Rebis reist in den Osten – mit Rad und ohne Plan

Ich mag es ja, gemütlich von daheim aus andern beim Reisen und beim Radeln zuzuschauen und Texte über ihre Abenteuer zu lesen. Auf diese Weise bin ich übrigens auch zur TCR-Dotwatcherin geworden, vor einigen Jahren schon, wenn die Radlerinnen und Radler des Transcontinentalrennens (TCR) quer durch Europa und über dessen Grenzen hinaus radeln …

(Hier lassen sich aktuell die diesjährigen Radler*innen beobachten und hier gehts zum dazugehörigen Blog mit den täglichen Updates.)

Als unsere Freundin (Frau) Rebis ihr eben angebrochenes Sabbatjahr plante und als Startpunkt Istanbul wählte, wo sie ihre letztjährige Radtour beendet hatte, wussten wir alle noch nicht, dass ihr Starttermin mehr oder weniger mit dem Schlusspunkt des Transcontinentalrennens zusammenfallen würde.

Seit Tagen gucke ich darum Richtung Türkei und nehme dank Trackingmöglichkeiten und sozialer Medien Teil am Radeln und Reisen von diversen Menschen, die die Welt mit dem Fahrrad erkunden.

Wer Rebis-reist-Rad auf ihrer Reise – Osten-ohne-Plan – begleiten will, kann das über Polarsteps tun, über Mastodon, über Instagram und über ihr Blog Osten-ohne-Plan tun. (Einfach den Links folgen.)

Mir bleibt zu sagen, dass Rebis’ Texte immer sehr lesenswert sind und dass ich sicher bin, dass ihre Reisetexte unser aller Horizont erweitern werden.

Ich freue mich aufs Mitreisen und wünsche Rebis nur das Allerallerbeste für ihr Sabbatjahr.

Dieses Reiseding

Wie man Ferien* macht, haben wir als Kinder nicht wirklich gelernt. Ein bisschen ist es natürlich der Generation und der Ebbe im Geldbeutel meiner Eltern geschuldet. Zudem waren sie, umständehalber, etwa zehn Jahre älter als die Eltern meiner Mitschülerinnen und Mitschüler. Während diese mit ihren Eltern Ferien machten, jäteten wir den Garten. Während die anderen in Spanien oder in Italien, Frankreich, im Tessin, im Bündnerland oder im Wallis waren, kletterte ich auf meinem Nussbaum immer höher. Richtig vermissen kann man nicht, was man nicht kennt. Doch was man in Ferien so machen könnte, drang schließlich doch bis zu mir durch und regte meine Phantasie an. Darüber schrieben die anderen nämlich in ihren Ferientagebüchern, die wir in der Schule führen sollten – ich glaube, das muss in der vierten oder fünften Klasse bei Fräulein S. gewesen sein. Wir mussten den anderen manchmal daraus vorlesen, sagt meine Erinnerung. Doch so sehr ich ansonsten Aufsätzeschreiben geliebt hatte, so sehr hatte ich das Ferientagebuchschreiben gehasst. Ich hatte ja kaum etwas zu erzählen.

In besagten Sommerferien hatten wir, so meine ich mich zu erinnern, genau zwei Tagesausflüge gemacht. Mit dem öffentlichen Verkehr, da wir kein Auto hatten. Zwei Ausflüge, die vermutlich ein Riesenloch in die Familienkasse gerissen hatten. Mit Zug und/oder Postauto konnte man sich an ein vorher gewähltes Wunschziel kutschieren lassen, dort etwas essen und sich wieder zurückfahren lassen. Mit Zug war okay, im Bus bekam ich regelmäßig das große Kotzen. Ich erinnere mich daran, wie wir die italienische Grenze überfuhren, unsere Ausweise zeigen und die Uhren umstellen mussten. Ausweise, die wir eigens für diese Reise hatten ausstellen lassen. Meine erste Identitätskarte!

Luino war das Tagesziel. Vier Zugstunden für ein paar Stunden auf dem Wochenmarkt. Meine erste Grenzüberquerung. Meine erste Wassermelone. Der Höhepunkt meiner Primarschulzeit.

Später, als ich etwa dreizehn oder vierzehn Jahre alt war, nach dem Tod des einen Großvaters und dem entsprechenenden Erbgang, leisteten sich die Eltern einmal eine zweiwöchige Ferienwohnungsmiete im Büdnerland und im Jahr danach nochmals im Tessin. Was man aber so in den Ferien macht, habe ich nicht ganz begriffen. Spazieren vermutlich. Auf Autostraßen. Und ab und zu ein Eis essen. Und natürlich Bücher lesen.

