Punkte, Linien, Flächen

Da ist diese transparente Schicht
zuerst aus Papier
später auf dem Bildschirm

Ich setze Punkt an Punkt
Zeichne auf die leere Ebene
was untendrunter schon da ist

Ich erschaffe einen neuen Buchstaben
Einen, den es genauso noch nicht gibt
Heiße einen neuen Buchstaben
willkommen in meinem Buchstabenrudel

Verbinde Punkte zu Linien
Verbinde Linien mit Punkten
Schaffe neue Flächen
Male neue Flächen aus
Radiere Überlappendes weg
Hoble Scharfkantiges ab

Nennt überflüssig
was ich da tue
Es gibt schon genug Bücher
Es gibt schon genug Sätze
Es gibt schon genug Wörter
Es gibt schon genug Buchstaben
Es gibt schon genug Fonts
Es gibt schon genug
Es gibt schon
Es gibt

Von allem zu viel

Sinnlos*
Sinne erfüllend
Sinnvoll

GIF, das den Prozess vom gemalten zum digitalisierten Buchstaben Z zeigt.
GIF, das den Prozess vom gemalten zum digitalisierten Buchstaben Z zeigt.

——–

*Ich finde übrigens, dass sogenannt sinnloses, weil nicht materiell einträgliches, kreatives Tun unterschätzt wird. Dafür wird das sogenannt sinnvolle, weil Geld generierende Tun überschätzt.

Kreatives Tun tut der Seele gut – wenn das mal nicht sinnvoll ist!

Notizen am Rande #1

Wir puzzeln uns mit unseren Beobachtungen und Nachfragen, gesammelten Informationen und angestellten Vergleichen ein Bild zusammen – von der Welt, vom Leben, den anderen. Haben wir es vermeintlich fertig zusammengestellt, merken wir – manchmal auch nicht –, dass das gemachte Bild nur ein Ausschnitt ist.

Manchen ist das genug.

Andere wie ich können nur immer weiterpuzzeln. Oben, unten. links, rechts. Immer neue Ausschnitte. Darob vergessen, was wir bereits fertig zusammengesetzt haben. Oder feststellen, dass die vermeintlich richtig platzierten Teile, in Wirklichkeit ganz woanders hingehören.

Welche Wirklichkeit?

Hoffentlich hören wir nie damit auf, den einzelnen Teilen die Möglichkeit eines immer wieder anderen Kontextes zuzugestehen.

+++

Fast könnte ich schlafen, zumindest ein wenig dösen. Ich wage es nicht, denn es könnte auf einmal weitergehen und auf einmal wäre die Straße vor mir wieder frei.

Irgendwann ist der Stau immer vorbei. Jeder Stau, in dem ich je gesteckt habe, hat sich immer irgendwann aufgelöst.

Alle paar Sekunden schaue ich vom Handy auf, in welches ich diese Buchstaben tippe. Perlen auf einer Schnur. Wie die Autos hier, die dicht an dicht hintereinander gereiht auf der Straße im Irgendwo stehen.

Wir stehen nun schon fast eine halbe Stunde. Eine halbe Stunde Lebenszeit. Jemandes Todestag vielleicht. Heute ist – mutmaße ich – der Tag, der zum Tag werden wird, an welchem Xy tödlich verunfallte, in der Nähe von Blablub, auf der Autobahn.

Ich schaue immer seltener vom Handy auf. Fast ist dieses Warten auf die Weiterfahrt, dieses staustehende Lebensprovisorium, zu einem Normalzustand geworden. Über die Lautsprecher höre ich Hjatalin. Beinahe löse ich mich auf in der Melodie.

Der Fahrer im Auto hinter mir spielt – passend zu meiner Musik – ein Trommelsolo auf seinem Armaturenbrett. Auf dem Pannenstreifen fahren zivile Fahrzeuge mit Blaulicht.

All die Menschen, die mit mir im Stau stehen.
All die Menschen und ihre Geschichten.

+++

Wenn ich sehr reich wäre – und/oder sehr innovativ-kommunikativ und geschäftstüchtig – , ich würde eine Stiftung gründen.

Meine Stiftung hieße ’Bedingungslos’ und würde Menschen, die kein lebenswürdiges, wertschätzendes Einkommen erhalten, weil sie – wegen psychischer oder psychosomatischer Krankheit, sonstiger Inkompatibilität mit den Leistungsanforderungen der Gesellschaft oder aus ähnlichen Gründen – aus dem Hamsterrad gefallen sind, ein Grundeinkommen zahlen.

Ein paar Kandidat*innen wüsste ich bereits.

Noch ein Resümée

Ich habe gestern aus lauter Lust am Bauen (und weil es draußen eh zu heiß war), unsere Reiseroute zurecht gebastelt und auf Dropbox geladen. Im gleichen Ordner findet ihr auch meine täglichen Lagerplatz-Screenshots.

