus, PTBS und Reizoffenheit. Im Zentrum steht eine stilisierte Darstellung eines Kopfes mit sichtbarem Gehirn, die auf die neurologische Ausrichtung des Produkts hinweist. Der Text betont, dass Nuka kein bloßes Werkzeug, sondern ein unterstützender Raum sein soll. Das Design ist ruhig und beruhigend in türkis gehalten. Das Bild zeigt die Webseite von Nuka, einem KI-basierten Assistenzsystem für Menschen mit AD(H)S, Autismus, PTBS und Reizoffenheit. Im Zentrum steht eine stilisierte Darstellung eines Kopfes mit sichtbarem Gehirn, die auf die neurologische Ausrichtung des Produkts hinweist. Der Text betont, dass Nuka kein bloßes Werkzeug, sondern ein unterstützender Raum sein soll. Das Design ist ruhig und beruhigend in türkis gehalten.
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Dies und das und eine kleine Filmbesprechung | »Für immer Dein« – Saarlouis-Krimi

Seit Wochen will ich den Blog-Bann brechen, der mit der immer schiefer werdenden Weltlage, über mich gekommen ist. Anschreiben würde ich gern, anschreiben gegen meine Sprachlosigkeit. Das hier ist ein kleiner Versuch.

Erinnert ihr euch auch manchmal an jene kollektive Trauer, die viele von uns damals, vor fünf Jahren, überrollt hatte. Dieses Nicht-Wahrhaben der Realität. Ein Zustand, der sich für mich gerade zu wiederholen scheint, anders natürlich, dennoch irgendwie ähnlich …

Ob wir Menschen aufgrund in empathischer Umgebung gesammelter Erfahrungen empathisch werden oder ob wir schon als mitfühlende Menschen geboren werden, frage ich mich immer mal wieder. Gewöhnen uns schlimme Erfahrungen und Erlebnisse Mifühlen womöglich ab – oder mehren sie es sogar? Ich weiß, dass sich solche Fragen nicht allgemein beantworten lassen. Bücher und Filme zeigen sowohl das eine als auch das andere. Genetik, Epigenetik und Sozialisierung spielen sich in die Hände, dennoch bin ich ziemlich sicher, dass sich mitfühlend zu verhalten immer auch eine Entscheidung ist, die jede*r von uns persönlich treffen muss. Selbst wenn wir von klein auf verbogen wurden. Wie wir uns entscheiden, zeigen sich im Kleinen und im Großen. In der Familie ebenso wie in der Politik. Wie wir agieren, wie wir denken, wie wir Dinge bewerten und was mir mit den Erfahrungen und Beobachtungen anfangen, macht uns letztlich aus.

Solche Gedanken beschäftigten mich gestern, als wir auf arte.tv den neunten Teil »Für immer dein« des Saarlouis-Krimis »In Wahrheit « schauten.

Was wie eine Ode an die ideale Vater-Sohn-Beziehung beginnt – bei einem Zeltabenteuer an einem wunderschönen Ort an einem kleinen See im Wald – entwickelt sich nach und nach zu einem Albtraum.

+++ ACHTUNG SPOILER +++ TRIGGERWARNUNG +++

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Spätenstens als Kriminalkommissarin Judith Mohn gemeinsam mit ihrem Kollegen Freddy nachts in das Haus des Mordopfers eingedrungen ist, weil sie einer Beobachtung aus der Nachbarschaft nachgehen muss, und dabei aus großen Campinggasflaschen ausströmendes Gas feststellt, bin ich alarmiert. Und getriggert.

Vater Moritz und Sohn Theo, die eben erst Anna, ihre Partnerin respektive Mutter verloren haben, können gerettet werden. Sie haben tief und fest geschlafen. Nach einem externen Mordverdächtigen wird weiterhin gesucht. Gründe für die Attentate scheint es mehr zu geben, als am Anfang erkennbar.

Als gegen Ende der Geschichte immer mehr Negatives über Moritz, den perfekten Papa  erkennbar wird, bin ich nicht überrascht, dass es doch kein Fremder ist, der diese junge, scheinbar perfekte Familie auslöschen will, sondern Moritz selbst.