Nun ja, spazieren und Bücherlesen konnte ich auch daheim, im Dorf. So war ich von diesem Feriending dann doch irgendwie desillusioniert. Es war so anders als das, worüber die anderen geschrieben hatte. Und ja, mein geografischer Horizont war damals wirklich sehr winzig.

Meine erste große Reise, dazu mein erstes Mal Meer, erlebte ich als Neunzehnjährige. Mit zwei Freundinnen interrailte ich durch Frankreich und England nach Irland, um dort eine gemeinsame Freundin zu besuchen. Unvergessliche zwei Wochen, die ich mir selbst in den ersten zwei Sommerferienwochen in einer Gemüseabpackerei verdient hatte. Das erste Mal Paris (na ja, Bahnhofwechsel am 14. Juli ist eher so mittellustig) Dublin. London auf dem Rückweg. Und jeden Tag woanders. Am Morgen nicht wissen, wo wir am Abend sein werden.

Ich glaube, damals habe ich diese Art zu reisen derart verinnerlicht, dass die Ungewissheit, was Tag und Tagesziel betrifft, für mich zum Inbegriff für Ferien geworden ist. Natürlich habe ich seither dazugelernt. Ich habe mit Freundinnen und Freunden, mit Partnern ganz unterschiedliche Ferienreisen und Ferieninhalte ausprobiert. Doch als ich das allererste Mal, vor acht Jahren, eine Alleinreise durch Südschweden wagte, war klar: Ich will mich treiben lassen. Ich buchte nur die erste und die zweite Nacht in einem Hotel in Göteborg im Voraus, den Rest meiner Reise ließ ich geschehen, entschied nach Tageslaune, ließ mich von Ort zu Ort treiben. Es war zwar nicht immer einfach, weil ich viel zu viel im Rucksack hatte, doch dieses Gefühl, alles, was ich brauche, bei mir zu haben, steht für mich seither für diese Freiheit, die für mich Ferienzeit bedeutet.

Und seit ich mit dem Liebsten zuerst das Billigstreisen mit Auto und Zelt und später jenes per pedes mit Rucksack entdeckte, weiß ich: Ich mag das. Ich mag das so. Und ich mag es auch, wenn wir uns ein paar Tage an einem Ort niederlassen und von dort aus unterwegs sind.

Dennoch stehen dieses ’Omni mecum porto’-Gefühl (ich trage alles mit mir) sowie das Bedürfnis, mich treiben zu lassen und am Morgen nicht zu wissen, wo ich am Abend bin, für mich für Ferien.


* Ferien nennt man in der Schweiz das, was man in Deutschland Urlaub nennt, nicht nur für Schulkinder.

Fernweh oder doch eher Heimweh?

Der Liebste ist schuld. Weil er neuliche dieses Huckelpiste-Bild gepostet hat. Eine ganze Flut von Bildern, eine Woge von Erinnerungen an unsere Reise zum Polarkreis hat er damit losgetreten.

Vor sieben Jahren wars. Und ein paar Bilder und die ganzen Texte gibts noch immer im Netz (siehe mein Bilderblog, mein Uraltblog und Irgendlinks Blog (zur Tour).

Schweden ist seit langem mein Sehnsuchtsland. Betrete ich schwedischen Boden ist’s um mich geschehen. Es fühlt sich einfach immer so richtig an, so heimisch, wenn ich dort bin.

Jetzt klicke ich mich einfach mal durch die Bilder von damals. Klickt, klickt, klickt … Bilder gucken ist fast so schön wie reisen. Aber nur fast … Nun ist es um mich geschehen. Ich vergeh’ fast vor Fernweh (oder Heimweh) nach Schweden. Und jetzt weiß ich auch nicht. (Pssst, eine der Optionen für die diesjährigen Sommerferien – allerdings jene, die wir uns eher nicht leisten können – spricht von Schweden. Mal schauen. Manchmal werden Träume ja wahr …)

(Etwa die Hälfte der Bilder sind von Irgendlink, die andern von mir. Die Reihenfolge für einmal zufällig, zufüllig sozusagen, aus der Fülle gepickt.)

→ Klick auf ein Bild und öffne so die Galerie.