Nur für den Fall, dass das jemanden von euch interessiert, hier zwei Links … 🙂

Link zu Dropbox (das letzte Bild ist sehr groß, kann mit Rechtsklick in Originalgröße betrachtet werden … Schweiz von Nord nach Süd)

screenie für blog
Unsere Wanderung durch die Schweiz – Der Anfang

Link zur Karte auf dem Browser (GPS)

Kundenkopierer

Für einmal war ich richtig froh, gestern auf der Post, dass die Deutschen mit der Gleichberechtigung in der Sprache schludern. Ich hoffe sehr, dass das mit Kundenkopierer beschriftete Ding wirklich nur das tut, was ihm aufgetragen worden ist. Alle Kunden in der Reihe vor mir zu kopieren, ginge ja noch, doch würde der Kopierer auch gleich alle Kundinnen kopieren – puh, nicht auszudenken, da wäre ich ja heute noch dort!
Was habe ich gelernt? Es gibt definitiv mehr Frauen, die Briefe und Pakete verschicken.

Collage, Patchwork

Gestern, im Auto in den Aargau – männlich, der Aargau, männlich, nicht sächlich, dieser Gau an der Aare, wurde ich gestern von Freundin L. belehrt und da ich selbst von dort stamme, aber offenbar schon zu lange in Bern lebe um mich zu erinnern, war meine Nachfrage nur umso peinlicher – item, gestern, im Auto also, hatte ich endlich mal wieder Muße, meinen Gedanken nachzuhängen. Weil ich beim Fahren jedoch nicht schreiben kann, spreche ich mir zuweilen Notizen aufs iFöun. Da kann ich jedenfalls hinterher nicht behaupten, dass ich das Zöix nicht lesen kann. Wie ich heute Morgen also – noch im Bett mit Laptop – meine Sprachmemos von gestern, abschreibe, begreife ich, dass jedes Hirn und jedes Herz eine Collage sind.

Da kleben Erkenntnisse über Leben und Tod gleich neben Notizen über das menschliche Fahrverhalten als Analogie zum Lebensverhalten. Ein anderer Zettel klärt mich über einen Gedanken zum Thema Zeit auf, den ich mir zusammen mit L. gemacht hatte. Eine Herz- und Hirn-Post-It-Zettel-Collage, geklebt an eine gut durchblutete Pinnwand. Patchwork.

Auf pink steht zum Beispiel:
Wie klein mir die alte Heimat vorkommt! Und wie klein und schmal die Straßen und Ortstafeln … Das Wort auf dem Wegweiser zum Wohnort, wo ich aufgewachsen bin – ich fahre nur dran vorbei – fühlt sich wie ein Fremdwort an. Einfach ein Name, den ich mir auf der Zunge zergehen lasse. Ein bisschen Verbindung spüre ich. Und ein bisschen Schmerz. Dazu ein leises Sehnen nach Kindsein vielleicht, nach Sorglosigkeit. Pubertät? Nein, danke! Lassen wir das. Ich schüttle den Kopf und schon ist die Tafel Vergangenheit.

Nichts fühlen geht nicht. – Das steht auf einem blassgelben Zettel.

Und auf einem zweiten blassgelben links unten am Rand frage ich mich, ob sich vom Verhalten der Menschen auf den Straßen Rückschlüsse zu deren Verhalten im Leben oder gar im Bett machen lassen. Und, klein am Rand, steht: Trifft das auf mich zu? Wie fahre ich eigentlich Auto? Und … kaum mehr Platz auf dem Zettel … wie bin ich im Bett?

Auf neongrün steht:
Eigentlich spielt es gar keine Rolle, wo wir sind. Wären da nicht die Erinnerungen. Und wären da nicht die Energien, die an den Erinnerungen kleben. Schwere oder leichte. Doch eigentlich ist es überall gleich, wenn wir mal von den topographischen und den klimatischen Unterschieden absehen. Überall leben Menschen. Nettere und gemeinere. Mal mehr, mal weniger. Allgemeinplätze auf der ganzen Welt. Wären da nicht die Erinnerungen, die einen Ort zu einem besonderen Ort machen. Wären da nicht unsere Absichten, unsere Ziele, unsere Wege, die einen Ort zu dem machen, was er für uns hier und heute darstellt.

Noch ein pinker Klebezettel:
Alles was sich uns in den Weg und irgendwie selbstdarstellt, ist eigentlich gar nicht so, wie wir es sehen. Es sieht nur so aus, es tut nur so. Denn alles ist Interpretation. Gerüche ebenso wie Geräusche. Hupen interpretieren wir, je nach Erfahrung, als Gefahr, oder wir nehmen es kaum zur Kenntnis. Die richtige Interpretation kann uns das Leben erhalten. Doch ohne Intuition geht nix – sie ist das Vehikel der Interpretation. Könnten wir ohne diese zwei abgelutschten Begriffe überhaupt (über)leben? Und autofahren?