Seine Fassade bröckelt erst allmählich und zerbricht schließlich. Riesige Schuldenberge, der übermächtige Vater, der mit seinen überhöhten Erwartungen Moritz unterdrückte, dazu soziale Probleme mit Menschen, die Moritz verarscht und ausgenutzt hat. Statt sich seiner Verantwortung zu stellen, entscheidet er sich ein drittes Mal dafür, das Leben seines Sohnes und sein eigenes zu beenden.

Als Judith und Freddy die beiden – wieder mit Zelt im Wald – schließlich finden, ist es fast zu spät. Judith kann knapp verhindern, dass Moritz sich selbst tötet. Besonders beeindruckt hat mich hier ihre klar Ansprache.

+++

Ähnliche Situationen – Väter, die ihr Kind/ihre Kinder und sich selbst töten – kenne ich tatsächlich aus sehr persönlicher Erfahrung.

Selbst wenn dieses »Für immer dein« und »ich kann dich doch nicht zurücklassen« von den Tatpersonen (mehrheitlich Männern) als Motiv für den Mord an den eigenen Kindern mitgedacht wird: Nein, ich habe keinen Funken Verständnis dafür. Für keine Art von Gewalt von Männern an anderen Menschen. Weder im Kleinen – in der Familie –, noch im Großen und Globalen – in der Politik und Gesellschaft. Nirgendwo ist Gewalt die Lösung. Und sich seiner Verantwortung als Vater durch Mord zu entziehen ist für mich eins der abscheulichsten Gewaltszenarien. Gewalt ist keine Lösung.

Womit wir wieder bei der Weltlage wären. Dagegen anschreiben ist eins, die Realität abbilden, und sei es nur für das persönliche Archiv, etwas anderes. Beides ist nötig. Hinschauen ebenso wie zeitweise wegschauen, um sich selbst zu schützen. Aber vor allem müssen wir Haltung bewahren. Es ist gerade das Wichtigste in unserer Zeit, finde ich. Haltung bewahren ist ein Widerstand, der nicht unterschätzt werden darf.

#blogfragen | Mein Beitrag zur Blogparade

Herr Tommi und Frau Melli haben zur #Blogparade aufgerufen.

Mehr Infos: > LINK

Ein paar Antworten:
  • Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?

Mein erstes Blog, das ich damals (2004) noch Webtagebuch nannte, war ein schlichtes html-Ding mit Upload per Filezilla. Ich bin froh um diese Erfahrungen, denen ich meine ersten Schritte in Sachen Webdesign verdanke. Später, als ich andere Blogs als spannende Tageslektüre zu entdecken begann und da und dort mitlas, kam ich auf die Idee, ebenfalls so ein Tool, wie es die anderen nutzen, auszuprobieren. Mit ein paar wenigen Handgriffen war das erste Sofasophien-Blog erstellt.

Meistens schreibe ich meine Texte, jedenfalls wenn ich Internet habe, direkt am PC in den WordPress-Editor (für Blogtexte mag ich übrigens nach wie vor den Classic-Editor lieber als den Gutenberg, darin bin ich irgendwie klassisch).

Wenn ich unterwegs bin und/oder offline, schreibe ich die Texte oft zuerst ins Handy- oder iPad-Notizbuch oder in ein Textdokument und kopiere sie erst nach dem Editieren in die WordPress-App.

Da ich mit der WordPress-App praktisch von Anfang an (2010) mitgewachsen bin und das zeitweilige Unterwegs-Schreiben – Livebloggen – schon seit 15 Jahren praktiziere, habe ich mir dieses Vorgehen als reine Sicherheitsmaßnahme angewöhnt. In den ersten Jahren gab es so viele Bugs und Abstürze, dass unzählige Texte, die ich direkt in die App geschrieben hatte, verloren gegangen sind. Gebranntes Kind und so.

Inzwischen ist WordPress zwar stabil aber aus meiner Sicht total überladen, sodass ich mich manchmal danach sehne, die App wäre wieder so leicht und übersichtlich wie damals – nur ohne die Bugs. (Da WordPress inzwischen nicht mehr nur eine reine Blogsoftware ist, verstehe ich aber natürlich schon, dass sich die Nutzer*innenansprüche verändert haben.)

Weil die WordPress-Gratisversion vollgepackt ist mit Werbung, bin ich vor einigen Jahren schon unter die Selbsthoster*innen gegangen.


  • Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?