 

Mut zur Pause

Es war heiß, doch keine Geschichte hat verdient, so anzufangen. Nun ja, immer noch besser als mit “Es regnete” anzufangen – selbst wenn es das tat (also regnen) – oder mit “Ich träumte”.

Dennoch. Dass es heiß war, spielte womöglich nur eine untergeordnete Rolle. Heiß konnte es ja immer sein und fast überall. Zudem ist ein winterlich überheizter Büroraum so unangenehm wie ein sommerlich schwüler Platz in einer großen Stadt. Und natürlich gilt das ebenso für Regen – sogar wenn du drin bist – und für Träume.

Angenehm oder unangenehm hängt nicht zwingend davon ab, wie es wirklich ist, da draußen, sondern davon, wie wir etwas wahrnehmen. Und wie wir es annehmen. Wie wir uns diesem Es, diesem Etwas, diesem Zustand, diesem Umstand hingeben können. So wie alles, was wir wahrnehmen (fast immer) in eine unserer Wahrnehmungsschubladen fällt. Wobei wir manche Dinge natürlich auch mal so mal so wahrnehmen.

Regenwandern, hitzewandern, regenradeln, hitzeradeln – vielleicht sind die Umstände, die uns das Wetter beschert, doch nicht ganz so nebensächlich, nicht ganz so leicht dem gewünschten Vorankommen unterzuordnen?

Das Wetter, so philosophierten Irgendlink und ich heute vor einer Woche, kurz bevor wir nach 20 Tagen Rheinwandern (ab Quelle in den Bergen) den Bodensee ereicht hatten, das Wetter ist das einzige, das wir Menschen nicht wirklich beeinflussen können. Da: Der Fluss im Wort, der Einfluss. Ja, den Fluss, den Rhein, haben wir beeinflusst, ihn gezähmt und ihn darum zum immer wieder Überschwemmen gezwungen, weil ihm die Mäander fehlen, die seinen Überfluss relativieren könnten. Wir haben ihn zwischen Deiche – zwischen Doppel- und Dreifachdeiche – gezwängt, aber das Wetter? Das Wetter, nein, das haben wir nicht im Griff.

Ja, ich bin eine Schönwetterwanderin und -radlerin, dennoch lehrt mich das Wetter Demut. Nun ja, ich übe noch. Ich hadere schnell, weil es mir unangenehm ist, wenn ich allzu sehr schwitze, allzu sehr nass vom Regen werde.

Vielleicht ist es eine Frage der Haltung? Nein, nicht vielleicht. Es IST eine Frage der Haltung (und ja,  klar, eine gute Ausrüstung hilft, aber sie wirkt sich nur bedingt auf die Haltung aus und ersetzt diese keineswegs).

Unterwegs zu sein, fordert Mut. Und ja, es macht auch Mut, den eigenen Rhythmus zu finden und ihm entsprechend Pausen zu machen. Sich selbst zuliebe das eigene Tempo zu finden. Um der Ruhe willen, die dabei in uns wachsen kann.

Frau Rebis radelt mit ihrem Sohn von ihrem Zuhause in Süddeutschland nach Berlin. Sieben Tage sind die beiden bereits unterwegs. Frau Rebis twittert und bloggt. Und ja, auch sie macht Pausen, Denkpausen, in denen sie sich schreibend mit Fragen des Lebens auseinandersetzt, die uns alle – als Reisende ebenso wie als Alltagsmenschen – angehen und berühren.

Hier lang → geht’s zu ihrem Blog, das ich allen, die bewusst unterwegs durchs Leben sind, gerne zu lesen empfehle. Frau Rebis twittert hier.

Bank im Wald, an WaldwegZwei Räder an Straße, Lichtung, Pause - im Hintergrund HügelBeide Bilder sind von Frau Rebis, freundlich ausgeliehen.

Auch der Emil ist unterwegs – er pilgert zu Fuß auf den Spuren der Jakobspilger von Görlitz südwärts Richtung Vacha, auf der Via Regia, wie der Ökumenische Pilgerweg auch heißt. Damit erfüllt er sich zwei schon lange gehegte Wünsche: das Fernwandern zum einen, das Pilgern auf Jakobswegen zum andern. Hier → lang gehts zu seinem Blog. Und hier twittert der Emil und ich freue mich sehr, auch ihn als Leserin begleiten zu dürfen. Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie er sich mit dem Wandern auseinandersetzt und vorankommt auf seinem inneren und äußeren Weg.