Auf blassgelb steht Zeitgeiz.
Nur dieses eine Wort. Zeitgeiz. L. und ich kennen es bestens. Wir geizen mit unserer freien Zeit, weil wir von ihr immer zu wenig haben. Zu wenig um sie so großzügig wie früher miteinander zu teilen. Seltsam, denn wenn wir endlich eine gemeinsame Nische finden – wie es zum Glück in den neunundzwanzigeinhalb Jahren, die wir uns nun schon kennen, immer wieder gelang – können wir kaum mehr verstehen, wie es soweit kommen konnte. Die Zeit wird auf einmal groß und weit und grenzenlos.

Nachts, beim Einparken neben meinem Wohnhaus, begreife ich auch, dass mich ein Leben ohne all seine Immerwieders total überfordern würde. Besonders dieses hier würde mir fehlen: Immer wieder meine Freundinnen und Freunde treffen und mit ihnen ein Stück Weg gehen, dass immer wieder neu ist, doch auf vielen gemeinsamen Erfahrungen basiert.

Notizen über Notizen Vol.2

Irgendwann will die Geschichte auf diesem zerknüllten Zettel hier erzählt werden. Nicht heute. Ein andermal. Sie handelt von Hoku und Po-Kuss … Es wird eine Geschichte sein von zwei, die sich brauchen. Hm, doch will ich eine solche Geschichte überhaupt erzählen? Warum nicht eine, von zwei Unabhängigen? Doch was wäre jenes Baum-Teil des neulich fotografierten siamesischen Zwillingsbaumes ohne das andere Teil? Und was wäre Abra ohne Kadabra?

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Auch die Geschichte auf diesem Notizblatt hier muss der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Die Geschichte nämlich von jener Geocacherin, die statt der Koordinaten des gesuchten Geocaches einzugeben, jenen Punkt markiert, an welchem sie steht und ihn mit dem Namen des Caches benennt, den sie suchen will. Da sie dabei, so stellen wir es uns doch hier einfach mal vor, auf der Großen Schanze steht, direkt am Abgrund also, und unten dran – zwanzig Meter tiefer – die Parkplätze des Bahnhofes, wird die Lokalisierung schwierig, denn kein GPS ist metergenau. Die beiden Geocache-Suchenden gehen also, da der Pfeil Richtung Stadt zeigt, mit dem Lift ein paar Etagen tiefer, durchqueren den Bahnhof, folgen dem Pfeil der Kompassnadel und landen, wen wundert’s?, schlussendlich wieder da, wo sie mal waren. Oben. Auf der Großen Schanze. Ob sie wohl etwas gelernt hat, die Sucherin?

Notizen über Notizen Vol.1

Das Ewige Leben eines Notizzettels – Vor Jahren ver-makulatur-isiert worden, wie mir seine Rückseite verrät, wird er heute vorne vollgekritzelt, damit ich später die Zeilen – diese hier – abschreiben kann. Und schließlich landet er unnütz geworden und zerknüllt im Müll. Um des Beinahe-Reimes willen.

Gewusst? Zwei Drittel von dem, was wir tagtäglich raus lassen, ist reine Selbstverarschung. Ein Sechstel ist Bluff, ein Zwölftel Halbwissen und vier weitere Zwölftel davon maßlose Übertreibung! Doch immerhin der vierte Viertel ist reine pure Wahrheit, ich schwör!

No geits*. Warum reagieren wir erst auf Stress und Überforderung, wenn es nicht mehr geht?

Momou, es geit**! ES??? Gopf, wer ist eigentlich dieses dauergewellte und dauerstrapazierte ES wirklich? Gott oder was? Und wohin ES wohl geht? Vorwärts, seitwärts oder rückwärts? Aufwärts? Abwärts? Wie auch immer, bitte grüßt ES von mir, wenn ihr ES seht!

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* no geits! = berndeutsch für noch geht ES!

** momou, es geit! = berndeutsch für doch, doch, es geht!

Nachtfalter

Vorankündigung

“In der Reihe AnthoKuss veröffentlicht der WortKuss Verlag Anthologien zu wechselnden Themen und Genres. Auch Lyrik findet hier ihren Platz. Derzeit steht der Verlag im Gespräch mit mehreren Einzelautoren und Autorengruppen, die an einer Veröffentlichung ihrer Werke interessiert sind. Den Auftakt macht im November 2009 das Anthologieforum, eine Gruppe engagierter Autoren aus vier Ländern, mit der Anthologie Nachtfalter und andere Kreaturen der Dunkelheit.”

>>> Warum das hier steht?
Ist Werbung in eigener Sache,  denn da hat es zwei Geschichten von mir drin …
Und auch sonst einen Haufen guter Texte! <<<

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PS: … auf obigem Link unter Autoren könnt ihr mich besuchen …