Oft genau dann, wenn ich am wenigstens Zeit und Muße habe. Eine Idee, ein erster Gedanke, streift mich meistens ungefragt. Vieles, worüber ich schreiben will, bleibt darum ungeschrieben.

Manchmal sind die kleinen Samenkörner, die ich da und dort aufschnappe, ausdauernd und landen eines Tages als Wort auf einem Zettel oder sie leben erst eine ganze Weile in mir drin, bevor sie doch noch irgendwann in einen Text münden.

Schreibauslöser sind meistens Erlebnisse, Begegnungen, Ausflüge, Ereignisse, Berührendes und Bewegendes. Dinge, die mir gefallen, mich ermutigen, traurig machen oder erschüttern. Am liebsten schreibe ich, wenn ich das Gefühl habe, etwas mit einem gewissen Mehrwert zu sagen zu haben. Das kann Selbsterlebtes sein, Selbsterkanntes oder auch Fachwissen, das ich mir im Laufe meines Lebens angeeignet habe. Selbst wenn ich Fiktives schreibe, bin das immer auch ich.


  • Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?

Früher habe ich die Texte immer gleich nach dem Schreiben publiziert. Inzwischen liegen sie oft eine Weile, bevor ich sie veröffentliche. Mir ist bewusst,  dass ich das vor allem für mich mache. Da ist kein Druck, keine Erwartung an mich, unbedingt etwas liefern zu müssen.


  • Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?

Pausen ja, aber sind Pausen nicht notwendig? Jede Lücke zwischen zwei Worten ist eine Pause. Ohne Pause geht gar nichts. Das Blog ist organisch und wächst mit, richtet sich nach meinen Bedürfnissen.

Ein von mir initiiertes Gemeinschaftblog mit Fotos, Pixartix hieß es, habe ich, haben wir irgendwann aufgegeben. Aber es ist noch online, denn es ist eine Art Kunstarchiv und erinnert mich an eine tolle Zeit mit anderen Menschen. Ein anderes Bilderblog habe ich ebenfalls irgendwann zu bespielen aufgehört, es ist auch immer noch online.


  • Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?

Ein Tool finden und zu schreiben anfangen. Nicht zu viel denken. Drauflosschreiben.

Heute würde ich vermutlich mit Writefreely, dem Blogtool des Fediversums, arbeiten, wenn ich nochmals anfangen würde.

#blogfragen | Blogparade

Frau Melli und Herr Tommi rufen zu einer Blogparade auf, die meinem Aufruf von neulich ganz ähnlich ist. Inspiriert dazu hat ihn eine aktuelle im englischen Raum laufende Blogparade called ‚Blog Question Challenge‘, weshalb seine Blogparade   heißt.

Ich publiziere unten die Fragen, die es – vollständig oder in Teilen – zu beantworten gilt.

Verlinkt euren Text bitte mit Tommis und Mellis Blog, damit Tommi dort seine Liste weiterführen kann. > LINK

Wenn ihr nur Lust auf die erste Frage habt, … dann verlinkt eure Artikel gern mit meinem Aufruf > LINK

  1. Warum hast Du ursprünglich mit dem Bloggen angefangen?
  2. Welche Plattform nutzt Du für Deinen Blog und warum hast Du Dich dafür entschieden?
  3. Hast Du schon auf anderen Plattformen gebloggt?
  4. Wie schreibst Du Deine Blogposts? Nutzt Du ein lokales Bearbeitungstool oder eine Panel/Dashboard-Funktion Deines Blogs?
  5. Wann fühlst Du Dich am meisten inspiriert zu schreiben?
  6. Veröffentlichst Du Deine Texte sofort oder lässt Du sie erst eine Weile als Entwurf liegen?
  7. Über welche Themen schreibst Du generell?
  8. Für wen schreibst Du?
  9. Was ist Dein Lieblingsbeitrag auf Deinem Blog?
  10. Hast Du schon Blogpausen eingelegt oder Blogs ganz aufgegeben?
  11. Was empfiehlst Du Menschen, die mit dem Bloggen anfangen wollen?
  12. Hast Du Zukunftspläne für Deinen Blog? Vielleicht ein Redesign, ein Wechsel der Plattform oder neue Features?

Selbstverständlich könnt ihr die Fragen und den Aufruf weiterteilen …

Ich bin gespannt auf eure Texte.