Tafel aus Stein mit dem Satz "Hör auf das, was du weißt, statt auf das, was du fürchtest." -Richard BachPause im Regen in einem Hütchen, mit Bank. Der Rucksack zum Trocknen auf der Bank, das braune Cape hängt an der Wand.Beide Bilder sind von Der Emil, freundlich ausgeliehen.

Unterwegs zu sein, fern der persönlichen Komfortzonen, ist eine Herausforderung, die ich je länger je mehr wertschätze. Es geht ums Vorankommen – innen und außen –, nicht primär um das Ziel an sich. Und ja, fast nebenbei geht es auch darum, sich selbst besser kennenzulernen, zu reifen, zu verstehen, in Kontakt mit sich und seiner Umgebung zu sein, zu bleiben, zu kommen. Dazu wechselt die Umgebung stetig, mal ist sie vertraut, fremd, lieblich, lärmig, wunderschön, garstig … vieles können wir im Voraus recherchieren, doch ein Faktor wird immer unberechenbar bleiben: das Wetter.

Für heute waren eigentlich Regenfälle angesagt gewesen, den ganzen Tag; hier jedenfalls. Doch als Irgendlink und ich heute um halb zwölf losgeradelt sind – er, um zurück zum Rhein zu gelangen und mit ihm weiter Richtung Norden zu fließen, ich, um ihm auf dem ersten Stück zu begleiten – war der Himmel zwar grau, aber trocken. Und ist es noch. Für mich definitiv die Schublade “angenehmes Radelwetter”.

Ja, ich gestehe es, ich bin froh, wenn die Menschen, die ich mag, wohlbehütet – will heißen unfallfrei und trocken, aber auch nicht allzu sonnenverbrannt – durch den Tag kommen, den sie draußen, unterwegs in der Natur, den Elementen ausgesetzt, verbringen.

Irgendlinks Reise am Rhein könnt ihr weiterhin hier (→ klicken) verfolgen.

Drei Flüsse werden einer. Im Vordergund Irgendlink mal links, mal rechts, dank Bildaufnahmetechnik als Panorama

Reisende sein

Ich glaube ja, dass es Reiseblogs schon in der Steinzeit gegeben hat. Nun ja, ein bisschen anders als heute vielleicht. Ich glaube jedoch, gerade Reiseberichte gibt es, seit der Mensch reist und erzählen kann. Zurück von der Jagd haben schon Steinzeitmenschen ihre Erfahrungen geteilt. Geschichten und Geschichte − sie werden nicht nur zur Unterhaltung erzählt, sondern auch zur Weiterbildung; zur Seelen- und Herzbildung ebenso.

Reisen also. Selbst eine Reisende zu sein, wurde mir nicht in die Wiege gelegt, und es gab Zeiten, in denen ich meine Höhle, mein Zuhause, nur schwer verlassen konnte – aus gesundheitlichen Gründen.

Heute aber reise ich wieder gerne. In meinem Tempo, auf eine mir entsprechende Weise, mit den mir liebsten Möglichkeiten und Fortbewegungsmitteln.

Nun ja, zu reisen ist das eine, das andere aber, über das eigene Reisen zu erzählen. Und noch was anderes ist es, Reiseberichte anderer zu lesen. Das mag ich sehr, allerdings müssen mich Inhalt und Schreibstil der Berichte begeistern.

Reiseberichte zu schreiben bringt den Vorteil, dass wir nach der Reise, wenn wir nicht mehr unmittelbar Reisende sind, erneut in unsere notierten Erfahrungen eintauchen können. Das gute alte Reisetagebuch sag ich da nur.

Und ich sage natürlich auch gerne und nochmals Reiseblog. Das Reiseblog hat sich im Laufe der letzten Jahre sehr weiterentwickelt und verändert, und vor allem etabliert. Gemacht wird es unterschiedlich. Über verschiedene Kanäle auch. Und mit unterschiedlichen Medien. So schreiben manche lieber erst im Nachhinein über ihre Erlebnisse und Erfahrungen, Tage, Wochen später, von zuhause aus, andere mögen es lieber, beinahe in Echtzeit, zu berichten. Wieder andere fassen ihre gesammelten Echtzeitberichte zyklisch im Nachhinein zusammen.

Die einen bloggen eher Bilder, um die sie ihre Geschichten spinnen, andere bloggen eher Erfahrungen philosophischer Art, die sich ihnen beim Reisen erschloßen haben, wieder andere bloggen unmittelbare Erfahrungen und illustrieren sie mit ihren Aufnahmen von unterwegs.

***

Mit einer kleinen Mail hat alles angefangen. Vor einigen Jahren war es und Annette meine erste Geschäftskundin, die ich nicht schon vor der Geschäftseröffnung gekannt hatte. (Zu sagen ist allerdings, dass ich meine Geschäftstätigkeit eben erst gestartet hatte.)

Ein Reiseblog wolle sie führen, schrieb sie, zusammen mit ihrem Mann Beat. Sie würden im Frühling 2014 aufbrechen und mit dem Bus kreuz und quer durch Europa reisen. Noch hätten sie sehr wenig Erfahrung mit internetter Technik, insbesondere Blog- und Bildbearbeitungssoftware. Als sich kurz darauf ein zweiter Bloglehrling anmeldete, führten wir, Irgendlink und ich, unseren allerersten Bloglernworkshop durch. Was uns allen sehr viel Spaß gemacht hat.

Heute sind Annette und Beat längst keine Lehrlinge mehr, weder in Sachen Blogbetreiben noch in Sachen Bildbearbeitung. Seit nunmehr zwei Jahren bereisen sie Europa. Kreuz und quer.

Und werden dabei immer langsamer, wie uns Beat gestern erzählte. Auf ihrem Weg von Nord nach Südost haben sie dieser Tage bei Verwandten in der Schweiz haltgemacht und auch uns mit einem kleinen feinen Besuch beehrt. Der NOBIS, wie sie ihren Bus liebevoll getauft haben (wie es dazu kam? hier → klicken), hat mit seinen sechs Metern Länge sogar knapp Platz auf dem letzten Parkplatz vor meinem Wohnhaus.

unserwegs
Diese Europakarte zeigt die vom Unserwegs-Team schon bereisten Länder

Bei Kaffee, Tee und Kuchen erzählen wir uns gegenseitig von unseren Lebensreiseerfahrungen, tauschen Blogwissen und Reisetipps aus und genießen die Sonne.

In einen paar Tagen brechen Annette und Beat wieder auf. Diesmal ostwärts. Doch lest selbst! Ihr Blog unserwegs.com macht Reiselaune, weckt Fernweh und füttert die Augen.


Weitere Reisende, die ich diesen Frühling gerne auf ihren Touren begleite:

Pattafeufeu radelt seit Anfang Mai ans Nordkap. Er twittert und bloggt darüber. Nun stehen ihm seine letzten Tage im hohen Norden bevor, denn in wenigen Tagen wird er das Nordkap erreichen und danach via Alta zurück nach Deutschland fliegen.
Blog
Twitter

Frau Rebis ist ebenfalls eine passionierte Radlerin. Diesmal, will heißen in den Pfingstferien, hat sie die Poebene erfahren, auf dem Rad. Zuerst war sie eine Woche allein unterwegs, dann noch zwei Tage mit ihrer Tochter.
Blog
Twitter

Gut gelandet

»… im Roman wäre der Flieger abgestürzt 🙂 Ne. Lief alles prima.« So twitterte Irgendlink heute Morgen auf Nachfragen, wie denn der Flug verlaufen sei.

Nun ja … vielleicht war es ja eine Schnapsidee, ihn mit dem Auto abzuholen. Zumal ich ja nicht so gerne an Orte fahre, die ich nicht kenne. Auch Orte mit verschiedenen Ein- und Ausfahrten, mit Parkhäusern und Ebenen, sind mir suspekt. Doch natürlich wollte ich den Liebsten gestern unbedingt abholen. Mit dem Zug wäre wohl einfacher gewesen. Denke ich im Nachhinein.

Nachdem ich auf Flightradar24 Irgendlinks Flugzeug bis über die französische Grenze beobachtet hatte, machte ich mich um 21 Uhr langsam auf den Weg zum Flughafen. Die Karten-App prognostizierte mir etwa vierzig Minuten Weg, die Landezeit wurde mit 22:03 angezeigt. Aussteigen, Gepäck abholen und so weiter dauert so zwischen zehn bis zwanzig Minuten. Spätestens um 22:15 wollte ich, so mein Plan, am Arrival stehen, wie in den Filmen, und dem Liebsten in die Arme fallen.

Schon bei der Abfahrt ging es los mit erschwerten Bedingungen. Statt, wie immer, zum Autobahnzubringer Richtung Zürich zu fahren, der doch einen ziemlichen Schlenker in die Gegenrichtung beinhaltete, entschied ich spontan über die Nachbarsdörfer zur übernächsten Autobahneinfahrt zu gelangen. Ich hatte, wie oft, wenn ich eine Strecke nicht so gut kenne, mein Handy als Navi eingeschaltet. Die beruhigende und wissende Stimme, die mich lotst, tut mir oft sehr gut. Diesmal jedoch machte sie mich nervös, denn da war eine Baustelle, die das Navi nicht kannte, eine Umleitung, und so wollte die Dame, dass ich Dinge tue, die ich gar nicht tun konnte. Wegen gesperrter Straßen.

Natürlich fand ich die Autobahn dann doch noch, das Navi ersetzt den gesunden Menschenverstand ja nicht. Und klar, dass es zwei verschiedene Routen zum Flughafen gibt, das weiß ich. Theoretisch. Kennen tat und tue ich bisher aber nur jene durch den Gubrist. Mein kluges Navi wusste, dass es dort einen Stau habe. So wollte es mich wohl, vor Zürich, umleiten, aber die Wegweiser ‘Zürich City’ wollte ich partout nicht nehmen, weil, so mitten durch die Stadt, auch wenn es nur Transit gewesen wäre, ne, dazu hatte ich wirklich keine Lust. So folgte ich brav den ‘Flughafen’-Schildern und hoffte, dass der Stau, wenn ich erstmal dort sein würde, wo er gewesen wäre, sich längst aufgelöst haben würde.

Konjunktiv, du alter Mann, zieh mal lange Hosen an.

Hatte er aber nicht, der Stau, weder lange Hose noch sich aufgelöst, und darum tat er, was er am besten konnte: Uns ausbremsen. Mitten im Tunnel. Nicht lustig das.

Etwa eine Viertelstunde später löste er sich allmählich auf und ich schaffte es auf kurz nach 22 Uhr vor den Flughafen. Vor lauter Nervosität und Vorfreude hatte ich nämlich die Sache mit den Parkhäusern nicht so richtig begriffen, den Abzweig verpasst und parkte nun, vorerst, mal auf den ‘Fünf Minuten gratis’-Parkplätzen vor den Ankunftshallen. Das Ticket, das ich an der Schranke gezogen hatte, legte ich auf das Armaturenbrett. Ich lief in die Halle und sah auf der Ankunftsanzeige, dass Irgendlinks Flugzeug soeben gelandet war. Ob ich wohl eine Viertelstunde auf dem Fünf Minuten-Parkplatz stehen konnte? Wie wollten die das überhaupt kontrollieren? Ich ging wieder zum Auto, rollte ein bisschen näher zur richtigen Türe und wartete, mal drinnen, mal draußen, mal in der Halle. Schließlich fragte ich einen freundlich aussehenden Ordnungshüter, wie lange ich hier maximal warten dürfe. Er sagte, dass ich solange warten könne, wie ich wolle, aber dass es dann ziemlich teuer werden könne. Eine Minute koste einen Franken. Das hier seien wohl die teuersten Parkplätze der Schweiz. Ich schluckte schwer. Wo kann ich denn sonst hin?

Er erklärte mir, dass ich entweder aus der Schranke raus − inklusive vorheriges Nachzahlen natürlich − ins Parkhaus fahren oder aber die ganze Runde wiederholen könne, sooft ich wolle, denn dieser Fünf Minuten-Bereich sei als Runde angelegt. Ich könne rein und raus, sooft ich wolle. Ich beschloss, es war schon so zwanzig nach zehn und von Irgendlink hatte ich erst eine SMS bekommen, dass es noch dauern werde, erhalten, auf die Zähne zu beißen, die achtzehn Franken zu zahlen und ins Parkhaus 3, wie der nette Ordnungshüter mir empfohlen und wohin er mir den Weg erklärt hatte, zu fahren. Kaum dort, im Untergeschoß, rief Irgendlink an. Er sei vor der Ankunftshalle. Also genau dort, wo ich vor zwei oder drei Minuten meine horrende Nachzahlung geleistet hatte.

Jetzt fing das Verwirrspiel erst an, denn ich wusste vorerst nicht, wo ich war. Irgendwo auf dem Flughafen, klar, aber in einer für mich nicht nachvollziehbaren Distanz oder Nähe zu Irgendlink. Als ich endlich eine ‘Sie befinden sich hier’-Tafel fand, wurde es ein bisschen einfacher. Oder noch komplizierter. Wir beschlossen, uns vor den Lifts auf meiner UG-Ebene zu treffen. Sein Lift konnte aber nur aufwärts, nicht abwärts. Seltsam. Dann konnten es nicht diese Aufzüge auf meiner Tafel sein, die rauf und runter konnten. Wieder telefonierten wir.

Ich schlug vor, dass er auf mich warten solle. Zumal er das ganze sperrige Gepäck − dazu das Rad kartonverpackt − zu schieben hatte. Und endlich begriff ich die traurige Wahrheit: Ich war in einem anderen Gebäude. Getrennt von ihm durch eine Straße. Eben jene, an der ich vor zehn oder fünfzehn Minuten gestanden hatte. Und als ich das endlich begriffen hatte, ja, da waren es wirklich nur noch ein paar Schritte. Zuerst wieder am netten Ordnungshüter vorbei über die Straße, dann durch die automatische Türe und schließlich in Irgendlinks offene Arme.

Hach.

Zurück, wieder am Ordnungshüter vorbei, diesmal Daumen-hoch- und Victory-Zeichen machend, in das Gebäude mit den Parkhallen galt es, meine Spur, die ich vorhin ziemlich wirr und im Zickzack gelaufen bin, wiederzufinden, denn die Brotkrümel hatten leider schon die Vögel weggepickt. Puh – war es hier? Bin ich so gekommen? Nein, hier war es. Ja. Und so fanden wir mein Auto wieder.

Das kartonverpackte Rad häuteten wir mit meinem Schweizermesser. Schlau, mein Liebster, wie er alles mit Haushaltfolie und Klebband umwickelt hatte, um es gut zu schützen. Schließlich lag alles am richtigen Ort und ich zahlte die auch hier, im Langzeitparking, nicht eben bescheidenen Gebühren. Irgendlink fuhr uns aus dem Flughafen-Areal heraus, immer Richtung Bern. Die Navi-Stimme befahl uns zwar auch diesmal wieder einen anderen Weg zu nehmen als durch den Gubrist, aber weil wir uns so viel zu erzählen hatten, ignorierten wir sie. Und landeten somit wieder im Stau. Diesmal war es aber egal. Und er war auch nicht ganz so lang. Und nicht im Tunnel. Und wir mussten schließlich heute nichts mehr. Wir hatten ja uns.

Gegen Mitternacht waren wir zuhause.

Happy End. It’s been a hard day’s night.

Und ja, es gibt echt bessere Gerüche als ungewaschene Europenner-Klamotten. Jetzt, gewaschen und sonnengetrocknet, riechen sie definitiv besser.

Pssst. Heute träumten wir von einer Blog-Reise-Radeltour zu zweit durch die USA … ich im Auto, er auf dem Radel. Und von tollen SponsorInnen träumen wir auch, die so etwas Verrücktes möglich machen.


+++ WICHTIGE INFO +++ WICHTIGE INFO +++

Das Flugzeug ist zum Glück nicht abgestürzt, dafür aber der Server, auf dem Irgendlink seine Blogs geführt hatte, das Irgendlink- und das Europenner-Blog sind quasi im digitalen Nirvana gelandet.

Vorläufig geht es hier weiter. Bitte klicken: https://irgendlink.wordpress.com/

Zwei Tipps fürs Auge und Gemüt

Gerne empfehle ich euch, mal wieder auf Pixartix, dem Bilderblog, vorbeizuschauen. Unser zweiter Drei Bilder-Zyklus hat bereits vor einem Monat begonnen und schon fünf KünstlerInnen haben ihre Bilder-Trilogien erzählt. Heute geht es weiter mit dem ersten Holzweg von Irgendlink.

Und wenn wir schon bei Irgendlinks Abenteuern sind. Er steht − nämlich, vermutlich oder vielleicht? − mal wieder in den Startlöchern für eine weitere Radreise. Diesmal mit Ziel Gibraltar. Seine Gedanken vor der Reise gibt es neu nicht auf dem Irgendlink-Blog, sondern hier:
⇒ europenner.de. ⇐

Jaaa, der Europenner lebt, man muss ihn nur zuweilen aus seinem Winterschlaf wecken.

Das doppelte Rheinfelden

Kurz nach drei Uhr stehen Freundin E. und ich auf dem gleichen Bahnhof, wo ich sie vor knapp zwei Tagen abgeholt habe. Eine wunderbare Zeit mit nährenden Gesprächen und viel zu kurzen Nächten haben wir zu zweit zusammen verbracht. Mit schönen Spaziergängen, lecker Essen und Trinken. Die feine Flasche Wein.

Urban ArtWalk Brugg | © by Sofasophia
Ein großes Geschenk ist solche Offenheit. Mein Herz ist weit, weich, dankbar und tut ein bisschen weh, wenn ich an den nahen Abschied denke.

Nun fährt sie also gleich zurück, nach Hause, nordwärts. Doch warum steht auf dem Ticket nicht die gleiche Abfahrzeit wie auf der Bahnhofsanzeige? Vier Minuten Unterschied? Ein Fehler bei der Deutschen Bahn, die das Ticket ausgestellt hat? Also wirklich! Ich checke mit meiner Bahnapp, wann der Zug, den wir hier erwarten, in Basel ankommt. Auch diese Zeit stimmt nicht mit den Zeiten auf E.s Ticket überein. Seltsam das. Auf einmal, es ist schon ein paar Minuten später, begreife ich: Wir sind am falschen Bahnhof!

Rheinfelden Schweiz und Rheinfelden Deutschland sind nämlich wie Lotte und Luise, bekannt als das doppelte Lottchen. Erich Kästner lässt grüßen. Doppelte Grenzorte gibt’s noch mehr hier in der Gegend. Auch Laufenburg und Basel gibt es ja sozusagen zweimal. Und nun das!? Ich hätte es wissen müssen!

Genau jetzt fährt E.s Zug ab. Aber nicht hier, sondern drüben, auf der anderen Seite, im andern Ort, auf der anderen Seite des Rheins. Mist aber auch! Hätte ich doch! Hätten wir doch! Dass ich das nicht gemerkt habe? Dass ich nicht mal geguckt habe?! Ich ärgere mich furchtbar. Freundin E. ist nur ganz kurz konsterniert, dann sofort lösungsorientiert. Wo kann ich den Zug, oder dann den nächstbesten, denn erwischen?

Mit dem Zug, der bald kommt, könnte sie zwar nach Basel Schweiz fahren, aber sie hat ja keine gültige Fahrkarte und müsste dort eh umsteigen, den Bahnhof, das Land wechseln und so weiter …

Wir gehen zurück zum Auto. Ich bitte meine Kartenapp, mich zum badischen Bahnhof Basel zu navigieren. Sie tut es, ob gern oder nicht ist mir egal. Schließlich sind wir dort. Keine Ahnung, was das neue Ticket kosten wird. Das Superbilligticket ist nun hinfällig und irgendwie finde ich das echt doof. Solche Geldverluste tun mir, auch wenn es andere trifft, immer furchtbar weh.

Doof ist auch (und ich gestehe, dass ich weit weniger gelassen bin als Freundin E.), doof ist auch, dass es keinen einzigen freien Parkplatz in der Ein- und Aussteigebucht am Badischen Bahnhof gibt. Ich kann das Auto also hier nicht stehen lassen. Eine Buße muss heute nicht auch noch sein, wo ich doch vorhin schon bei Dunkelorange über eine Kreuzung gebrettert bin.

Schweren Herzens lasse ich also meine liebe Freundin ziehen. Sie ist unglaublich zuversichtlich. Das wird schon!, sagt sie. Irgendwann werde ich daheim ankommen. Gut ist doch auch, dass es erst beim Heimweg passiert ist, das Malheur, und dass wir doch so viel Zeit zusammen hatten! Aber verflixt ist es ja schon, sagt sie nun. Auch diesmal ist U. krank geworden und konnte nicht dabei sein. Und auch diesmal gab’s bei mir eine Zugpanne.

Später, von daheim aus, rufe ich sie an. Sie sitzt bereits im Zug und wird mit diesem sogar früher als mit der billigen Verbindung daheim sein. Und das Sahnehäubchen: Beim Aufpreis war die Bahn mal wieder kulant und hat ihr nicht den ganzen Fahrpreis verrechnet. Hut ab, Deutsche Bahn!

Gute Fahrt, liebe E.!

Schweden im Rückspiegel #1 | Hinreise, Örebro & Uskavi

Hier zeigen ich euch ein paar Bilder von Schweden. Unter uns gesagt: Ich mache das in erster Linie für mich. Zur Erinnerung. Für den Alltag. Zum Innehalten.

Hinreise & die ersten zwei Tage in Örebro

 

Reise nach Uskavigården & die Tage am Uskavi-See

(Groß/Galerieansicht durch Draufklick)